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ZEBRA: Christian Dissinger – Neuer Mut

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ZEBRA: Christian Dissinger - Neuer Mut

Christian Dissinger kennt harte Zeiten. Doch das zurückgewonnene Vertrauen in sein Können und seine Stärken lässt den Rückraumspieler beim THW Kiel in neuem Glanz erstrahlen.

Spiel in Wetzlar war Brustlöser

Christian Dissinger jubelt über eines seiner bisherigen 107 THW-ToreSeit seiner Ankunft beim THW im Sommer hat sich im Spiel von Christian Dissinger einiges getan. Nach der ersten Bundesliga-Partie der Saison in Dortmund gegen den VfL Gummersbach sagte eine ältere Dame im Publikum aufmunternd, der Rückraumspieler solle "sich doch auch mal trauen, zu werfen", denn bei seinen Mannschaftskollegen ginge doch auch mal der ein oder andere Wurf daneben. Diesen Rat scheint der Rechtshänder, der vom Tus N-Lübbecke an die Förde kam, sich zu Herzen genommen zu haben: Immer besser wächst er ins Kieler Spiel hinein, bekommt von Mal zu Mal mehr Mut und eine immer breitere Brust. Seine neun Tore gegen Wetzlar waren ein Brustlöser, insgesamt traf er bis zur EM-Pause 107 Mal für den THW.

Harte Zeiten

Eine Zeit lang sah es in der Karriere des gebürtigen Ludwigshafeners jedoch nicht so rosig aus wie heute. Denn beinahe hätte das Verletzungspech Christian Dissinger einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht. Im April 2013 riss er sich das Kreuzband, und das bereits zum zweiten Mal - mit damals nicht einmal 22 Jahren. Wo für viele der Profisport beendet gewesen wäre, nahm "Disse" den Kampf zurück aufs Parkett an. Doch bereitete ihm zu dieser Zeit nicht nur der Gesundheitszustand Sorgen. Von den Kadetten Schaffhausen, bei denen er zwei Jahre lang spielte und mit denen er Schweizer Meister wurde, sollte es im Sommer 2013 zu Atletico Madrid gehen. Doch der Club meldete Insolvenz an. Dissingers Umzug von der Schweiz nach Spanien war somit abgeblasen und führte ihn in die zeitweilige Arbeitslosigkeit. "Das war hart. Meine Zukunft war ungewiss, das Vertrauen in den Körper weg. In der Reha habe ich mich gefühlt wie ein Einzelsportler."

Traumziel THW Kiel

Doch er kämpfte sich zurück und fand mit dem Tus N-Lübbecke ein neues Team, bei dem er den THW Kiel von sich überzeugen konnte - trotz einer nicht besonders Aufsehen erregenden Saison für die Nordrhein-Westfalen. "Ich konnte es erst gar nicht glauben. Beim THW spielen zu dürfen, ist ein Traum, den ich so nicht zu träumen gewagt habe", gesteht Dissinger. Doch spätestens die schweißtreibende Vorbereitung unter Alfred Gislason hat ihn spüren lassen, dass er nicht träumt, sondern in der Kieler Realität angekommen ist. Den ersten Gehversuchen im schwarz-weißen Trikot fehlte noch ein wenig das Selbstvertrauen, doch das ist heute, vier Monate nach Dienstantritt, längst wieder da und treibt ihn immer weiter an.

Zurück im Nationalteam

Im Oktober machte er zudem den Bundestrainer der deutschen Nationalmannschaft, Dagur Sigurdsson, auf sich aufmerksam, der ihn prompt zum Lehrgang einlud. "Er hat zwei, drei schwierige Jahre hinter sich, und ich hoffe, dass er jetzt wieder in Schwung kommt. Er hat in den vergangenen Wochen mit dem THW Kiel gezeigt, was er kann", begründete Sigurdsson seine Entscheidung. Vier Länderspiele hat Dissinger bereits auf dem Konto, doch die erneute Einladung zur Nationalmannschaft musste "Disse" damals aufgrund einer schmerzhaften Rippenprellung aus dem Champions-League-Spiel gegen den slowenischen Club RK Celje ausschlagen. Bei der Europameisterschaft in Polen schaffte "Disse" dann den großen Coup: Europameister! Auch wenn der sympathische Rückraum-Riese auch diesen Titel mit einer Verletzung bezahlte ... (Von Rika Finck aus dem Arena-Magazin "ZEBRA" zum Heimspiel gegen die MT Melsungen am 25.11.2015)