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Weiter geht’s in Coburg: Aufsteiger fordert den THW

Bundesliga

Weiter geht's in Coburg: Aufsteiger fordert den THW

Keine Zeit, den Sieg im Landes-Derby zu genießen: Am Dienstag setzen sich die "Zebras" in Richtung Coburg in Bewegung. In der über 600 Kilometer entfernten Stadt trifft der Rekordmeister Mittwoch um 20:15 Uhr auf den vor allem vor eigenem Publikum starken Aufsteiger HSC 2000 Coburg. "Wir haben den Fokus am Montag komplett auf das Coburg-Spiel gerichtet", sagt Kreisläufer Rene Toft Hansen. "Für uns gibt es jetzt nur noch diese Partie. Wir wollen Mittwoch gewinnen, und dafür müssen wir alles geben!" Fernsehbilder gibt es nicht, Informationen liefert der Liveticker auf der THW-Homepage.

Nächster Halt: Coburg

Für den Aufsteiger, der sich am letzten Spieltag der vergangenen Saison aufgrund des besseren Torverhältnisses gegenüber der TSG Ludwigshafen-Friesenheim das Ticket für das Oberhaus sicherte, ist der Auftritt des Rekordmeisters in der "Huk Coburg Arena" das "Spiel des Jahres", für den THW Kiel eine weitere Herausforderung auf fremdem Terrain - mitten in den "Derby-Wochen" im November. "Wir haben uns am Sonntagabend und am Montag vor dem Training noch über den Derbysieg gefreut", berichtet Steffen Weinhold. "Viel mehr Zeit blieb uns dafür nicht. Denn das nächste Spiel in Coburg fordert ebenso unsere volle Konzentration." Und so starteten die Kieler nicht einmal 15 Stunden nach dem Krimi gegen Flensburg mit der Vorbereitung auf die Auswärtspartie  in Oberfranken. "Wir müssen beim HSC genauso fokussiert auf den Erfolg sein wie gegen Flensburg", so der THW-Linkshänder. "Auf die Tabelle schauen wir nicht, nur auf unsere Leistung."

HSC 2000 ist angekommen

Tatsächlich scheint der HSC 2000 Coburg, vor der Saison von vielen Experten als Abstiegskandidat gehandelt, trotz des bisher letzten Tabellenplatzes angekommen zu sein in der "stärksten Liga der Welt." Dem sensationellen Auftaktsieg bei der MT Melsungen folgten allerdings acht Niederlagen, bei denen die Coburger auch ein wenig Lehrgeld zahlen mussten. Wie beim knappen 31:33 gegen den starken Tabellenfünften aus Leipzig oder dem 23:29 gegen die Füchse Berlin, denen der HSC 45 Minuten lang auf Augenhöhe begegnete. Am zehnten Spieltag feierten die Coburger dann ihren ersten Erstligaerfolg vor eigenem Publikum und damit auch den Anschluss an die Nichtabstiegsplätze. Gegen den HBW Balingen-Weilstetten gelang ein geschichtsträchtiger 24:19-Erfolg, der den Rückstand auf Platz 15 auf drei Punkte zusammenschmelzen ließ.

Bundesliga-Erfahrung verpflichtet

"Kampflos werden wir das Feld auf keinen Fall räumen", hatte Trainer Jan Gorr vor der Saison angekündigt. "Es wird einen spannenden Abstiegskampf zwischen fünf oder sechs Teams geben." Mit mannschaftlicher Geschlossenheit, einer gut funktionierenden Abwehr und dem effektiven Tempospiel, mit dem man den Aufstieg schaffte, wollen die Coburger jetzt die Klasse halten. "Wir leben von einem gewachsenen Kollektiv", so Gorr. Deshalb habe man bei den Verpflichtungen vor dieser Saison auch keinen "Star", sondern ehrgeizige Spieler geholt, "die uns als Mannschaft stärken". Erfahrenster Neuzugang ist Kreisläufer Sebastian Weber, der mit der Empfehlung von 116 Bundesliga-Spielen von der HSG Wetzlar nach Coburg kam. Auch die beiden Rückraumspieler Stefan Lex und Nico Büdel, beide kamen aus Friesenheim, wissen, worauf es in der "stärksten Liga der Welt" ankommt. Ärgerlich für den HSC, dass Tom Wetzel (vom TuS N-Lübbecke) wegen einer Sprunggelenksverletzung noch bis zum Rückrunden-Start fehlen wird. 

Tempospiel bringt viele Tore

Dass das Tempospiel der Coburger auch im Oberhaus erfolgreich ist, zeigt ein Blick auf die Tor-Statistik: Mit Steffen Coßbau (51 Treffer) und Florian Billek (46) gehen zwei Außen in dieser teaminternen Wertung voran, mit Romas Kirveliavicius (42), Büdel (40) und Lex (30) folgt die Rückraumreihe, die von Routinier Adnan Harmandic angeführt wird. Der 33-Jährige, der für sein Heimatland Bosnien-Herzegowina bereits 78 Länderspiele bestritt, kam 2015 aus Wetzlar zum HSC 2000. Auch ein ehemaliges "Zebra" wird am Mittwoch das gelbe Trikot tragen: Lukas Wucherpfennig durchlief von 2008 bis 2014 die Jugendmannschaften des THW, kam im September 2014 im Bundesligaspiel gegen die MT Melsungen zum Einsatz im THW-Trikot und erzielte zwei Tore. Über den "Umweg" zweite Liga ist Wucherpfennig nun angekommen im Oberhaus.

Mobiler Fanshop in Coburg

Die Fans ziehen mit in Coburg: Durchschnittlich 2967 Zuschauer entfachen in der 3.500 Fans Platz bietenden "Huk Coburg Arena" ein echtes Heimspektakel, am Mittwoch wird die Halle ausverkauft sein. Geleitet wird das erste Bundesliga-Duell beider Mannschaften, die im Pokal-Achtelfinale 2015/2016 schon ein Pflichtspiel gegeneinander bestritten (siehe Gegnerstatistik im THW-Archiv) und im Sommer in einem Testspiel aufeinandertrafen, von Martin Thöne und Marijo Zupanovic. Für THW-Fans vor Ort öffnet der mobile Fanshop seine Türen, der unter anderem Trikots und Schals des Rekordmeisters anbietet. Wer es nicht in die Coburger Arena schafft, kann sich im Liveticker auf der THW-Homepage über Zwischenstände informieren. Auf geht's, Zebras!

KN: Exkursion in den Derbywochen: THW in Franken

Kiel. Zwischen Kiel und Flensburg liegt Coburg: Der THW Kiel trifft heute (20.15 Uhr) in der Handball-Bundesliga in Franken auf den HSC 2000 Coburg. Beim Aufsteiger geht es für die Zebras darum, den Derbysieg gegen die SG Flensburg-Handewitt zu veredeln - ehe am Sonntag Landesduell Nummer zwei auf dem Programm steht. "Ich denke jetzt nur an Coburg", sagt THW-Kreisläufer René Toft Hansen. "Das Champions-League-Derby gegen Flensburg kommt noch früh genug." Die Partie beim Aufsteiger aus der Vestestadt ist für die Kieler zwar Pflichtaufgabe, "aber es ist ein sehr wichtiges Spiel, wir müssen dort den Derbysieg bestätigen", sagt Marko Vujin. "Sonst ist er nur die Hälfte wert", gibt auch THW-Coach Alfred Gislason zu bedenken, der einigen seiner Zebras eine "Schonzeit" verordnen wollte, am Dienstagnachmittag dann aber doch gezwungenermaßen nur mit 14 Akteuren in den Flieger von Hamburg nach Nürnberg stieg. Denn in Coburg, wo der THW im Pokal-Achtelfinale der vergangenen Saison das bisher einzige Pflichtspielduell mit 27:23 für sich entschied, müssen die Zebras neben dem Langzeitverletzten Christian Dissinger auch auf Nikola Bilyk verzichten, der Österreicher laboriert an einer Bänderüberdehnung im Bereich des Sprunggelenkes. "Für Sonntag ist die Prognose bei ihm noch offen", so Mannschaftsarzt Dr. Detlev Brandecker. Zudem ist Kreisläufer Ilija Brozovic (fiebriger Infekt) in Kiel geblieben. Während Minden (9:13 Punkte) und Erlangen (8:14) als Aufsteiger bis dato voll im Soll liegen, rangiert Coburg als schlechtester Liga-Neuling mit 4:18 Punkten am Tabellenende. Für Gislason ist dennoch Vorsicht geboten: "Der HSC hat eine gute Abwehr und viele bundesliga-erfahrene Spieler. Und wir dürfen Jan Kulhanek im Tor nicht warmschießen", sagt der Isländer. "Nach so einem Spiel wie gegen Flensburg müssen wir besonders konzentriert sein." Gislason kündigt an, "je nach Spielverlauf" personell rotieren zu wollen. So sei beispielsweise auch Blazenko Lackovic "in Abwehr und Angriff eingeplant". Wie ein Spiel aussehen kann, wenn Coburg sein Potenzial auf die Platte bringt, zeigte die Partie gegen Balingen: Zu Halbzeit führte der HSC mit 10:7, am Ende konnten die Franken mit 24:19 ihren ersten Heimsieg feiern. "Dieser Erfolg war nach unserer langen Durststrecke sehr wichtig", sagt Coburgs Trainer Jan Gorr. Nach dem Überraschungscoup zum Saisonauftakt, als der HSC bei der MT Melsungen gewann, musste der Neuling acht Niederlagen in Folge hinnehmen. "Vor allem das Heimspiel gegen Stuttgart hätten wir gern gewonnen, das war mit auf dem Zettel der Spiele, in denen wir uns höhere Chancen ausrechnen", erklärt Gorr. Doch Coburg scheint in der Liga angekommen zu sein, auch wenn Gorr sagt: "Der Unterschied zwischen uns und einigen Teams ist noch sehr groß." Gewaltiger als zum THW kann er wohl nicht sein: Aufsteiger gegen Rekordmeister, Tabellenführer gegen Schlusslicht - "Das ist naturgemäß eins der ganz besonderen Heimspiele", so der HSC-Coach. "Aber auch gegen den THW gehen wir nicht ohne Hoffnung ins Spiel." Die haben auch die 3500 Fans, die den HSC heute Abend nach vorn peitschen werden. "Unsere Zuschauer haben ein sehr gutes Gespür für die unterschiedlichen Voraussetzungen, schaffen eine tolle Atmosphäre, die uns sehr hilft", erklärt Gorr. Der Heimvorteil muss Coburg helfen, spielerische Defizite auszugleichen. "Wir haben im Positionsangriff nicht die Durchschlagskraft, die wir in der Bundesliga manchmal bräuchten", sagt der Coach. Der HSC setzt gegen die Zebras daher auf solide Deckungsarbeit und Tempospiel. "Wir waren immer nah dran, wenn unsere Abwehr funktioniert hat." Mit Steffen Coßbau und Florian Billek führen die Außen die interne Torschützenliste an und drücken in Zahlen aus, wie wichtig das Tempospiel für Coburg ist. "Wir dürfen gegen Kiel nicht in einen offenen Schlagabtausch geraten und ins offene Messer laufen", sagt Gorr. Genau das geschah gegen die Rhein-Neckar Löwen, die beim 31:19 in Coburg keine Probleme hatten. Das würde auch dem THW gefallen.