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ZEBRA: Ein Jahrzehnt THW Kiel mit Dominik Klein

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ZEBRA: Ein Jahrzehnt THW Kiel mit Dominik Klein

Mittwoch, 23. November 2005. Die Nachrichten berichten über die erste Auslandsreise der neugewählten Bundeskanzlerin Angela Merkel nach Frankreich und ein sich ankündigendes Schneechaos in Nordrhein-Westfalen. Für einen jungen Handballer beginnt an diesem Tag sein bis dato größtes Abenteuer: Der Wechsel von Dominik Klein vom TV Großwallstadt zum THW Kiel wird bekannt gegeben. Ein Jahrzehnt später verabschiedet sich "Mini" als einer der erfolgreichsten Handballer Deutschlands aus Kiel. Ein Rückblick.

"Fehlstart" im TVG-Trikot

Wenige Monate zuvor hatte der damals 21-Jährige sein Debüt in der Nationalmannschaft gefeiert. Jetzt sorgte der Wechsel unter den Handballfans für Furore. Der damalige THW-Trainer Noka Serdarusic freute sich auf den "Rohdiamanten mit allen Voraussetzungen, um eine große Karriere zu machen." Die Freude beruht auf Gegenseitigkeit, wie Dominik Klein noch am selben Tag bestätigte: "Der THW ist der FC Bayern München im Handball, es war schon als Jugendlicher mein Traum hier zu spielen. Ich wäre dafür sogar zu Fuß nach Kiel gelaufen." Soweit musste es nicht kommen - auch wenn die erste Visitenkarte in der damaligen "Ostseehalle" nach der Bekanntgabe des Wechsels einiges an Optimierungspotenzial bereithielt: "Ich hatte mir vorgenommen, bei meinem letzten Auftritt im Trikot des TV Großwallstadt in Kiel ein richtig geiles Spiel abzuliefern, damit der THW und seine Fans genau wissen, wen sie da in der kommenden Saison bekommen. Dann habe ich mein schlechtestes Spiel aller Zeiten gemacht", erinnert sich Klein an das 23:32, bei dem er kein Tor erzielte und mit einem Siebenmeter zwar beide Pfosten, aber nicht ins Netz traf.

"Ich hatte noch nie die Schale in der Hand"

Knapp acht Monate später saß Dominik Klein bei der traditionellen Saisoneröffnungs-Pressekonferenz zwischen Kapitän Stefan Lövgren und den beiden weiteren Neuzugängen Lars Krogh Jeppesen und Thierry Omeyer. "Ich möchte schnell Kieler werden und mich darauf konzentrieren, in den nächsten drei Jahren guten Handball zu spielen", gab der Youngster bescheiden zu Protokoll. Und fügte zu den Saisonzielen an: "Ich war noch nie in der Situation, in so einer Top-Mannschaft zu spielen, in der man in jedem Spiel als Favorit gilt. Und ich hatte noch nie die Schale in der Hand." Das sollte sich allerdings schnell ändern...

Saison 2006/2007

Kaum in Kiel, wird Dominik Klein im Juli 2006 durch die Fans bereits zum "Spieler des Monats" gewählt. Es sollte der erste Titel einer grandiosen Saison für den damals 22-Jährigen sein: Ein Jahr später ist Dominik Klein nicht nur Weltmeister, sondern gewinnt mit dem THW Kiel die Meisterschaft, den DHB-Pokal und nach den beiden unvergesslichen Finalspielen gegen Flensburg auch die Champions League. Das erste Triple. Klein: "Wahnsinn - jetzt steht auf meiner Autogrammkarte nicht mehr 'Teilnehmer Junioren-WM', sondern 'Weltmeister, Champions-League-Sieger, Pokalsieger und Deutscher Meister 2007'. Das ist etwas ganz Großes."

Saison 2007/2008

Dominik Klein hat seinen "Zebra"-Lieblingsplatz außerhalb des Feldes gefunden: "Am Mikro bei der Saison-Abschlussfeier auf dem Rathausplatz", äußert er vor der Saison den Wunsch auf eine große Sause - mit ihm als Zeremonienmeister. Dieser wird ihm und dem THW Kiel trotz des knapp verlorenen Champions-League-Endspiels gegen Ciudad Real erfüllt: Der THW Kiel gewinnt mit Dominik Klein den Supercup, die Champions-Trophy, den DHB-Pokal und erneut die Meisterschaft.

Saison 2008/2009

Dominik Klein erlebt in Peking seine ersten olympischen Spiele. Mit dem neuen THW-Trainer Alfred Gislason holen die "Zebras" den Supercup und verteidigen das Double aus Meisterschaft (mit neuem Punkterekord von 65:3 Zählern) und Pokal. Im Finale der Champions League reicht es erneut knapp nicht zum Titel: Ciudad Real stoppt die Hoffnungen vom zweiten "großen" Triple - Kiel feiert trotzdem seine "Supermänner".

Saison 2009/2010

Die bis dato größte Aufholjagd in der Geschichte des THW Kiel endet mit dem zweiten Triumph in der Champions League: Sowohl im Halbfinale gegen Ciudad Real als auch im Finale gegen den FC Barcelona liegen die "Zebras" kurz vor Schluss beinahe aussichtslos zurück und schaffen trotzdem das "Wunder von Köln": "Wir haben Unglaubliches geleistet. Jeder gibt Vollgas, bis er nicht mehr kann", sagt Dominik Klein - bevor er mit tausenden THW-Fans in Köln das berühmte „Humba“ anstimmt. Eine knappe Woche später holen sich die "Zebras" auch den 16. Deutschen Meistertitel, fliegen per Chartermaschine aus Aschaffenburg zurück nach Kiel und feiern ausgelassen mit ihren Fans das Double auf dem Rathausplatz.

Saison 2010/2011

Der THW Kiel verpasst von Verletzungen gebeutelt die Meisterschaft - zu feiern gibt es am Ende der Saison trotzdem einiges: Zum ersten Mal gewinnt der THW Kiel mit einem Finalsieg über Ciudad Real die Vereins-Weltmeisterschaft, den Super Globe. Und triumphiert zum siebten Mal beim Pokal-Final-Four in Hamburg - mit einem Finalsieg über Flensburg. "Ein absolut gutes Gefühl nach dieser schwierigen Saison", sagt Dominik Klein.

Saison 2011/2012

Dominik Klein wirft im vorletzten Saisonspiel in Hildesheim seinen letzten Siebenmeter für den THW Kiel - und verwandelt sicher zum vierten Strafwurf-Tor in zehn Jahren Kiel. Einen Spieltag später schaffen die "Zebras" nach DHB-Pokalsieg und dem dritten Triumph in der Königsklasse Historisches: Mit dem 39:29-Sieg gegen Gummersbach im letzten Saisonspiel vollendet der THW Kiel die perfekte Triple-Saison: 68:0 Punkte! Kiel hat seine Überflieger!

Saison 2012/2013

Der THW Kiel gewinnt zum Saisonauftakt den Supercup gegen Flensburg, Anfang Dezember endet nach 585 Tagen ohne Niederlage und 101:1-Punkten in Folge die unglaubliche Bundesliga-Erfolgsserie der "Zebras", die am Ende der Saison trotzdem das Double aus DHB-Pokalsieg und Meisterschaft feiern können. Dominik Klein lässt mit seinen Teamkollegen mit schwarzer Perücke und goldenem Jackett auf dem Rathausplatz die Disco-Zeit wiederauferstehen.

Saison 2013/2014

"In der Vorbereitung wird die Grundlage geschaffen, damit wir am Ende wieder auf dem Rathausbalkon stehen", sagt Dominik Klein vor dem Start der Spielzeit. Wie recht er damit haben würde, zeigte sich 34 Spieltage später: Nach einer grandiosen Aufholjagd wird der THW Kiel mit dem Winzig-Vorsprung von zwei Toren zum 19. Mal Deutscher Meister. Unfassbar!

Saison 2014/2015

Vier Treffer steuert Dominik Klein zum Supercup-Sieg gegen die Füchse Berlin bei. Der Auftakt einer starken Saison des Kieler Linksaußen, die für „Mini“ aber am 29. März 2015 in Erlangen ein abruptes Ende nimmt: Seinem Treffer zum 19:7 folgt die Schock-Diagnose Kreuzbandriss. Eine mehrmonatige Pause folgt, den 20. Meistertitel feiert Dominik Klein im Frack, einem Zylinder auf dem Kopf und mit dem Mikro in der Hand auf dem Rathausplatz.

Saison 2015/2016

Beim Supercup-Sieg in Stuttgart fehlt Dominik Klein, Anfang Dezember folgt dann ein modernes Märchen: Dominik Klein kehrt nach seiner Verletzung auf die Platte zurück. In der Schlussphase wird er gegen den ungarischen Topclub MVM Veszprem eingewechselt, erzielt den entscheidenden Treffer und wird danach von seinen Teamkollegen fast erdrückt. Die Sparkassen-Arena ist ein Tollhaus – so wie beim Viertelfinal-Sieg in der Königsklasse gegen den FC Barcelona, der den THW Kiel nach einer unglaublich schweren Saison mit vielen Verletzungen zum fünften Mal in Folge zum Final4 nach Köln fahren lässt. Dominik Klein verabschiedet sich nach 518 Pflichtspiel-Einsätzen, 1337 Toren für den THW Kiel und ohne jemals im schwarz-weißen Dress eine Rote Karte gesehen zu haben nach Nantes - aber wird im Herzen immer ein "Zebra" bleiben…