fbpx

KN: Mittendrin – und bald dabei?

Weitere

KN: Mittendrin - und bald dabei?

Straßburg. Steffen Weinhold will da sein. Da sein, wenn er gebraucht wird. Da sein, wenn es brennt. Gebrannt hat es bei dem 30-jährigen Rückraum-Linkshänder vom Handball-Rekordmeister THW Kiel in dieser Saison nicht nur einmal. Es ist vielmehr eine Kette dramatischer Umstände, an deren Ende Weinholds Traum von Olympischen Spielen innerhalb weniger Stunden zu zerplatzen drohte. "Das war ein sehr, sehr schwerer Tag für mich", sagt das Kieler Zebra in Straßburg am Rande des Vier-Nationen-Turniers "EuroTournoi".

Steffen Weinhold kämpft um einen Einsatz in Rio

Straßburg, auf einmal ist Weinhold wieder mittendrin, macht sich vor der Partie gegen Ägypten mit der deutschen Nationalmannschaft warm. Mittendrin und bald schon wieder dabei? Bei der Europameisterschaft hatte sich der Weltklasse-Halbrechte gegen Russland als Kapitän aufgeopfert - und schließlich das Finale dieses Januar-Märchens der "Bad Boys" aufgrund eines Muskelabrisses im Adduktorenbereich von der Tribüne aus mitansehen müssen. Im Viertelfinal-Hinspiel mit dem THW Kiel in der Champions League gegen den FC Barcelona brach Weinholds Mittelhandknochen. Der 30-Jährige biss die Zähne zusammen, spielte im Rückspiel mit einer Bandage - und verpasste schließlich Ende Mai das Final Four in Köln. Der dritte Akt des Weinhold-Dramas begann am 13. Juli im Training mit dem Nationalteam vor dem Testspiel gegen Tunesien. "Zuerst fühlte es sich an wie eine Zerrung, die Ärzte sagten, dass drei, vier Tage Ruhe wohl reichen würden", erinnert sich die Kieler Nummer 13. Zur Sicherheit wurde am nächsten Morgen - es war der 14. Juli, der Tag, an dem Bundestrainer Dagur Sigurdsson seinen endgültigen Olympia-Kader nominieren musste - eine MRT-Untersuchung angesetzt. Die endete mit einem Schock: Weinhold hatte sich einen Muskelfaserriss im Piriformis-Muskel zwischen Kreuzbein und Oberschenkel zugezogen. Sigurdsson blieben nur ein, zwei Stunden. Der Isländer war zum Umdisponieren gezwungen, machte Weinhold zum Ersatzmann, zur Nummer 17 im Kader. "Er schenkt mir trotzdem das Vertrauen, zeigt mir, dass ich eine Option bin, ich komme mit nach Rio", so der gebürtige Mittelfranke. Er, über den Nationalkeeper Andreas Wolff, Weinholds künftiger Kieler Teamkollege, sagt: "Natürlich wünscht man sich einen Weltklasse-Spieler wie Steffen im Team. Ich war sehr überrascht, als er beim Warmmachen vor dem Ägypten-Spiel auf einmal auf der Platte stand." Ein Zeichen von Dagur Sigurdsson? Wenn Weinhold rechtzeitig vor dem ersten Match gegen Schweden am 7. August wieder fit ist, dürfte für den Cheftrainer ("Steffen fehlt uns sehr") kein Weg an dem Kieler vorbeiführen, den in einer Umfrage des Portals "Handball World" 98,4 Prozent aller Teilnehmer in Sigurdssons Kader als gesetzt sahen, gefolgt von Tobias Reichmann (96,8), Andreas Wolff (96,4) und Uwe Gensheimer (92,3). Wird Rechtsaußen Patrick Groetzki also doch noch weichen müssen? Weinhold will nichts dem Zufall überlassen, schindet sich im Lauf- und Krafttraining, schwärmt von "optimaler Betreuung" bei der Nationalmannschaft - mit Akupunktur, Strom - und Magnetfeldbehandlungen. "Zwei, drei Tage nach der Diagnose brauchte ich Ruhe. Jetzt arbeite ich daran, fit zu werden und da zu sein, wenn sich die Situation ergibt." Dem Bundestrainer eine Tür mehr öffnen, nah an der Mannschaft, an den taktischen Abläufen sein, an sich arbeiten. Jede Übung, jeder Schmerz zeigt: Steffen Weinhold hat den Traum von Olympia nicht aufgegeben. "Das ist meine Motivation, mein Strohhalm." Eine klare Prognose: Steffen Weinhold wird in Rio mittendrin sein - und dabei. (Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 28.07.2016, Foto: Archiv/Sascha Klahn)