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KN: Wundenlecken, Aufarbeitung und neue Vorbereitung

Bundesliga

KN: Wundenlecken, Aufarbeitung und neue Vorbereitung

Leipzig/Kiel. Grenzenloser Jubel auf der einen, Frust und bittere Enttäuschung auf der anderen Seite: Der SC DHfK Leipzig feierte den ersten Sieg gegen den THW Kiel in der Vereinsgeschichte ausgelassen, den Zebras dagegen stieß das klare 25:34 (11:15) sauer auf - auch weil sich die Mannschaft in den letzten 15 Minuten katastrophal präsentierte.

Zerrupfte Zebras müssen durchschnaufen

Während die DHfK-Akteure und Trainer Christian Prokop den süßen Sieg zu später Stunde in der "Vodkaria" in der Leipziger Innenstadt samt Anhang genossen und (in Maßen) begossen, rollte der schwarze Bus des THW durch die warme Nacht in Richtung Heimat. Nicht nur die hohen Temperaturen in der Arena hatten den Zebras eingeheizt, angepeitscht vom gewohnt lauten und sachverständigen Publikum nahmen die Gastgeber ihre Kieler Angstgegner streckenweise auseinander. "Bis auf Andreas Rojewski hatte noch keiner von uns jemals gegen Kiel gewonnen, das wollten wir unbedingt ändern", erklärte DHfK-Regisseur und Nationalspieler Niclas Pieczkowski danach. "Das Hinspiel und das Pokal-Halbfinale haben wir am Ende aus der Hand gegeben. Ich habe mir immer wieder gesagt: Heute nicht, heute nicht, heute nicht", sagte der 27-Jährige über die "unglaubliche Energieleistung". Eben diese Energie ging dem THW am Mittwochabend bis auf eine kurze Phase nach der Pause völlig ab. Unkonzentriertheiten, falsche Entscheidungen und teilweise völlig unmotivierte Aktionen steigerten sich bis zum Schlusspfiff sogar noch und führten dazu, dass die Kieler in den letzten acht Minuten ein beinahe trauriges Bild abgaben. Die sonst tragenden Säulen der Zebras waren weggebrochen, Patrick Wiencek konnte mit Hexenschuss nur unter großen Schmerzen und intensiver medizinischer Betreuung überhaupt spielen, "er hat sich sehr gequält, aber es ging einfach nicht richtig", sagte THW-Coach Alfred Gislason. "Die Abwehr hat durch seine Probleme sehr gelitten." Christian Zeitz ist nach seinem Muskelfaserriss zwar wieder einsatzfähig, aber noch weit von Normalform entfernt, Domagoj Duvnjak und René Toft Hansen stehen die gesamte restliche Saison nicht zur Verfügung. Trotzdem: In der Schlussphase hatte man nicht das Gefühl, als würden sich die Zebras gegen die Klatsche stemmen. "Wir waren ein paar Mal dran, machen danach aber überhastete Fehler, verwerfen viel aus dem Rückraum", erklärt Gislason. Undiszipliniert, uninspiriert, unkonzentriert "mit zunehmender Spieldauer hat man immer mehr gemerkt, dass wir keine Chance haben", sagt der Kieler Trainer. Dennoch: "Man darf sich nicht so aufgeben." Der Vorsprung auf die viertplatzierten Füchse Berlin und den SC Magdeburg direkt dahinter ist auf ein respektive zwei Punkte geschrumpft. Beide Gegner im Kampf um die Champions League sind ebenfalls noch in Leipzig zu Gast. Werden die DHfK-ler also zum Zünglein an der Königsklassen-Waage? Geht für den SC am Ende gar noch was in Richtung Platz sechs, also EHF-Cup? "Nein, ganz sicher nicht", sagt Pieczkowski. "Aber wir wollen jedes Spiel gewinnen, um einen möglichst guten Platz zu erreichen." Vielleicht vermiest also Leipzigs Trainer Christian Prokop mit seinem Team seinem neuen Chef Bob Hanning, in Personalunion DHB-Vizepräsident und Füchse-Geschäfsführer, am letzten Bundesliga-Spieltag die Champions League - es gibt trotz aller Professionalität wohl bessere Grundlagen für eine Zusammenarbeit. Alles Spekulation, die Wahrheit liegt auf der Platte. Oder im Fall des THW zunächst auf der Couch: Erst am Sonntag, 28. Mai, steht das nächste Pflichtspiel gegen den HSC Coburg an. "Diese Pause kommt uns sehr gelegen", sagt Gislason und zielt damit nicht nur auf den mentalen Knacks an. "Wir müssen einige Spieler wieder ein bisschen zusammenflicken." Neben Wiencek und Zeitz, dessen Muskelfaserriss zusätzliche Ruhezeit gut tun wird, leidet Sebastian Firnhaber seit gestern an einem Infekt, Torhüter Niklas Landin hat sich im Spiel in Leipzig den Fuß verstaucht. Der Trainingsbetrieb gestern wurde daher auf Sparflamme gefahren. Und gab seinen Spielern dringend benötigte Pause: Die nächste Übungseinheit ist erst für Montag angesetzt. (Von Niklas Schomburg, aus den Kieler Nachrichten vom 19.05.2017, Foto: Archiv/Sascha Klahn)