fbpx

Sieg zum Jahresausklang: Nach Schock noch 31:28 beim BHC

Bundesliga

Sieg zum Jahresausklang: Nach Schock noch 31:28 beim BHC

Es sollte ein toller Jahresausklang für den Handball werden: Mehr als 13.000 Fans waren zum "Christmas Fight" in die Lanxess-Arena gekommen, um die Partie des Bergischen HC gegen den THW Kiel zu verfolgen. Doch dann verletzte sich Rene Toft Hansen schwer am Knie, und die eh schon personell gebeutelte Zebraherde musste nach einem bis dato souveränen Auftritt noch um die zwei Punkte bangen. Am Ende aber setzten sich die Kieler mit unglaublichem Willen doch noch mit 31:28 (15:10) durch und freuten sich über den Sieg und den ersten THW-Einsatz von Torsten Jansen. Niklas Landin parierte unter anderem drei Siebenmeter, beste Torschützen waren Niclas Ekberg (7/3) und Domagoj Duvnjak (6).

Große Sorgen schon vor dem Spiel

THW-Trainer Alfred Gislason hatte schon vor dem Spiel in Köln große Sorgen: Neben Dominik Klein und Patrick Wiencek fehlten auch Joan Canellas (Hexenschuss) und Rune Dahmke (Probleme im Sprunggelenk) in der Domstadt. So musste Domagoj Duvnjak, der seit Wochen mit einem Bänderriss spielt, auch in der letzten Partie des Jahres durchhalten, zudem rückte Dragos Oprea wieder in die Startformation. Zudem hielt sich Torsten Jansen bereit, der nach langer Leidenszeit erstmals im Kader stand und nach 50 Minuten sein Debüt im THW-Dress feierte. Beim Bergischen HC meldeten sich rechtzeitig vor der Partie vor der vereinsinternen und Saison-Rekordkulisse von 13.380 Fans die Leistungsträger Arnor Thor Gunnarsson und Viktor Szilagyi zurück. 

7:3 nach 18 Minuten

Bis zu diesem Moment hatten die Fans in der Lanxess-Arena einen holprigen Start beider Mannschaften und einen zunehmend souveräner agierenden THW Kiel gesehen. Als Szilagyi in der 14. Minute eine siebenminütige Komplett-Torflaute beider Teams mit seinem Treffer zum 3:3 beendete, nahmen die "Zebras" richtig Schwung auf: Dragos Oprea traf in seinem letzten THW-Spiel zum 4:3, klaute danach in der Abwehr einen Ball und bediente Ekberg. Der Schwede, zuvor mit einigen vergebenen freien Chancen, wuchtete den Ball zum 5:3 ins Tor. Kurz darauf bediente Landin erneut den Kieler Rechtsaußen, und Christian Dissinger tankte sich durch: Mit dem 4:0-Lauf zum 7:3 waren die Kieler in der Spur.

Schwere Verletzung von Rene Toft Hansen

Geschockt reagierten die Zebras, ihre Fans in Köln und vor den Bildschirmen deshalb auf die Aktion in der 36. Minute: Weiß war gestolpert und unglücklich in den THW-Kapitän Rene Toft Hansen gefallen. Dieser schrie sofort auf und hielt sich das rechte Knie, in der Fallbewegung war sein Bein zuvor im 45-Grad-Winkel nach außen gedrückt worden. Minutenlang wurde der Kapitän auf dem Feld von THW-Physiotherapeut Maik Bolte, den Mannschaftsärzten des BHC und Sanitätern behandelt, ehe er auf einer Trage und unter dem aufmunternden Applaus der zuvor vollkommen stillen Zuschauer in die Kabine gebracht wurde. "Er hat mir noch auf dem Feld gesagt, dass im Knie wohl alles kaputt sei", erklärte ein sichtlich geschockter Alfred Gislason direkt nach der Partie.

Nationalmannschaften im Fokus

Nach dem Spiel in Köln gingen die "Zebras" getrennte Wege, denn ab sofort rücken die Nationalmannschaften in den Fokus: So beginnt die Vorbereitung auf die Europameisterschaft in Polen für die drei Kieler im DHB-Dress bereits am 28. Dezember, wenn Bundestrainer Dagur Sigurdsson seinen 18er-Kader mit Steffen Weinhold, Rune Dahmke und Christian Dissinger zum Lehrgang versammelt. Für den THW Kiel geht es erst am 10. Februar mit dem Heimspiel gegen den VfL Gummersbach weiter: Das erste von 14 Endspielen...

Fünf Tore Vorsprung zur Pause

Die Gastgeber, denen der Respekt vor der Kulisse zunächst deutlich anzumerken war, verpassten dann in Überzahl den Anschluss: Vujin verlud den starken Gustavsson im THW-Tor zum 9:5, Landin schnappte sich den freien Wurf von Hoße, und Dissinger netzte nach starkem Eins-gegen-Eins zum 10:5 ein. Als Duvnjak dann auch noch Toft zum 11:5 bediente, nahmen die Bergischen ihre erste Auszeit. Doch von dauerhaftem Erfolg war diese Maßnahme nicht gekrönt, weil die THW-Defensive jetzt sicher stand. Allerdings verpassten des die "Zebras", noch vor dem Wechsel für ganz klare Verhältnisse zu sorgen. Nach Duvnjaks Lattentreffer in der Schlussminute ging es mit einer 15:10-Führung in die Kabine.

BHC kommt heran

Nach dem Ausfall von Joan Canellas musste Domagoj Duvnjak ran: Mit sechs Treffer war er erneut der Motor des THW-SpielsNach dem Wechsel nahm die Partie Tempo auf: Sowohl der BHC als auch die Kieler gingen mit der Schnellen Mitte zu Werke, und die hatte in Steffen Weinhold ihre Speerspitze: Der Nationalspieler tankte sich zum 17:12 und 18:13 durch und war auch der erste, der nach dem Toft-Schock wieder den Weg zum Tor fand. Sein 20:15, das 21:16 des immer stärker werdenden Duvnjaks und Weinholds Gegenstoß zum 22:16 schienen den THW Kiel einem sicheren Sieg entgegen zu bringen. Denn der hielt den Vorsprung bis zu Anics 24:18 (42.) nach feiner Ekberg-Vorlage. Doch dann riss der Kieler Faden komplett: Mit einer 5:0-Serie aus schnellen Gegenstößen kam der Bergische HC binnen fünf Minuten auf 23:25 heran - der Hexenkessel war angefeuert.

THW kämpft sich zurück

Urplötzlich war aus einem souveränen Auftritt ein richtiges Kampfspiel geworden, in dem die "Zebras" noch einmal alles in die Waagschale werfen mussten: Marko Vujin bediente Anic zum 26:23, Landin parierte einen Gunnarsson-Strafwurf, und Ekberg verwandelte einen vom französischen THW-Kreisläufer herausgeholten Siebenmeter zum 27:23. Nach einer erneut starken Abwehraktion war es Duvnjak, der beim 28:23 (51.) wieder für ein wenig Ruhe sorgte. Doch der BHC hatte Lunte gerochen, nutzte jeden Kieler Fehler eiskalt aus. Mit einem Doppelschlag brachte Gunnarsson seine Farben zurück ins Spiel, ehe Vujin in Unterzahl von der Außenposition einen ganz wichtigen Treffer zum 29:25 (55.) landete.

Ekberg macht alles klar

Erst ein wenig Schatten, dann viel Licht: Niclas Ekberg war bester TorschützeNoch einmal hoffte der BHC nach Szilagyis Anschluss, dann holte Weinhold bei angedrohtem Zeitspiel im Eins-gegen-Eins einen Siebenmeter heraus. Diesen verwandelte erneut Ekberg sicher - zweieinhalb Minuten vor dem Ende konnte der THW Kiel angesichts einer 30:26-Führung zumindest in Sachen Punktekonto aufatmen. Mit einer starken Willens-Leistung hatten die "Zebras" den Schockmoment doch noch gerade rechtzeitig verdaut, um am Ende mit 31:28 (15:10) zwei ganz wichtige Zähler im Meisterschaftsrennen zu holen. Als Tabellenzweiter mit lediglich zwei Punkten Rückstand auf die Rhein-Neckar Löwen, aber personell auf dem Zahnfleisch kriechend, geht das Team des Rekordmeisters nun in die EM-Pause.