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KN: Zurück ins andere Leben

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KN: Zurück ins andere Leben

Kiel. Manchmal liegt in der Einfachheit die größte Kraft. Zum Beispiel, wenn Erlend Mamelund, Abwehrspezialist des Handball-Rekordmeisters und Champions-League-Halbfinalisten THW Kiel, sagt: "Ich mag mein anderes Leben." Dann leuchten die Augen, strahlen die Zähne, bilden sich kleine Lachgrübchen um den Mund, und dann ist einfach alles gesagt. Das andere Leben eben, das gibt es auch - Punkt. Am Saisonende geht der 32-Jährige zurück nach Norwegen zu seinem "Herzensverein" Haslum HK. Zum vierten Mal. Und Mamelund kehrt in seinen alten Job zurück. Und - vor allen Dingen - zu seiner Liebe Karoline, die seit einem Jahr Frau Mamelund ist.

Erlend Mamelund zieht es nach der Saison wieder nach Norwegen

Noch einmal hatte der sympathische Norweger mit der Schwäche für Pepsi Max Gefallen gefunden am Profi-Handball auf allerhöchstem Niveau. Er wollte es nach unglücklichen Jahren, in denen in Nordhorn (2007-2009) das Gehalt nicht immer pünktlich kam, nach Finanzkollaps in Kopenhagen (2009-2010) und Wettskandal in Montpellier (2012-2013) noch einmal wissen. THW-Trainer Alfred Gislason suchte einen Ersatz für Filip Jicha, und Mamelund trug plötzlich das THW-Trikot. "Das macht mich sehr stolz. Dieses eine Jahr war ein großes Abenteuer, ein Traum", sagt Mamelund. Doch alles habe seine Zeit, und jetzt sei das andere Leben wieder an der Reihe: Familiengründung mit Karoline, der für ein Jahr für ihn reservierte Job als Berater bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft "Ernst & Young" und ein weiteres Jahr als Spieler beim norwegischen Vizemeister Haslum HK vor den Toren Oslos, wo Mamelund nun schon zum vierten Mal anheuert (2001-2007, 2010-2012, 2013-2015) und sich anschließend ein Engagement als Co- oder Jugendtrainer vorstellen kann. Auch in der Nationalmannschaft macht der 1,97 Meter große Blonde, der für die Abwehr der Champions-League-All-Stars nominiert ist, Nägel mit Köpfen. Erst im Winter hatte er seinen Rücktritt vom Rücktritt erklärt, war in Polen mit Norwegen Vierter bei der Europameisterschaft geworden ("Das war ein richtig schöner Höhepunkt"). Doch jetzt, nach 129 Länderspielen und 353 Toren, ist Schluss. "Ich habe das Kapitel vorletzte Woche beendet, ich brauche Urlaub", sagt Mamelund. Doch ganz ohne Titel möchte sich der norwegische Meister (2005, 2011) und Pokalsieger (2005, 2011, 2012) mit Haslum und EHF-Pokalsieger mit Nordhorn (2008) nicht aus Kiel verabschieden. "Es ist schade, dass es mit der Meisterschaft nicht geklappt hat. Ich möchte gern einen Titel gewinnen", sagt der Abwehrstratege. Auch so sei es "ein gutes Jahr, in dem ich viele tolle Momente hatte und viel gelernt habe". Nach überstandener Fuß-Blessur möchte Erlend Mamelund in Köln da sein, Spielzeit bekommen, auf seine einfache, schnörkellose, wirkungsvolle Art in der Abwehr aufräumen, wegräumen. "Wir haben eine gute Möglichkeit, den Titel in Köln zu gewinnen", sagt Erlend Mamelund in diesem Leben als Kieler Zebra. Ein einfacher Satz, in dem viel Kraft liegt. (Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 20.05.16, Foto: Archiv/Sascha Klahn)