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KN: Totentanz ohne Pokalcharakter

DHB-Pokal

KN: Totentanz ohne Pokalcharakter

Essen. Neben den sportlichen Geschehnissen der ersten DHB-Pokalrunde bestimmte vor allem eine Frage das Wochenende der 16 „regionalen Final-Four-Turnier“: Ist die Umstrukturierung des Wettbewerbs sinnvoll? THW-Coach Alfred Gislason sprach im Vorfeld von einer Chance für kleinere Vereine, Einnahmen zu generieren und auf sich aufmerksam zu machen. Genau diese Idee steckte hinter der Entscheidung des DHB und der Handball-Landesverbände.

Außenseiter bemängeln die Reform des Wettbewerbs

Viele "kleine" Vereine selbst sehen die Reform aber kritisch. Während man sich in Essen freute, dass der THW zu Gast war und sofort zusagte, das Turnier auszurichten, hatten andere Zweitligisten damit Probleme. Der SV Henstedt-Ulzburg sollte Gastgeber unter anderem für den SC Magdeburg sein, gab das Heimrecht jedoch ab. "Wir haben das durchgerechnet und sind zu dem Schluss gekommen, dass es wirtschaftlich nicht darstellbar ist", erklärt Joachim Jakstat, Teammanager des SVHU. Anreise- und Unterbringungskosten für die drei Gästeteams, dazu Schiedsrichter und Kampfgericht - mehr als 5000 Euro hätte der Spaß gekostet. Die Chance aufs Weiterkommen ist dabei in Jakstats Augen sogar geringen als bei einem einzelnen K.o.-Spiel. "An zwei aufeinanderfolgenden Tagen gegen große Mannschaften zu bestehen, ist auch durch den klar schwächeren Kader unwahrscheinlicher", sagt er und folgert: "Der Pokal ist unattraktiver geworden." Ähnlich sieht das Martin Nirsberger, Trainer des Drittligisten TSV Altenholz. Sein Team musste sieben Stunden Anfahrt ins sächsische Markranstädt auf sich nehmen. "Wenn man einen solchen Wettbewerb regionalisieren möchte, ist das der falsche Ansatz", sagte er. Beim Turnier in Essen waren mit dem THW, DHK Flensburg und dem VfL Fredenbeck Nordlichter ins Ruhrgebiet gereist. "Drei norddeutsche Mannschaften in Essen, das ist doch Wahnsinn", befand VfL-Fan Michael Braune. Vor fünf Jahren traf Fredenbeck zuhause auf die Zebras. Damals war die kleine Halle voll. Eng, laut, nah dran - ein echtes Pokalspiel. Eine solche Atmosphäre suchte man in den Halbfinals am Sonnabend vergebens. "200 Zuschauer, das war echter Totentanz", berichtete Jakstat vom Auftritt Henstedt-Ulzburgs in Sachsen. Auch in Essen war die mit 2800 Plätzen nicht besonders große Halle nicht annähernd gefüllt. "Der Pokalcharakter ist weg", sagte Fredenbecks Geschäftführer Ulrich Koch. Und machte sich nach der Niederlage auf den fünf Stunden dauernden Heimweg. (Aus den Kieler Nachrichten vom 17.08.2015, Foto: Angela Grewe)