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Königsklasse am Samstag: THW empfängt die Kadetten Schaffhausen

Champions League

Königsklasse am Samstag: THW empfängt die Kadetten Schaffhausen

Der Handball-Wahnsinn geht weiter: Drei Tage nach dem kraftraubenden Erfolg gegen die TSV Hannover-Burgdorf müssen die "Zebras" wieder ran. Sonnabend stellen sich die Kadetten Schaffhausen dem THW Kiel entgegen. Der baut gegen den Schweizer Meister, der mit viel Bundesliga-Erfahrung nach Kiel kommt, auch auf seine Fans in der Sparkassen-Arena: Mit ihrem Rückenwind wollen die Kieler Handballer ab 17:30 Uhr (live auf Sky Sport und im Ticker auf der THW-Homepage) mit einem Sieg den Anschluss an die vorderen Ränge in der Gruppe A der VELUX EHF Champions League halten.

Zebras hoffen auf Hexenkessel

Das siebte Spiel in 22 Tagen - der THW Kiel braucht in der Knochenmühle des Terminplans alle Energie. "Uns haben die fünf Auswärtsspiele in Folge noch in den Knochen gesteckt. Da war es schwierig, richtig in die Gänge zu kommen", sagte Kreisläufer Rene Toft Hansen am Mittwochabend nach dem engen und zum Ende hin dramatischen 27:26-Erfolg gegen Hannover. "Gegen Schaffhausen wollen uns müssen wir besser spielen. Und wir hoffen, dass uns unsere Fans vom Anpfiff an nach vorn peitschen, denn wir brauchen die zwei Punkte auch in der Königsklasse!" Auch Linksaußen Raul Santos möchte am Sonnabend wieder einen Hexenkessel wie zum VELUX-EHF-Champions-League-Auftakt gegen Paris erleben: "Mit den Emotionen und der tollen Stimmung in der Halle ist es viel leichter für uns, das Spiel so zu gestalten, wie wir uns das vorstellen!"

Dissinger: "Schweizer Vorzeigeclub"

Obwohl die Schaffhauser in den ersten vier Spielen der "Hammergruppe" A bisher Lehrgeld zahlten, lebt der Traum vom Achtelfinale: "Wir sind bereit, um das Weiterkommen zu kämpfen, auch wenn es eine Riesenaufgabe wird", wird Kapitän David Graubner, gleichzeitig Geschäftsführer des Klubs, auf der Vereinshomepage zitiert. Den Kielern steht am Sonnabend eine schwere Partie ins eigene Haus. "Die Kadetten sind der Schweizer Vorzeigeklub", sagt das momentan verletzte "Zebra" Christian Dissinger, der von 2011 bis 2013 das Trikot der Kadetten trug. Schaffhausen habe sich allein durch den Bau des Trainingszentrums mit angeschlossenem Internat und Hotel in Europa einen Namen gemacht. Und Dissinger, der den Werdegang seines Ex-Clubs weiter verfolgt, weiß auch um die zunehmende Stärke in der Schweizer Liga: "In der NLA steckt viel Potenzial."

Team mit internationaler Erfahrung

Seit Januar ist Lars Walther Trainer der Kadetten. Der 51-Jährige Däne trat die Nachfolge von Markus Baur an, der kurz vor Weihnachten vergangenen Jahres freigestellt wurde, weil der Weltmeister mit der zusätzlichen Betreuung der deutschen U20-Nationalmannschaft nicht vollständig zur Verfügung stand. Inzwischen ist Baur Trainer beim TVB 1898 Stuttgart. Walther bringt Erfahrungen von neun Klubs aus sechs Ländern (Dänemark, Deutschland, Italien, Polen, Slowenien, Rumänien) auf die Taktiktafel. Mit Wisla Plock (Polen) und Baia Mare (Rumänien) war er schon in der VELUX EHF Champions League im Einsatz. Um jedoch im internationalen Handball mitspielen zu können, wurde der Kader merklich verstärkt: Aurel Bringolf, seines Zeichen Schweizer Nummer eins im Tor, nahm den Posten von Nikola Portner ein, den es nach Frankreich verschlug. Dazu bringen die Rückraumspieler Michal Szyba (Polen) und auch Kristian Bliznac (Schweden) weitere internationale Erfahrung mit.

Csaszar lenkt das Spiel

Bester Torschütze der Kadetten war im vergangenen Jahr der überragende ungarische Mittelmann Gabor Csaszar, der bereits für Chambery, Veszprem und Paris Saint-Germain auf Torejagd ging. 194 Treffer erzielte Csaszar zuletzt in der NLA. Dazu haben einige Kadetten bereits Bundesligaluft geschnuppert: Graubner spielte 2012 ein Jahr für den TV Großwallstadt, Rechtsaußen Markus Richwien war sieben Jahre für die Füchse Berlin aktiv, und Linksaußen Manuel Liniger trug das Trikot vom Wilhelmshavener HV, TBV Lemgo und HBW Balingen-Weilstetten. Torhüter Nikola Marinovic stand schon zwischen den Pfosten beim HBW Balingen-Weilstetten, der HSG Wetzlar und bei Frisch Auf Göppingen.

Noch Tickets erhältlich

Anwurf ist Sonnabend um 17:30 Uhr, Sky überträgt das Spiel live. Informationen liefert der ausführliche Ticker auf der THW-Homepage. Wer die "Zebras" live erleben möchte, hat die Gelegenheit: Noch gibt es an allen bekannten Vorverkaufsstellen und im THW-Online-Ticketshop Karten ab 13,50 Euro für die Partie, die Tageskasse öffnet am Sonnabend um 15:30 Uhr. Die Schiedsrichter Slave Nikolov und Gjorgji Nachevski kommen aus Mazedonien, als EHF-Delegierter sitzt der Serbe Bozidar Djurkovic am Zeitnehmertisch. Zwei besondere Gäste haben sich ebenfalls angekündigt: Mit einer vielköpfigen Delegation reist Redbergslid Göteborg an - mit dabei sind Geschäftsführer Henrik Lundström und Co-Trainer "Max" Wislander. Der Weltjahrhundert-Handballer und ehemalige Zebra-Kapitän wird erstmals seit drei Jahren wieder ein Spiel der Schwarz-Weißen live in der Arena verfolgen. Für den THW Kiel geht Sonnabend darum, mit einem Sieg den Anschluss an die Top-Teams in der "Hammergruppe" A nicht zu verlieren. "Wir wollen unbedingt gewinnen, und unsere Fans werden uns dabei richtig unterstützen", ist sich THW-Neuzugang Lukas Nilsson sicher. Also: Auf geht's, Kiel!

Neunfacher Schweizer Meister

Mit dem Pokalsieg 1999 errangen die Kadetten ihren ersten nationalen Titel. 2005 gab es die erste Meisterschaft, seitdem eilen die Schaffhauser von Titel zu Titel. Inzwischen sind es neun Meistertitel und acht Pokalerfolge, die den Briefkopf schmücken. Die Zielsetzung der Kadetten ist deshalb seit einigen Jahren klar: "Wir wollen in jeder Saison alle drei Titel aus Supercup, CH-Cup und Schweizer Meisterschaft erspielen und auch international erfolgreich sein." Der Klub stellt sich im Rahmen der VELUX EHF Champions League erstmals in seiner Vereinsgeschichte in der Sparkassen-Arena vor.

KN: Die Kadetten-Premiere

Kiel. Neuland für die Zebras. Zum ersten Mal überhaupt trifft der deutsche Rekordmeister THW Kiel heute (17.30 Uhr, Sparkassen-Arena) auf den Rekord-Titelträger aus der Schweiz, die Kadetten Schaffhausen. Bereits zum neunten Mal haben sich die Eidgenossen für die Königsklassen-Gruppenphase qualifiziert, verfügen über ein erstklassiges Trainingszentrum, vorbildliche Jugendarbeit und sind doch noch nicht ganz oben angekommen in Europa. Einer, der sich im Kanton Schaffhausen bestens auskennt, ist der Kieler Rückraumspieler Christian Dissinger. Von 2011 bis 2013 spielte der 24-Jährige bei den Kadetten. Als Dissinger damals kam, wurde das Trainingszentrum mit Internat, Kraft- und Fitnessräumen, Hallen und Hotel eingeweiht. Das Ziel, mittelfristig das Final Four in Köln zu erreichen, machte die Runde. Doch seit 2012 kamen die Kadetten über das Achtelfinale nicht mehr hinaus, erlitten durch den Trainerwechsel (Weltmeister Markus Baur ging 2015 aufgrund der Doppelfunktion als U20-Nationaltrainer, Lars Walther kam) Substanzverluste. "So etwas braucht eben Zeit", sagt Dissinger. "Aber der Verein kann es in die Spitze schaffen. Die Bedingungen dort sind einmalig." Auch weil mit Giorgio Behr (68) ein (finanz-)starker Präsident "alle Fäden in der Hand" (Dissinger) hält. Für den rekonvaleszenten Nationalspieler, der sich zuletzt auch mit alternativen Behandlungsmethoden (Shiatsu, Osteopathie, Bach-Blütentherapie) auf sein Comeback vorbereitete, wieder mit Lauf- und Krafttraining begonnen hat ("Es wird noch eine Weile dauern, ich will alles vollständig auskurieren"), waren die Jahre in der Schweiz "lehrreich". "Ich konnte immerhin schon mit 19 Jahren Champions-League-Erfahrung sammeln." Aber er denke auch nicht nur gern daran zurück: "Schließlich habe ich mir dort im Oktober 2011 und im April 2013 zweimal das Kreuzband gerissen." Drei Jahre nach Dissingers Abschied aus der Schweiz steht der Vorzeigeklub noch ohne Punktgewinn da, musste sich aber Silkeborg (24:25) und Veszprem auswärts (28:32) knapp geschlagen geben. Der ungarische Spielmacher und Ex-PSG-Akteur Gabor Czaszar ist der Star der Mannschaft, daneben hat Dissinger den Halblinken Luka Maros als gefährlichen Protagonisten ausgemacht. Auf Halbrechts agiert der Pole Michal Szyba, Kristian Bliznac (Rückraum links, HSG Wetzlar) und Markus Richwien (Rechtsaußen, Magdeburg/Füchse Berlin) sind nur zwei der vielen bekannten Gesichter aus der Bundesliga. "An einem guten Tag kann Schaffhausen gegen jede Mannschaft mithalten", sagt Dissinger. Findet auch THW-Coach Alfred Gislason, der neben dem weiterhin an den Folgen eines Innenband-Teilrisses laborierenden Rune Dahmke auch auf Nikola Bilyk (Achillessehnen-Beschwerden) verzichten muss. "Darum werden Lukas Nilsson und wahrscheinlich auch Blazenko Lackovic mehr Spielanteile im Rückraum bekommen", so der Isländer, der dem Gegner "super Bedingungen" attestiert. Zum Sprung an die europäische Spitze würde den Kadetten nur eine stärkere Liga als die heimische NLA fehlen. Gislason: "So haben die Spieler einfach nicht die nötige Wettkampf-Härte." (Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 22.10.2016)