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Der Begehrte: Steffen Weinhold spielt sich ins Rampenlicht

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Der Begehrte: Steffen Weinhold spielt sich ins Rampenlicht

Für die "Süddeutsche Zeitung" ist er der "Rückraum-Wühler mit Pflegebedarf", für den "Focus" ist er das "Wurfwunder, das Deutschland träumen lässt" und für den Berliner "Tagesspiegel" ist er schlicht "unentbehrlich": Die Rede ist von THW-Linkshänder Steffen Weinhold, der sich bei der Weltmeisterschaft in Katar als Kopf der DHB-Auswahl etablierte und sich so in den Fokus der Öffentlichkeit spielte. Der Dank der Fans: Die Leser der "Handballwoche" platzierten ihn bei der Wahl zum "Handballer des Jahres" auf Rang zwei.

Wo Weinhold steht, stehen die Medien

Ein Rückblick: Am Tag vor dem deutschen WM-Start in Doha ist beim traditionellen Medientreff im Mannschaftshotel alles noch im bekannten Rahmen. Die Journalisten drängen sich um die Groetzkis, Gensheimers und Heinevetters, um ihre Einschätzung vor dem ersten Spiel zu erhalten. Etwas abseits steht ein Mann, der seine Anwesenheitspflicht erfüllt, aber angesichts von wenig Fragen einen ruhigen Vormittag verlebt: Steffen Weinhold. Linkshänder des THW Kiel. Zwei Tage und ein Spiel später, gleicher Ort: Laute Fragen hallen über den Flur des Mannschaftshotels. "Wo ist Steffen?" oder "Hat jemand den Weinhold gesehen?". Jeder Journalist möchte nun Fragen an Weinhold loswerden, oder zumindest von den Mannschaftskollegen hören, was sie von oder über Steffen Weinhold zu erzählen haben. Neun krachende Treffer gegen Polen haben den Kieler über Nacht in den Mittelpunkt des Handball-Interesses gerückt. Der "Gesuchte" steht an diesem Medien-Vormittag zwar immer noch etwas abseits, aber wo Steffen Weinhold steht, stehen jetzt auch die Medien. Geduldig und oft mit einem Augenzwinkern beantwortet der 28-Jährige die Fragen. 

"Gerempelt, geknufft und gepiekst"

Keine Frage: Bei der Weltmeisterschaft in der Wüste wird deutlich, dass die DHB-Auswahl einen neuen "Kopf" hat. Weinhold macht in den Vorrunden-Spielen oft den Unterschied und übernimmt Verantwortung. Das bleibt auch den Medien nicht verborgen. "Auf seinem Weg zum Torerfolg wühlt sich Weinhold eher durch einen Abwehrblock hindurch und zwängt sich durch die kleinsten Lücken. Dabei nimmt er in Kauf, gerempelt und geknufft, gezogen und gehalten, geschubst und gepiekst zu werden", beschreibt der Autor Joachim Mölter für die "Süddeutsche" seinen Lesern die Spielweise von Weinhold.

"Steffen ist einer unserer Leader"

Etwas sportaffiner drückt es hingegen Bundestrainer Dagur Sigurdsson aus: "Steffen ist in Kiel bei einem absoluten Spitzenklub gelandet und bringt große Erfahrung mit, von der alle profitieren. Er geht immer voran und ist als zweiter Kapitän einer unserer Leader." Einer, dessen Verletzung im Viertelfinale gegen Katar einer der Gründe für die Niederlage gewesen ist. Einer, der durch seine bloße Anwesenheit den Nebenleuten Selbstvertrauen gibt. So wie im „Olympia-Quali-Finale“ gegen Slowenien, in dem sich Weinhold verletzt in den Dienst des deutschen Handballs stellt und seinen Teil zum Sieg beiträgt. Doch daraus eine große Geschichte zu machen, ist nicht die Sache von Steffen Weinhold. "Wir haben viele Spieler, die Verantwortung übernehmen können, und das kann in jeder Partie ein anderer sein", sagt er und fügt bescheiden hinzu: "Letztendlich geht es ja nur darum, dass man das Spiel gewinnt. Und ich freue mich, wenn ich dem Team mit meiner Leistung dabei helfen kann." Auch die Feststellung von THW-Trainer Alfred Gislason, dass "Steffen nach seinem Wechsel zu uns noch einmal einen enormen Schritt nach vorn gemacht" habe, lockt den gebürtigen Franken nicht wirklich aus der Reserve. "Schönes Lob, das freut mich", schreiben die Journalisten Weinholds Antwort in ihre Blöcke. 

Platz zwei beim "Handballer des Jahres"

Bescheiden, zielstrebig, Teamplayer und erfolgreich – das alles ist Steffen Weinhold. Das würdigten auch die Fans: Bei der traditionsreichen Wahl zum "Handballer des Jahres" platzierten sie Steffen Weinhold mit 3.580 Punkten auf Rang zwei. Auf Platz eins landete zum vierten Mal in Folge National-Linksaußen Uwe Gensheimer, Weinhold verwies den ehemaligen Kieler Mattias Andersson (3110) auf Platz drei. Mit insgesamt fünf platzierten "Zebras" unter den besten 15 Spielern war der THW Kiel erneut die erfolgreichste Mannschaft bei der Leser-Wahl der "Handballwoche", die seit 37 Jahren den "Handballer des Jahres" bestimmt: Auf Platz sechs landete Kapitän Filip Jicha (1630), der sich als bisher letzter Kieler 2009 und 2010 "Handballer des Jahres" nennen durfte. Patrick Wiencek (700, Platz 12), der sich bei der WM ebenfalls mit starken Leistungen in den Vordergrund spielte und als Abwehrchef die deutsche Defensive zusammenhielt, Domagoj Duvnjak (670, 13) und Joan Cañellas (440, 15) machten das hervorragende Teamergebnis des THW Kiel komplett.