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KN: Der Glaube ans Unmögliche

Bundesliga

KN: Der Glaube ans Unmögliche

Kiel. Am Vormittag nach dem 30:27-Arbeitssieg (siehe Spielbericht) des THW Kiel in der Handball-Bundesliga gegen GWD Minden präsentierte sich die Zebraherde im Vormittagstraining von Trainer Alfred Gislason gerupft - ausgelaugt, angeschlagen, krank. Doch der Isländer sorgt für Linderung. Am (spielfreien) Wochenende bekommen die Spieler des Rekordmeisters frei. "Wir trainieren Montagvormittag wieder", so Gislason. Am kommenden Donnerstag (20.45 Uhr) müssen seine Spieler bei Frisch Auf Göppingen antreten.

Zwischen Minden und Göppingen liegt ein freies Wochenende

Marko Vujin (Oberschenkelverhärtung), die nach Verletzungen erschöpften Domagoj Duvnjak und Nikola Bilyk, Miha Zarabec und Steffen Weinhold (beide Magen-Darm) fehlten am Freitagmorgen in der letzten Einheit vor dem Wochenende, das auch der Coach für einen Ausflug in sein Haus in Wendgräben bei Magdeburg nutzt. Im Gepäck hatte der 58-Jährige auf der Fahrt gen Osten nicht nur zwei weitere Punkte auf dem Weg in der Bundesliga-Tabelle nach oben, sondern auch ein gutes Gefühl und die Erkenntnis, dass so richtig zum ersten Mal auch die zweite Reihe der Außen ins Licht getreten war. "Ole und Emil haben 45 Minuten lang ein richtig gutes Spiel gemacht", sagte Gislason. Rechtsaußen Ole Rahmel (4 Tore) und Linksaußen Emil Frend Öfors (3) hatten mit Tempo, Treffsicherheit und viel Arbeitseifer am gegnerischen Kreis überzeugt und zum guten Gefühl in einem mäßigen Spiel in der Sparkassen-Arena beigetragen. "Es fühlt sich auf jeden Fall so an, als wären wir wieder im Plan", sagte Ole Rahmel nach dem Abpfiff. "Es wäre natürlich schön, wenn solche Spiele wie in Flensburg häufiger kommen, aber das kann man auch nicht erwarten. Wir müssen das Jahr jetzt vernünftig zu Ende spielen."

Ein spielfreies Wochenende sei, so Rahmel, "sehr ungewohnt". "Aber ich denke nicht, dass davor jemand Angst hat", so der sympathische Rechtsaußen lachend. "Wir freuen uns natürlich auf eine Pause, sie ist sehr willkommen." Findet auch der angeschlagene Dauerbrenner Marko Vujin. "Wir brauchen Zeit zur Regeneration nach den vielen Spielen, die wir in dieser Saison schon gemacht haben." Das Lauftraining am Freitag verpasste der Serbe. Torwart Andreas Wolff wagte im Moment des Sieges gleich einen Blick zurück und voraus zugleich: "Die Niederlage in Gummersbach tut jetzt, wo wir in Flensburg gewonnen haben und wieder ein Stück vorne heranrücken, natürlich doppelt weh. Wir müssen jetzt noch die verbleibenden zwei Spiele gewinnen, dann können wir uns auf die EM konzentrieren und in der Rückrunde wieder angreifen."

Manager Thorsten Storm hatte am Mittwoch am Rande der Ehrung der Sportler des Jahres in Schleswig-Holstein im Kieler Schloss ganz nebenbei das neue alte Wir-Gefühl bei den Zebras in Worte gefasst. Es sei immer der Anspruch des THW Kiel, vorne dabei zu sein. Warum also nicht auch jetzt? "Wir werden ja jetzt nicht gleich aufgeben." Eine Einstellung, mit der Storm mit einigen Akteuren so gar nicht auf einer Wellenlänge liegt (René Toft Hansen: "Wir denken wirklich nur von Spiel zu Spiel. Ich gucke nicht nach oben, auch wenn unser Rückrundenprogramm gut ist"), mit anderen schon. Zum Beispiel mit Youngster Nikola Bilyk, der die Saison "noch nicht abgeschrieben" hat. "Sonst würde ich ja jetzt nicht hier stehen. Wir sind der THW, und ich glaube an das Unmögliche", sagte der Österreicher. Das Unmögliche könnte vielleicht auch dadurch in den Bereich des Möglichen rücken, dass der THW Kiel die derzeitigen Top Drei der Liga - Rhein-Neckar Löwen, Füchse Berlin und die SG Flensburg-Handewitt - nach der EM-Pause allesamt in eigener Halle begrüßen darf.

(Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 16.12.2017, Foto: saschaklahn.com)