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Katar: Vielvölker-Team greift nach den Sternen

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Katar: Vielvölker-Team greift nach den Sternen

Bei der Organisation der Handball-WM in Katar haben die Macher nichts dem Zufall überlassen. Mit hunderten Millionen Euro wurden drei Arenen aus dem Boden gestampft, die höchsten Ansprüchen genügen. In Doha selbst begegnet man auf Schritt und Tritt der Handball-WM: Auf Großbannern an Hochhäusern, mit Lasershows auf dem Persischen Golf und einem ausgefeilten Lichtkonzept wird für das Ereignis geworben, das die Katari auch als Bewerbung für Olympia sehen. Klar, dass man bei allem Aufwand auch eine wettbewerbsfähige Mannschaft haben wollte. Star-Trainer Valero Rivera durfte sich ein Team zusammenstellen, das jetzt nach den Sternen greift.

Wenn am Mittwoch um 16.30 Uhr die deutsche Mannschaft auf die des Gastgebers trifft, wird sie eine Menge bekannter Gesichter beim kräftigen Singen der katarischen Nationalhymne sehen. 2013, vier Monate, nachdem er Spanien zum WM-Titel geführt hatte, hatte Valero Rivera das lukrative Angebot der Katari angenommen. Er sollte eine Mannschaft aufbauen, die bei der Heim-WM wettbewerbsfähig ist. Der erfolgreichste Handball-Coach der Welt (76 Titel, darunter auch fünf Champions-League-Siege mit dem FC Barcelona) brachte den Spielern erst einmal europäische Disziplin bei. Dann begann er sukzessive durch Einbürgerungen seine Mannschaft zu verstärken, in der es nur einen "100-prozentigen" Katarer gibt, alle anderen Spieler der Mannschaft waren vorher schon Algerier, Tunesier, Ägypter oder Bosnier, die aber teilweise in Doha geboren wurden, weil ihre Eltern dort arbeiteten. Nun aber finden sich in seiner Mannschaft unter anderem der gebürtige Kubaner Rafael Capote, der Franzose Bertrand Roine oder der Spanier Borja Vidal. Oder Zarko Markovic, der in Montenegro geboren wurde, 30 Länderspiele für sein Heimatland bestritt und Handball-Fans in Deutschland unter anderem als Linkshänder in Diensten von Frisch Auf Göppingen und dem HSV bekannt ist. Und als besonderen Coup eines der nun weltbesten Torwartgespanne: Zunächst wurde der Montenegriner Goran Stojanovic eingebürgert, dann folgte Barcelonas Torwart Danijel Saric, ein gebürtiger Serbe, der zwischenzeitlich die bosnische Staatsangehörigkeit angenommen hatte. Mit diesen "Neuverpflichtungen" sollte - so die Zielvorgabe - das Ziel Achtelfinale erreicht werden.  Jetzt greift das Vielvölker-Team im Viertelfinale nach den Sternen. In der Vorrunde wurde das Auftaktspiel gegen Brasilien mit 28:23 gewonnen, Chile hatte bei der 20:27-Niederlage keine Chance, und als Katar den Viertelfinalisten Slowenien mit 31:29 in die Knie zwang, war das Minimalziel erreicht. Gegen Titelverteidiger Spanien setzte es die erste Niederlage - auch, weil der Trainersohn Valero Rivera jun. gegen die Mannschaft seines Vaters groß auftrumpfte und beim 28:25 (8:10)-Erfolg gleich sieben Treffer erzielte. Zum Abschluss der Gruppenphase war aber alles wieder in Ordnung: 10.000 Zuschauer, darunter 60 eingekaufte "Leiharbeiter aus Spanien", feierten einen 26:22-Erfolg gegen Weißrussland, der allerdings noch vom 29:27-Achtelfinal-Sieg gegen Österreich überstrahlt wurde. Die besten Spieler im Team von Katar: Markovic (8 Tore), Capote (7), Roine (5) und Saric ... (Foto: Sascha Klahn)