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Kantersieg im Spitzenspiel: 31:20 gegen die Löwen!

Bundesliga

Kantersieg im Spitzenspiel: 31:20 gegen die Löwen!

Der THW Kiel hat das Spitzenspiel der DKB Handball-Bundesliga überlegen gewonnen: Die "Zebras" deklassierten vor 10.285 Fans im ausverkauften Hexenkessel Sparkassen-Arena die Rhein-Neckar Löwen  mit 31:20 (12:9). Grundlage des Sieges, durch den die Kieler den Rückstand auf den Tabellenführer auf zwei Punkte reduzierten, war eine überragende Abwehr um den starken Niklas Landin (20 Paraden). Beste Torschützen in einer leidenschaftlich kämpfenden "Zebraherde" waren Joan Canellas (9) und Christian Dissinger (8).

Dahmke muss passen

10.285 Fans in der seit Monaten ausverkauften Sparkassen-Arena, mehr als 100 Medienvertreter und zwei Mannschaften, die heiß auf dieses Duell waren: Schon weit vor dem Anpfiff war eine prickelnde Spitzenspiel-Atmosphäre zu spüren. Allerdings musste THW-Trainer Alfred Gislason noch vor dem Anpfiff zwei Hiobsbotschaften verkraften: Der angeschlagene Domagoj Duvnjak meldete sich zwar einsatzbereit, sollte aber nur spielen können. Und beim Warmmachen knickte auch noch Rune Dahmke um: Der Kieler Nationalspieler versuchte es, traf zum 1:0 und musste nach 22 Minuten doch passen. Für ihn rückte Dragos Oprea nach, der sich nach der Partie emotional von den THW-Fans verabschiedete. "Ich bin stolz, dieses Trikot getragen zu haben." Nach der Rückkehr von Dominik Klein endet "Dodos" Hilfe für den Rekordmeister nach dem Spiel beim Bergischen HC.

Canellas in Top-Form

Für Duvnjak rückte schnell ein Akteur in den Fokus, der in den vergangenen Wochen nicht immer glücklich mit seinem Spiel war: Joan Canellas. Der Spanier drückte dem Kieler Angriff von Beginn an seinen Stempel auf, bediente Marko Vujin zum 2:2, traf per Gegenstoß zum 3:3 und kurz darauf zum 4:3. Nach Sigurmannssons erneutem Ausgleich netzte Canellas einen unglaublichen Knickwurf bei angedrohtem Zeitspiel ein. Einfach stark. Wie die Kieler Abwehr. Die hatte sich mit Erlend Mamelund und Rene Toft Hansen im Mittelblock auf die defensive 6-0-Linie zurückgezogen und machte einen unglaublichen Job. Löwen-Kreisläufer Rafael Baena kam kaum zum Zug, und auch die Laufwege des starken Mannheimer Rückraums um Motor Andy Schmid wurden eingeengt.

Oprea trifft mit erstem Ballkontakt

Hinter der leidenschaftlich kämpfenden Defensive stand Niklas Landin: Der ehemalige Löwe machte eine ganz starke Partie. Er bediente Niclas Ekberg mit einem weiten Pass zum Traum-Gegenstoß (6:5), dem Canellas das 7:5 folgen ließ. Angetrieben von niemals nachlassenden Fans traf Dissinger im Nachsetzen zum 8:5, und Ekberg nach erneutem Landin-Pass sogar zum 9:5 (19.). In Unterzahl fischte sich Landin einen Groetzki-Ball und einen Gegenstoß von Guardiola. Trotzdem verkürzten die Gäste auf 8:10 - wieder traf Gensheimer-Vertreter Sigurmannsson. Gislason nahm die Auszeit und brachte Dragos Oprea: "Dodo" führte sich mit dem 11:8 klasse ein. 

Dominik Klein bedankt sich für Unterstützung

Nach dem letzten THW-Heimspiel 2015 bedankte sich Dominik Klein in seinem letzten THW-Jahr, Kapitän Rene Toft Hansen hatte ihm den Vortritt am Mikrofon gelassen, bei allen Fans und Partnern des THW Kiel für die großartige Unterstützung in diesem Jahr, das im Gewinn des 20. Meistertitels seinen großen Höhepunkt hatte. Klein wünschte allen Fans des Rekordmeisters ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch: "Wir sehen uns im kommenden Jahr - dann greifen wir gemeinsam wieder an!" Zuvor müssen die Kieler aber noch eine wichtige Auswärtspartie bestreiten: Am 27. Dezember (18:15 Uhr, live in Sport1 und im Ticker auf der Homepage) geht es in der Kölner Lanxess-Arena vor mehr als 12.000 Zuschauern gegen den Bergischen HC. Auf geht's, Zebras!

12:9 zur Pause

Nach Baenas 9:11 hatten die Löwen durch Groetzki im Gegenstoß die Chance, auf ein Tor zu verkürzen. Doch Landin hielt auch diesen freien Ball. Bitter für die Gäste: Nach dieser Aktion musste Groetzki mit Verdacht auf einen Muskelfaser- oder Bänderriss raus. Canellas jagte den Ball kurz darauf via Innenpfosten zum 12:9 in die Maschen - doch den "Löwen" blieben gut 30 Sekunden, um selbst noch einen Treffer zu erzielen: Diesen ließ die THW-Abwehr aber nicht zu, nicht einmal ein Wurf auf das Kieler Tor gestatteten die kämpfenden Zebras, die somit mit einer 12:9-Führung in die Pause gingen. Dafür gab's Szenenapplaus von den Rängen.

THW zieht davon

Der Kieler Handball-Rausch begann gleich nach Wiederanpfiff: Hauptdarsteller war Christian Dissinger. Der 24-Jährige hatte im ersten Durchgang oft mit seinem Wurfpech gehadert, jetzt drehte der Nationalspieler auf. Mit dem ersten Angriff erhöhte er auf 13:9, dann jagte er bei angedrohtem Zeitspiel eine echte Fackel in den Winkel. Das machte Eindruck. Nach einem Ballgewinn sah die Löwen-Bank die Gelbe Karte, die den THW wieder in Ballbesitz brachte. Canellas bedankte sich mit dem 15:9 (34.) - die Kulisse tobte. Auch, weil Weinhold für zwei Minuten zusehen musste. Die Löwen reagierten eiskalt und verkürzten durch Schmid und einen Rückraum-Kempa von Reinkind auf 11:15.

Jubel-Tollhaus Arena

Es sollte das letzte Aufbäumen des Tabellenführers gewesen sein: Dissinger jagte den Ball zum 16:11 in die Maschen, und nach Steinhausers Stürmerfoul bediente Landin Vujin zum 17:11 - längst hatte sich die Sparkassen-Arena zu einem Jubel-Tollhaus entwickelt. Das beeindruckte auch die Löwen - nachdem Appelgren Dissingers Wurf pariert hatte, landete der Abpraller bei Dragos Oprea: 18:11 (39.). Stück für Stück zogen die "Zebras" den "Löwen" den Zahn, jubelten, feuerten sich an und machten Druck. Den erwiderten die Fans von den Rängen mit einer wahren Endspiel-Stimmung am 19. Spieltag.

Pirouetten-Treffer von Joan Canellas

Baena und du Rietz versuchten sich mit dem 13:18 als Stimmungsdämpfer - aber ohne Erfolg. Vujin traf vom Siebenmeterstrich. Und dann kam in Person des Kapitäns Rene Toft Hansen der Beweis für das Mehr an Leidenschaft und Einsatz, mit dem der THW die "Löwen" in die Knie zwang: Reinkind wollte sich einen Abpraller schnappen, rechnete aber nicht mit dem fliegenden Toft Hansen: Mit einem Hechtsprung eroberte der Däne den Ball, bediente im Fallen Niclas Ekberg, und der traf zum 20:13. Löwen-Coach Jacobsen versuchte es nun mit einer doppelten Manndeckung - doch ohne Erfolg. Joan Canellas hob im Rückraum ab, drehte sich um die eigene Achse und traf in Unterzahl nach dieser Pirouette mitten ins Löwen-Herz zum 21:14. 

Riesen-Party im Spitzenspiel

Die Gäste, ohne ihren emotionalen Leader Uwe Gensheimer und Patrick Groetzki, reagierten beinahe kopflos: Wenige Sekunden nach Canellas Kunststück hielt Landin die Schnelle Mitte von Mensah und bediente Ekberg zum 22:14, in Unterzahl traf Dissinger von Halbrechts zum 23:15 (48.), während Reinkind frei vor Landin auftauchend den Ball weit über das Tor drosch. Canellas bedankte sich mit seinem achten Treffer für die unfreiwillige Vorlage, Dissinger verwandelte einen Gegenstoß zum 25:15 (50.) - jetzt riss es auch den letzten Fan vom Sitz. "Oh, wie ist das schön" hallte bereits zehn Minuten vor dem Ende durch die Arena, die sich für eine lange Spitzenspiel-Party rüstete. Die heizte Dissingers Tor von der eigenen Neunmeter-Linie in den leeren Löwen-Kasten an (54.) - beim 29:17 war der höchste Abstand erreicht. Fans und Spieler feierten ausgelassen mit einem Jubelkreis einen Kantersieg - ausgerechnet im Spitzenspiel!