fbpx

KN: Goldene Gegenwart und Zukunft

Weitere

KN: Goldene Gegenwart und Zukunft

Rio de Janeiro. Acht Spiele in 15 Tagen, 480 Minuten Kampf für die deutschen Handballer, 490 sogar für die Dänen - und am Ende sind sie alle überglücklich. Die deutsche Auswahl ist endgültig zurück in der Weltspitze und blickt in eine goldene Zukunft, die Dänen stehen auf dem Handball-Olymp.

Deutsche "Bad Boys" wieder in der Weltspitze

Aus Gudmundur Gudmundsson wurde "GULDmundur", aus einem Final-Trauma der größte Triumph der dänischen Handball-Geschichte. Ausgerechnet gegen Frankreich, das den Welthandball seit Jahren dominiert, holte das Team von Trainer Gudmundsson die erste olympische Handball-Medaille für Dänemark. Noch vor zwei Jahren, bei der Europameisterschaft im eigenen Land, hatten die Dänen schmerzlich zu spüren bekommen, wie ein Endspiel gegen Frankreich verlaufen kann. Damals spielten die Dänen stark - und hatten dennoch keine Chance. Frankreich demütigte sie mit 41:32. Es war nach der WM 2011 und der EM 2014 das dritte Finale in diesem Jahrzehnt, in dem Dänen und Franzosen aufeinandertrafen. Doch erstmals gelang es dem Team um Superstar Mikkel Hansen, sich nicht von Karabatic und Co. überrollen zu lassen. Von Anfang an zeigten beide Teams hochklassigen, temporeichen Handball. Die Führung wechselte hin und her. Schließlich setzten sich die Dänen, angeführt vom achtfachen Torschützen Mikkel Hansen, ab. Auch der Sieg im Torhüter-Duell ging ausnahmsweise nicht an Thierry Omeyer, sondern an Niklas Landin. Der THW-Keeper hielt Frankreich in den entscheidenden Momenten auf Distanz. "Les Expertes" unterlagen „Danish Dynamite“ mit 26:28 und verpassten das Olympia-Triple nach 2008 und 2012. Für die Dänen war es hingegen die erste olympische Medaille überhaupt. THW-Kreisläufer René Toft Hansen konnte es kaum glauben. "Ich kann mich nicht daran erinnern, dass wir gegen Frankreich jemals in einem entscheidenden Spiel gewonnen haben. Und dann schlagen wir sie in einem Olympia-Finale!", jubelte er. Der Jubel kannte auch bei den deutschen Handballern keine Grenzen - das bewies ihr Auftritt im ZDF-Olympiastudio. Da fuhr Silvio Heinevetter Kreisläufer Henrik Pekeler auf der Sackkarre zum Studiosofa, kämpfte Rechtsaußen Tobias Reichmann mit dem deutschen Fremdwortschatz ("Ambi... Ambinationen... Ambitionen! Ja, wir hatten Ambitionen!") - was nicht nur Paul Drux zu einem Lachkrampf inspirierte – und trug Abwehrchef Finn Lemke ein Kettenschloss um den Hals. "Ich muss das tragen, ich bin heute der Sklave von Oliver Roggisch. Und der hat gesagt, ich darf nur feiern und keine Kommentare abgeben", erklärte der Magdeburger Hüne, der schon auf der Europameisterschaftsfeier so herrlich seine Anfeuerung im EM-Finale zum Besten gegeben hatte. Die "Bad Boys" gaben richtig Gas - und sie hatten es sich verdient. "Ich werde die Mannschaft in den nächsten paar Stunden nicht steuern2, hatte Bundestrainer Dagur Sigurdsson nach dem erfolgreichen Bronzematch gegen Polen gesagt und damit den Startschuss für einen regelrechten Party-Marathon gegeben. Der wird nach der Heimreise im Siegerflieger, einer Maschine besetzt ausschließlich mit deutschen Medaillengewinnern, erst am Dienstag beim Empfang der Olympia-Mannschaft auf dem Frankfurter Römer enden. Am Mittwoch dann reisen die erfolgreichen Handballer zurück zu ihren Klubs, schließlich steht nicht nur für die Kieler Steffen Weinhold, Andreas Wolff und Patrick Wiencek am Wochenende schon die erste Runde im DHB-Pokal auf dem Programm. Und doch: "Die nächsten Turniere dürfen ruhig schnell kommen", sagte der Bundestrainer. Die Aussichten sind golden. Das von der Verbandsspitze ausgegebene Fernziel Olympiasieg in Tokio scheint realistischer denn je. "2020 haben wir alle Chancen, wir haben eine sehr junge Mannschaft", sagte Wolff und versprach wild entschlossen, schon bei der WM Anfang 2017 "wieder ein Wort um die ersten Plätze" mitzureden. Bis dahin stehen beim THW Kiel fünf Monate lang zwei Gold- und vier Bronzemedaillengewinner auf derselben Seite. (Von Merle Schaack und Niklas Schomburg, aus den Kieler Nachrichten vom 23.08.2016, Foto: Archiv)