fbpx

THW am Sonntag zu Gast in Minden

Bundesliga

THW am Sonntag zu Gast in Minden

Die Handballer des THW Kiel sehnen sich nach einer kleinen Verschnaufpause. Diese bekommen sie aber erst nach der Auswärtspartie am Sonntag bei GWD Minden, dem zehnten Pflichtspiel innerhalb von viereinhalb Wochen. Die Partie in der Kampa-Halle wird um 15.00 Uhr angepfiffen, zeitnahe Informationen bekommen Sie im Internet im Liveticker auf der THW-Homepage und zusätzlich unter kiel-liveticker.de.

Minden will sich wieder etablieren

Das Ziel bei den Grün-Weißen aus Ostwestfalen ist klar: Nach dem deutlichen Abstieg 2010 als Tabellenletzter will sich GWD Schritt für Schritt wieder in der DKB Handball-Bundesliga etablieren. Die Schulden, die den Traditionsverein lange Jahre erdrückten, sind abgebaut, und sportlich hat sich Minden seit dem Wiederaufstieg 2012 gemausert. Nach 18 Punkten und dem späte gesicherten Klassenerhalt im Aufstiegsjahr reichte es in der vergangenen Saison bereits zu 24 Zählern – und das, obwohl das Team unter dem neuen Trainer Goran Perkovac eine gehörige Anlaufzeit benötigte: Nach zwölf Spieltagen hatten die bis dahin noch sieglosen Mindener nur vier Punkte auf dem Konto, aus den restlichen 22 Partien hamsterten sie dann aber respektable zwanzig dazu und hatten mit dem Abstiegskampf schon viele Wochen vor Saisonende nichts mehr zu tun.

Ziel: 30 Punkte

Kein Wunder also, dass Geschäftsführer Horst Bredemeier mit 30 Punkten ein ehrgeiziges Ziel für die aktuelle Spielzeit formulierte – und dies tat er sogar noch zu einem Zeitpunkt, als die Vereine mit 34 statt 36 Ligaspielen kalkulierten. Hinzu kommt, dass der Verein klangvolle Neuzugänge nach Ostwestfalen lotste: „Nach dem verpassten Wiederaufstieg 2011 haben wir der Mannschaft ein Gesicht gegeben, das heute noch zu erkennen ist. Und wir haben uns immer, wenn Verträge ausgelaufen sind, bemüht, die Mannschaft zu verbessern“, so Bredemeier.

Namhafte Neuzugänge

Auf dem Papier ist dies dem Verein auf beeindruckende Weise gelungen. Für den schwedischen Torhüter Anders Persson konnte mit dem Niederländer Gerrie Eijlers (kam aus Magdeburg) ein erfahrener Akteur verpflichtet werden, der mit dem sechsfachen Nationalkeeper Jens Vortmann ein starkes Gespann bildet. „Gerrie ist ein erfahrener Bundesligaspieler, der qualitativ in der Lage ist, fast im Alleingang Spiele zu entscheiden. Wir möchten in der neuen Saison einen schnellen Handball spielen und in dieses Konzept wird Gerrie sehr gut passen“, so Perkovac über seinen „Wunschspieler“. Am Kreis setzt GWD nach den Abgängen von Vignir Svavarsson (FC Midtjylland (Dänemark)) und Oliver Tesch (Friesenheim) einerseits auf Eigengewächs Nils Torbrügge, andererseits auf den Champions-League-erprobten Chilenen Marco Oneto, der zuletzt beim SC Magdeburg spielte und in Minden auch Abwehrchef Anders Oechsler (zurück nach Dänemark) ersetzen soll.

Mit positiven Gedanken in höhere Regionen

Miladin Kozlina gewann mit Celje 2004 die Champions League.Für den linken Rückraum wurde mit dem 31-jährigen Slowenen Miladin Kozlina ein weiterer ehemaliger Champions-League-Sieger verpflichtet. „Kozlina ist ein unglaubliches Kraftpaket, der uns in der Abwehr sicher weiterhilft. Vorne ist er eine sehr gute Ergänzung zu Nenad Bilbija“, so Perkovac, der sich ob dieser Neuzugänge im April sicher war, dass es in der Tabelle nach zwei 14. Plätzen bergauf gehen würde: „Mit Eijlers, Kozlina und Oneto sind meine drei Wunschspieler verpflichtet worden. Alle haben in ihren Karrieren schon einiges erreicht und viel Erfolg gehabt. Keiner hatte bislang etwas mit dem Abstieg zu tun. Diese positiven Gedanken sollen uns in höhere Tabellenregionen führen.“

Rückschlag durch zwei Kreuzbandrisse

Perkovac konnte zu diesem Zeitpunkt nicht ahnen, dass das Verletzungspech bei seiner Mannschaft so gnadenlos zuschlagen würde. Im Endspurt der vergangenen Spielzeit erwischte es erst Spielmacher Sjören Südmeier, wenige Wochen später auch noch Shooter Nenad Bilbija. Bei beiden Spielern lautete die Diagnose Kreuzbandriss, beide werden daher voraussichtlich erst nach der WM-Pause wieder eingreifen können. Dies veranlasste Bredemeier dazu, noch einmal den Markt zu sondieren und einen echten Mindener zurück ins Team zu holen: Arne Niemeyer durchlief einst die Jugendteams von GWD, avancierte als bester Feldtorschütze der Liga 2004 zum Nationalspieler und kehrte nach einer enttäuschenden Saison beim HSV Hamburg und fünf wechselhaften Jahren ausgerechnet beim Kreisrivalen TuS N-Lübbecke diesen Sommer zu den Grün-Weißen zurück. „Arne war vor seinem Weggang ein enorm wichtiger Spieler für uns. Wir hoffen darauf, dass er in einem Umfeld, in dem er sich wohlfühlt, wieder zu alter Stärke zurückfindet“, so Bredemeier.

Erst zehn Punkte gesammelt

Allerdings tut sich GWD Minden bislang noch schwer in dieser Saison. Zwar gelang am zweiten Spieltag mit einem 26:23-Erfolg im Derby beim TuS N-Lübbecke bereits der erste Sieg, doch besonders auswärts gab es sonst nichts mehr zu holen. Als Konsequenz steht die Mannschaft von Goran Perkovac nach 16 Spieltagen mit 10:22 Punkten mitten im Abstiegskampf und liegt derzeit nur aufgrund des besseren Torverhältnissen auf Platz 15 und damit über der roten Linie.

Nachverpflichtung Jernemyr

Ein Grund dafür ist sicherlich auch die weiterhin grassierende Verletzungsseuche: Nur wenige Spieler im Mindener Kader konnten bislang alle Pflichtspiele absolvieren, mit Regisseur Dalibor Doder, Linkshänder Christoph Steinert und Kozlina fielen immer wieder Schlüsselspieler aus. Daher wurde der vereinslose Montenegriner Drasko Mrvaljevic kurzzeitig für zwei Spiele reaktiviert, ehe vor zwei Wochen mit dem 38-jährigen Schweden Magnus Jernemyr für den länger ausfallenden Oneto ein weiterer ehemaliger Champions-League-Sieger geholt wurde. „Wir erhoffen uns, dass er mit seinem großen Erfahrungsschatz hilft, die Abwehr zu stabilisieren. Durch seine körperliche Präsenz wird es auch für unsere Torhüter leichter werden. Wenn wir eine stabile und starke Abwehr spielen können, eröffnet uns das natürlich mehr Möglichkeiten im Gegenstoß“, so Perkovac.

Minden immer für eine Überraschung gut

Bei Jernemyrs Debüt setzte GWD Minden sogleich ein Ausrufezeichen: Beim 36:30-Heimsieg war der HSV Hamburg in der Kampa-Halle chancenlos. Es war der bereits vierte klare Heimsieg für die Ostwestfalen, nachdem zuvor bereits Friesenheim (26:33), die Füchse Berlin (20:31) und der starke Aufsteiger HC Erlangen (25:29) mit einer Menge Frust, aber ohne Punkte die Heimreise antreten mussten. Der THW Kiel sollte daher gewarnt sein, wenngleich er die letzten sieben Gastspiele bei GWD Minden allesamt gewinnen konnte. Insgesamt steht am Sonntagnachmittag das 57. Ligaduell der Traditionsclubs an. Von den bisherigen Vergleichen gewannen die „Zebras“ 41, Minden behielt 14 Mal die Oberhand. Die Gastgeber wollen aber bis zur WM-Pause den Abstand zum Mittelfeld verkürzen: â€žWenn wir bis zur Pause 14 Punkte haben ist das gut, 15 wären sogar sehr gut“, so Perkovac, der sich auf das Spiel gegen den dreimaligen Champions-League-Sieger freut: „Spiele gegen Top-Mannschaften machen immer Spaß. Es ist wichtig, dass wir auf uns selbst schauen und nicht zu sehr auf den Gegner. Wenn wir das schaffen, dann können wir auch eine gute Leistung bringen.“ Seine Mannschaft hatte sich am Dienstag bei einem Testspiel gegen den Oberligisten Ahlener SG warm geworfen: Beim 38:23-Erfolg erzielten Arne Niemeyer, Moritz Schäpsmeier und Aleksander Svitlica jeweils sechs Treffer. Die Schiedsrichter am Sonntag in der Kampa-Halle sind Thomas Hörath und Timo Hofmann. Bewegte Livebilder von der Partie wird es leider nicht geben, doch zeitnahe Informationen im Internet bietet unter anderem der Liveticker von kiel-liveticker.de.

KN: Stürmt der THW auch die Kampa-Halle?

Kiel. In der Halle hat Handballmeister THW Kiel mittlerweile in die Spur gefunden, auch in der morgigen Partie beim heimstarken Liga-15. GWD Minden (15 Uhr) gelten die Zebras als Favorit. Einzig das Reisen geht ihnen noch nicht so leicht von der Hand. Jüngstes Beispiel: Nach dem 34:30 (14:11)-Sieg in der Champions League bei Naturhouse La Rioja hatte am Donnerstagabend die Hälfte des Teams beim Umsteigen in Frankfurt das Flugzeug bestiegen, als sie ihre Sitze wieder räumen mussten – die Maschine konnte wegen eines Triebwerkschadens nicht starten. Nach Minden reisen die Kieler mit dem Bus. Und weil sie das wegen der kurzfristig auf 15 Uhr vorverlegten Anwurfzeit schon heute Nachmittag machen werden, dürfte eine rechtzeitige Ankunft in der ausverkauften Kampa-Halle gewährleistet sein. Ob Andreas Palicka seine Kollegen begleitet, entscheidet sich kurzfristig. Die Spanien-Reise hatte der Torhüter gestrichen, nachdem er sich am Sonntag beim Heimsieg gegen den VfL Gummersbach verletzt hatte. Eine Szene, in der nicht nur der Schwede eine Zeitreise unternahm. Im März 2009 waren ihm während seines Aufwärmprogramms für ein Länderspiel gegen Mazedonien zwei Muskeln vom Sitzbein abgerissen. Im Gummersbach-Spiel fühlte er sich im ersten Moment an diese schwere Verletzung erinnert. Unmittelbar nach seiner Einwechslung in der 47. Minute wehrte er im Spagat einen Wurf von Christoph Schindler ab. Als er aufstand, habe er sofort einen starken Krampf verspürt. „Das war ein Schock für mich, schließlich kenne ich nur schwere Verletzungen“, sagte Palicka. „Aber dann ist mir klar geworden, dass ich gar keinen Krampf bekommen kann, wenn die Muskeln abgerissen sind.“ Gestern konnte der 28-Jährige über die Szene, die in der Halle minutenlang für eine gedrückte Stimmung gesorgt hatte, schon wieder lachen. „Ich habe zuletzt sehr gut trainiert, aber ein Risiko gehe ich auf keinen Fall ein.“ Er sei sich aber sehr sicher, spätestens im Heimspiel gegen die TSV Hannover-Burgdorf (14.12.) wieder zwischen den Pfosten zu stehen. Ein Spiel, in dem auch Kapitän Filip Jicha nach dreimonatiger Verletzungspause (Operation am Sprunggelenk) sein Comeback geben will. Einen Einsatz des Tschechen in Minden schloss Trainer Alfred Gislason aus. „Er kann gerne mitkommen, wenn er die Mannschaft begleiten möchte. Aber ein Einsatz kommt noch zu früh“, sagt der Trainer, der großen Respekt vor dem Gegner hat, der in eigener Halle auch schon die Füchse Berlin (30:21) und zuletzt den HSV Hamburg (36:30) besiegt hat. „Ich erwarte ein hartes Spiel, besonders zu Hause geht Minden sehr aggressiv zur Sache.“ Er hoffe, dass die Unparteiischen diese Partie auf „Bundesliga-Niveau leiten“. An das Gespann Thomas Hörath/Timo Hofmann hat der THW Kiel keine gute Erinnerungen, pfiffen sie doch auch das Auswärtsspiel gegen HBW Balingen-Weilstetten, in dem die Zebras beide Punkte und Spielmacher Aron Palmarsson verloren, der innerhalb weniger Minuten drei Zeitstrafen kassierte. GWD Minden verstärkte seine Defensive unlängst mit dem schwedischen Abwehrspezialisten Magnus Jernemyr (38), der sich im Dress des FC Barcelona bereits intensive Duelle mit den Kielern geliefert hat. GWD-Trainer Goran Perkovac war im Vorfeld darum bemüht, seinen Schützlingen den Druck zu nehmen. „Spiele gegen Top-Mannschaften machen immer Spaß, wir müssen nur auf uns schauen.“ Ein sinnvoller Hinweis, denn blickt das Team um den genialen Spielmacher Dalibor Doder auf die Bilanz gegen den THW, muss es lange blättern, um ein Erfolgserlebnis zu finden: Im Februar 2006 gelang der letzte Heimsieg (32:30), die folgenden 13 Pflichtspiele gegen die Zebras verloren die Ostwestfalen. Sollte diese Serie der Gäste reißen, müssen sie trotzdem nicht um ihren Kurzurlaub fürchten. Gislason, der nach Ungarn fliegt, um dort die fehlenden Scheine für sein Zertifikat als „Mastercoach“ einzusammeln, versprach drei freie Tage. Nach einer letzten Trainingseinheit am Montagvormittag, die sein Assistent Jörn-Uwe Lommel leiten wird, haben die Zebras bis Donnerstagvormittag Auslauf. (von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 06.12.2014)