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Das nächste Nordderby am Sonntag in Hamburg

Bundesliga

Das nächste Nordderby am Sonntag in Hamburg

Nachdem der THW Kiel am Dienstag das 79. Landesderby gegen die SG Flensburg-Handewitt für sich entscheiden und die ersten Punkte der Bundesligasaison einfahren konnte, wollen die „Zebras“ am Sonntag nachlegen. Die Partie beim HSV Hamburg wird um 17.15 Uhr in der o2-World angepfiffen, Sport1 überträgt live.

Hickhack um die Lizenz

Auf der Rückraummitte blühte Kentin Mahé zuletzt auf.Turbulent ging es beim Handballverein aus der Hansestadt schon immer zu, aber die letzten Monate toppten alles bisher Dagewesene. Nachdem die Lizensierungskommission der Handball-Bundesliga den Hamburgern am 1. Juli in dritter Instanz dann doch noch die Genehmigung zum Spielbetrieb in der stärksten Liga der Welt gewährte, weil Andreas Rudolph sich schließlich doch noch einmal dazu bereit erklärte, sein Lieblingsspielzeug finanziell zu unterstützen, atmeten die verbliebenen Spieler auf. Und auch THW-Trainer Alfred Gislason freute sich über den Verbleib des lokalen Konkurrenten: „Dieser Verein ist wichtig für den Handball und die Liga. Außerdem kenne ich einige Spieler wie Jogi Bitter sehr gut, für die hat es mich auch gefreut.“ Andere Trainer hingegen sahen dies deutlich kritischer, denn durch die späte Lizenzentscheidung spielen in dieser Saison nun erstmals 19 Mannschaften in der DKB Handball-Bundesliga. Mindens Goran Perkovac wurde besonders deutlich: „HSV Handball hat es nicht verdient in der Liga zu bleiben, weil man so nicht wirtschaften kann.“ Viele HSV-Fans und auch Vereinsmitglieder stimmen dem GWD-Coach kurioserweise zu und hätten einen totalen Neuanfang ihres Vereins in der dritten Liga präferiert.

Neuanfang an der Elbe

Aber auch so hat sich einiges geändert beim HSV Handball, der seinen Etat um über ein Drittel auf nun rund sechs Millionen Euro reduzieren musste. Und der Verein kam in der Sommerpause erst langsam in die Gänge, seine neue Saison zu planen. Mit Domagoj Duvnjak, Joan Cañellas (beide bekanntermaßen zum THW Kiel), Blazenko Lackovic (Vardar Skopje), Zarko Markovic (Al-Jaish, Katar), Marcus Cleverly (Kolding) und Andreas Nilsson (Veszprem) verließen gleich sechs Profis den Verein, der zumindest die ausgelaufenen Verträge mit seinen Identifikationsfiguren Torsten Jansen, Matthias Flohr und Stefan Schröder sowie mit dem Abwehrrecken Davor Dominikovic verlängern konnte.

Talente, Ex-Nationalspieler und No-Names

Kevin Schmidt ist der prominenteste Neuzugang beim HSV.Bei den Neuzugängen tat sich der Verein, der aufgrund der angespannten Finanzlage keine Topstars mehr an die Elbe holen konnte, zunächst schwer: Junioren-Nationalspieler Alexander Feld kam aus Leipzig, zudem wurden Rückraumspieler Tim Stefan und Kreisläufer Tim-Oliver Brauer aus dem eigenen Nachwuchs hochgezogen. Mit Linksaußen Kevin Schmidt, der sich bei den Vertragsverhandlungen mit seinem Ex-Club HSG Wetzlar vergaloppiert hatte, stieß wenig später ein ehemaliger Nationalspieler zum Team. Und für den Rückraum wurde der HSV Hamburg erst kurz vor dem Pflichtspielstart fündig: Der rumänische Rückraumkanonier Alexandru Viorel Simicu (kam aus Constanta) und der schwedische Spielmacher Richard Hanisch (zuletzt Hammarby) waren zuvor nur Handballexperten ein Begriff, doch immerhin sind die Hansestädter nun auf fast allen Positionen mindestens doppelt besetzt. Auf fast allen, denn Linkshänder Adrian Pfahl steht im rechten Rückraum noch immer allein da. Allen Unkenrufen zum Trotz verfügt der HSV Hamburg aber damit auch in dieser Saison über eine starke und eingespielte erste Sieben, in der der Franzose Kentin Mahé in der Mitte die Fäden ziehen darf.

Christian Gaudin der neue Trainer

Christian Gaudin erhielt in Hamburg einen Einjahres-Vertrag.Die größte personelle Veränderung gab es aber an der Seitenlinie: Martin Schwalb, mit kurzer Unterbrechung seit 2005 als Trainer für den HSV Hamburg tätig, hatte sich endgültig mit Andreas Rudolph überworfen. Spätestens nach Schwalbs tragischem Herzinfarkt am 3. Juli stand fest, dass die Mannschaft einen neuen Coach bekommen würde. Während Schwalb eine Woche später die Intensivstation verlassen konnte, präsentierte der Verein mit dem Franzosen Christian Gaudin seinen Nachfolger. Der einstige Weltklasse-Torhüter, der in der Bundesliga für den VfL Hameln (1997-99) und den SC Magdeburg (1999-2003) auflief und dort jeweils von Alfred Gislason trainiert wurde, betreute seit 2006 den französischen Erstligisten Saint Raphaël Var HB und erarbeitete sich den Ruf, aus wenigen finanziellen Mitteln und mit viel jungen Talenten den größtmöglichen Erfolg zu schaffen.

Unentschieden zum Auftakt

Alexandru Simicu erzielte zum Auftakt in Gummersbach drei Treffer.Beim HSV Hamburg hofft Gaudin darauf, dass die Fans und seine Bosse Geduld besitzen: „Wir stehen vor einem Neuanfang. Wir haben das Ziel, schnell stabil zu werden. Das braucht die Zeit, die wir nicht haben, aber wir werden fleißig sein.“ Zum Saisonauftakt am vergangenen Wochenende verbuchte die Mannschaft beim VfL Gummersbach immerhin einen Teilerfolg. Nach 15:12-Pausenführung endete die Partie schließlich 27:27 unentschieden. Dort zeigte sich, dass die zweite Reihe noch Zeit braucht, aber auch, dass Gaudin ihr dennoch bereits das Vertrauen schenkt. So steuerte Simicu bei seinem Bundesligadebüt gleich drei Treffer zum Punktgewinn bei, und auch Brauer konnte am Kreis bereits Akzente setzen.

Besonderes Spiel für drei Kieler

Henrik Toft Hansen erwarten Duelle mit seinem Bruder René.Für drei „Zebras“ ist die Partie am Sonntag in Hamburg eine ganz spezielle: Joan Cañellas und Domagoj Duvnjak treffen auf ihre einstigen Weggefährten. Vor allem der kroatische Welthandballer fiebert dem Duell entgegen: „Das Spiel am Sonntag wird für mich ein besonderes, ich habe fünf Jahre in Hamburg gespielt. Aber ich werde alles geben, um in diesem Trikot und mit dem THW Kiel dort zu gewinnen.“ Und auch für René Toft Hansen steht ein nicht ganz alltägliches Duell an, trifft er doch auf seinen jüngeren Bruder Henrik. Das Brüderduell gab es zwar bereits mehrfach in der dänischen Liga und bereits in der vergangenen Spielzeit bei den Derbys zwischen dem HSV und dem THW Kiel, doch dort stand der Hamburger noch im Schatten von Andreas Nilsson. Am Sonntag aber werden sich die beiden Toft Hansens in unzähligen Duellen einen Kampf um jeden Zentimeter am Kreis liefern.

TV-, Radio- und Internet-Tipps

TV-Tipp: Sport1, 17.15 Uhr: HSV Hamburg - THW Kiel live Radio-Tipp: NDR 1 Welle Nord, ab 17.15 Uhr: Liveeinblendungen im laufenden Programm Ticker: www.thw-handball.de, www.dkb-handball-bundesliga.de

Kieler Nachrichten: HSV-Angriff noch immer eine Macht

Kiel. Der THW Kiel beim HSV Hamburg – das war in den vergangenen Jahren stets ein Klassiker in der Handball-Bundesliga. Doch nach der knapp vermiedenen Insolvenz und dem Lizenzgerangel der Hamburger stellt sich diesmal die Frage: Der verstärkte Handball-Meister beim geschwächten Fast-Zwangsabsteiger – ein Selbstgänger? „Mitnichten!“, sagt THW-Trainer Alfred Gislason vor dem Nordderby morgen (17.15 Uhr) in der Hamburg O2-World. „Die Hamburger haben immer noch eine sehr starke erste Sieben.“ Der schmaler gewordene Kader der Hamburger hat in der Tat immer noch klangvolle Namen zu bieten. Mit Johannes Bitter sichert einer der besten deutschen Keeper das Hamburger Tor. Auf den Außen agieren erfahrene Kräfte wie Torsten Jansen und Nationalspieler Kevin Schmidt (links) sowie Stefan Schröder (rechts). Am Kreis steht Henrik Toft Hansen, Bruder von Kiels Rene, der in der vergangenen Saison laut Gislason „bei seiner Klasse erstaunlich wenig Einsatzzeiten hatte“. Und im Rückraum ist mit Spielmacher Kentin Mahé, Pascal Hens und Adrian Pfahl eine sehr torgefährliche Achse am Werk. „Die erste Reihe ist sehr eingespielt, wird nach dem turbulenten Sommer noch enger zusammen gerückt sein. Das wird ein sehr enges Spiel“, sagt Gislason. Das Problem der Hamburger ist indes die Breite des Kaders. In der zweiten Reihe stehen vielfach nur junge Ergänzungsspieler. Allerdings konnte der HSV kurzfristig noch den rumänischen Rückraum-Riesen Alexandru Simicu verpflichten, der für einfache Tore ins Spiel kommen wird. Der Schwede Richard Hanisch, ebenfalls erst seit wenigen Tagen ein Hamburger, soll Mahé auf der Spielmacher-Position entlasten, braucht aber wohl noch etwas Einspielzeit. Trotz des spontan aufgestockten Kaders hat das Team von Neutrainer Christian Gaudin an diesem Wochenende das Problem eines Doppelspieltags. Gestern standen die Hamburger beim 23:23 gegen Hannover-Burgdorf auf der Platte, nur 45 Stunden später steigt das Topspiel der Bundesliga. „Damit müssen wir leben. Als Spieler habe ich selbst Welt- und Europameisterschaften gespielt, wo der Rhythmus ähnlich ist. Der Zeitpunkt dieses Doppel-Spieltags ist ein bisschen früh in der Saison und die Regeneration kurz, aber das ist nun mal so“, sagt Gaudin. Der THW hatte dagegen nach dem Sieg gegen Flensburg fünf Tage Zeit zum Regenerieren. Für Aron Palmarsson könnte allerdings auch das noch zu kurz sein. „Die Situation ist unverändert. Wegen der Oberschenkel-Zerrung konnte er noch nicht wieder trainieren. Sein Einsatz entscheidet sich im Abschlusstraining“, sagt Gislason. Die Lenkung des Spiels wird daher wieder Domagoj Duvnjak übernehmen müssen, der wie sein Rückraum-Kollege Joan Canellas in Hamburg auf seine Ex-Kollegen trifft. „Ich glaube nicht, dass sie diese Situation beeinflussen wird. Beide haben noch genug damit zu tun, sich auf unser Spiel zu konzentrieren. Bis sie alle Abläufe kennen, dauert es noch einige Wochen“, glaubt der THW-Trainer. Duvnjak freut sich auf jeden Fall auf ein Wiedersehen: „Ich habe in Hamburg viele tolle Jahre gehabt und werde jetzt gegen Freunde spielen. Es ist gut für den deutschen Handball, dass der HSV in der Liga geblieben. Aber ich bin jetzt in Kiel und will mit dem THW Titel gewinnen.“ (von Ralf Abratis, aus den Kieler Nachrichten vom 30.08.2014)