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26:18 – Starker THW stürzt die Füchse

Bundesliga

26:18 - Starker THW stürzt die Füchse

Der THW Kiel hat in der Bundeshauptstadt ein sportliches Ausrufezeichen gesetzt: Am Mittwochabend gewannen die "Zebras" das Spitzenspiel beim zuvor ungeschlagenen Tabellenführer Füchse Berlin souverän mit 26:18 (13:7) und stürmten damit ihrerseits die Spitze. Garant für den Erfolg war eine fantastische Abwehr, hinter der Niklas Landin und Andreas Wolff sich mehrfach auszeichnen konnten. Beste Torschützen vor 8.754 Zuschauern in der Max-Schmeling-Halle waren die beiden Österreicher Nikola Bilyk und Raul Santos mit jeweils fünf Treffern, für die Gastgeber erzielten Mattias Zachrisson und Steffen Fäth jeweils vier Tore.

Blitzstart der Kieler

Denn der THW Kiel war von Beginn an tonangebend, und ließ die zunächst mit den drei Rechtshändern Vukovic, Nenadic und Drux im Rückraum agierenden Füchse im Angriff nicht zur Entfaltung kommen. Mit einer 6:0-Deckung, die aber gerade gegen den letztjährigen Torschützenkönig Petar Nenadic entschlossen hinaus trat, ließen die "Zebras" bis zur siebten Spielminute keinen einzigen Gegentreffer zu. Dabei überstand der Rekordmeister gar eine frühe Zeitstrafe gegen Nikola Bilyk schadlos, auch weil Niklas Landin im Tor sofort präsent war und sogar einen Strafwurf Nenadics entschärfen konnte. Und vorne? Dort traf Domagoj Duvnjak schnell zum 1:0, und durch zwei von Patrick Wiencek erkämpfte und von Marko Vujin verwandelte Siebenmeter sowie einen Gegenstoß von Raul Santos legte der THW ein 4:0 vor.

Handball-Euphorie an der Spree

Nach dem Traum-Saisonstart mit dem erneuten Triumph beim "IHF Super Globe" in Katar, elf Pflichtspielsiegen in Folge und der damit verbundenen Tabellenführung in der DKB Handball-Bundesliga hofften Club und Fans der Füchse Berlin endlich mal wieder auf einen Coup gegen den Rekordmeister. Allerdings waren die direkten Vorzeichen aus Sicht der Gastgeber nicht ganz optimal, fielen doch mit Kent Robin Tönnesen und Europameister Fabian Wiede beide etatmäßigen Halbrechten aus. Auch lag der 30:29-Zittersieg bei der TSV Hannover-Burgdorf gerade mal 50 Stunden zurück, während die neuformierten "Zebras" immerhin fast vier Tage nach der knappen Champions-League-Niederlage in Barcelona pausieren konnten. Mit anderen Worten: Die Handball-Experten erwarteten in der Max-Schmeling-Halle einen spannenden Kampf auf Augenhöhe. Sie sollten sich täuschen.

Klare Halbzeitführung

Nenadic war in der siebten Minute schließlich der erste Fuchs, der Landin bezwingen konnte, und unter der Anfeuerung der eigenen Fans bissen sich die Gastgeber nach einer frühen Auszeit langsam in die Partie. Nun mit dem jungen Christoph Reißky im rechten Rückraum verkürzten die Außen Elisson und Zachrisson auf 4:6, ehe Nenadic in Unterzahl gar den Anschluss herstellte. Vorangegangen waren ein paar Ungenauigkeiten im Kieler Aufbauspiel sowie zwei Paraden Heinevetters gegen Vujin und Lukas Nilsson. Der THW Kiel wankte kurz, doch durch einen phänomenalen Schlagwurf Steffen Weinholds bei drohendem Zeitspiel verteidigte er seine Führung - und baute diese nur wenig später nach einem Stürmerfoul der Gastgeber durch einen Santos-Konter auf 8:5 aus. Das kurze Füchse-Momentum war verflogen, und während sich Vukovic bereits seine zweite Zeitstrafe einfing und Nenadic, Drux und Lindberg gar vom Siebenmeterpunkt an Landin scheinterten, erhöhten Nilsson, Weinhold und Santos mit einem tollen Dreher sogar für das 11:5 aus Kieler Sicht. Erst Drux konnte die zehnminütige Berliner Torflaute beenden, doch der Sechs-Tore-Vorsprung hatte auch bis zum Seitenwechsel bestand, weil Nikola Bilyk in der Schlusssekunde in Unterzahl das letzte sportliche Wort sprach.

Bilyk dreht auf

In der Max-Schmeling-Halle war es inzwischen merklich ruhiger geworden, doch der Lärmpegel sollte Anfang der zweiten Halbzeit wieder deutlich ansteigen: Füchse-Coach Erlingur Richardsson beorderte Nationalspieler Steffen Fäth in den linken Rückraum, und der aus Wetzlar gekommene Neuzugang vermochte die Kieler Deckung nun ein bisschen zu knacken. Mit zwei gewaltigen Sprungwürfen brachte er die Berliner wieder bis auf drei Tore heran und damit seiner Mannschaft und ihren Fans die Hoffnung zurück. Dies lag auch daran, dass Silvio Heinevetter zumindest in dieser Phase der Partie das Duell gegen Niklas Landin für sich entscheiden konnte. Dass der Kieler Vorsprung aber nicht weiter schmolz, dafür sorgte Nikola Bilyk nun fast im Alleingang: Der 19-jährige Österreicher traf zum 14:10, zum 15:11 und zum 17:13 und verpasste damit der Aufholjagd der Füchse immer wieder erhebliche Dämpfer.

Weiter geht's in Dänemark

Die Auswärtstournee mit insgesamt fünf Spielen in fremden Hallen führt die "Zebras" am kommenden Sonntag nach Dänemark: In der VELUX EHF Champions League treffen die Kieler erstmals auf den BSV Bjerringbro-Silkeborg, für den einst auch Niklas Landin im Tor stand. Anwurf in der Jysk-Arena in Silkeborg ist um 16:50 Uhr, Sky Sport zeigt die Partie, zu der die Kieler von rund 260 Fans begleitet werden, live. Auf geht's, Kiel!

Andreas Wolff wischt letzte Zweifel weg

Mittlerweile hatte Alfred Gislason auf den neuen Berliner Angriffsschwung reagiert und versuchte diesen mit einer 3:2:1-Deckung sowie Europameister Andreas Wolff zu bremsen. Mit Erfolg: Wolff war sogleich gegen Fäth und Reißky zur Stelle, während Niclas Ekberg im Nachwurf, René Toft Hansen vom Kreis und Duvnjak den Vorsprung beim 20:14 wieder in sicherere Bahnen leiteten. Noch waren aber 14 Minuten zu spielen, und die Füchse griffen noch einmal in die Trickkiste: Noch einmal mit Paul Drux, später gar mit Zachrisson auf der halbrechten Position versuchten sie die Kieler Abwehr aus dem Konzept zu bringen - doch es sollte ihnen nicht gelingen. Bilyk und Weinhold hielten mit ihren Treffern den Vorsprung aufrecht, und als dann Santos einen weiten Gegenstoßpass Heinevetters abfing, war auch beim letzten Füchse-Fan die Zuversicht auf etwas Zählbares erloschen. In der Schlussphase konnten sich dann vor allem noch Andreas Wolff auszeichnen, während Blazenko Lackovic noch zu einem Kurzeinsatz und einem Treffer kam. So stand letztlich ein deutliches 26:18 für den THW auf der Anzeigetafel, der damit die Füchse Berlin in der Tabelle der DKB Handball-Bundesliga überflügelte. Die beiden Vereine stehen jetzt punktgleich mit 12:2 Zählern an der Spitze, die Kieler besitzen aber das bessere Torverhältnis.