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Niederlage gegen Hannover

Bundesliga

Niederlage gegen Hannover

Der THW Kiel hat das Spitzenspiel der DKB Handball-Bundesliga gegen die TSV Hannover-Burgdorf verloren. Am Ende von 60 spannenden Minuten feierten die Niedersachsen mit dem 31:29 (16:14)-Erfolg an der Förde ihren ersten Sieg überhaupt gegen die "Zebras" - und führen jetzt weiterhin ungeschlagen die Tabelle an. Den Ausschlag in einer engen Begegnung gaben am Ende die Schwächen in der Kieler Abwehr, die den elffachen Torschützen Kai Häfner nicht in den Griff bekam, und eine mangelnde Chancenverwertung der Gastgeber, die allein 15 Mal an TSV-Keeper Malte Semisch scheiterten. Bester Kieler Torschütze war Niclas Ekberg (7/3).

Comeback von Toft Hansen

Rene Toft Hansen im Duell mit Ex-Zebra Ilija Brozovic

In das Duell der beiden bis dato ungeschlagenen Mannschaften ging der THW Kiel mit einem "Neuzugang": Rene Toft Hansen feierte nach monatelanger Verletzungspause (Schambeinentzündung) sein Comeback im THW-Dress. Gemeinsam mit Patrick Wiencek bildete Toft Hansen erstmals den Mittelblock. Allerdings: Vor allem auf den Halbpositionen hatte die Kieler Defensive von Beginn an Schwierigkeiten mit den Gästen. Diese hatten vor allem zwei Namen: Morten Olsen und Kai Häfner. Die beiden Nationalspieler fanden die Lücken in der THW-Abwehr - die beiden Kieler Torhüter Niklas Landin und Andreas Wolff blieben angesichts der freien Würfe nahezu ohne Chance auf Glanztaten. Mit zwei Ausnahmen: Landin parierte gegen Casper U. Mortensen und Runar Karason jeweils einen Strafwurf. Auf der Gegenseite konnte sich Malte Semisch gleich mehrfach auszeichnen: Er parierte unter anderem Gegenstöße von Wiencek und Nikola Bilyk sowie etliche Versuche aus dem Rückraum. Die Folge: Nach Nilssons Traumpass auf Wiencek und dem 9:8 für den THW, der sich in der Anfangsphase vor allem auf Bilyk und den erneut starken Steffen Weinhold verlassen konnte, drehte sich das Spiel.

Hannover geht in Führung

Wie entfesselt: Kai Häfner machte elf ToreIn Unterzahl erzielten die Hannoveraner durch zwei Häfner-Treffer das 10:9, und auch der Ausgleich von Rune Dahmke vermochte die "Recken" nicht von ihrem Weg abzubringen. Mortensen versenkte nach zwei Semisch-Paraden gegen Vujin einen Gegenstoß, Christian Zeitz bekam ein Stürmerfoul abgepfiffen, was Kastening mit einem Treffer in das wegen einer Kieler Unterzahl verwaiste Tor doppelt bestrafte. Nach 26 Minuten war erstmals eine Mannschaft mit zwei Treffern vorn - zum Leidwesen der 10.285 Fans war es die Mannschaft aus Hannover. Kurz darauf lag der THW nach Häfners siebtem Treffer sogar mit drei Toren in Rückstand, konnte dies durch Tore von Zeitz und Bilyk aber kontern. Die letzte Aktion der ersten Halbzeit bescherte den Gästen durch Pevnov eine 16:14-Führung, die direkt nach Wiederanpfiff durch Olsen ausgebaut wurde. 

Offener Schlagabtausch

Emil Frend Öfors erzielte seine ersten beiden Heim-Tore für den THW

Mit viel Engagement gingen die "Zebras" an die Aufholjagd, die nach 38 Minuten einen Teil-Erfolg mit sich brachte: Weinhold hatte sich zum Anschluss durchgesetzt, und Nilsson von halbrechts den Ausgleich erzielt. Doch erneut wusste Hannover in Person von Häfner die schnelle Antwort nachzulegen - und hatte trotz des engen Spielstandes fair eine Zeitstrafe gegen Weinhold wegen angeblich absichtlichen Fußspiels fair abgewendet: Häfner intervenierte bei den Schiedsrichtern, die ihre Entscheidung zurücknahmen. Aber Hannover konnte sich auf Semisch verlassen, der begann, die Kieler Angreifer zu nerven: So hielt der TSV-Keeper gleich zweimal gegen den freien Weinhold, wenig später - beim Stand von 23:22 für die Gäste - auch einen Dahmke-Wurf von Außen und einen Gegenstoß des Kieler Jung. Weil auf der anderen Seite aber auch Niklas Landin besser in die Partie fand, entwickelte sich ein offener Schlagabtausch - den Häfner mit einem unglaublichen Knickwurf zum 24:22 eröffnete. Doch auch der THW war nun richtig heißgelaufen: Parade Landin, Gegenstoß Ekberg: 23:24. Ekberg in Unterzahl aus dem Rückraum in den Winkel: 24:25 (49.). Ekberg per fantastischem Leger: 25:26. landin hielt einen Olsen-Wurf fest, Neuzugang Emil Frend Öfors traf im Gegenstoß kompromisslos zum Ausgleich. 

Wilde Schlussphase

Niklas Landin wurde für seine Glanztaten nicht belohnt

Doch die Geschichte vom Heimspiel-Auftakt am Sonntag sollte sich nicht wiederholen - auch wenn Steffen Weinhold mit viel Glück zum 28:27 (53.) einnetzen konnte. Sofort nahm Carlos Ortega eine Auszeit, um einen "Rausch" der Gastgeber zu verhindern. Mit Erfolg - denn die Chancenauswertung bei den Kielern blieb mangelhaft. In Überzahl entschärfte Semisch einen freien Wurf von Frend Öfors, und Nilsson traf mit seinem wuchtigen Wurf nur den Pfosten. Zweimal hatten die "Zebras" also die Chance, auf ihren Vorsprung auszubauen - zweimal scheiterten sie. Noch in Unterzahl traf Olsen zum 28:28 (56.), und dann wurde es wild: Frend Öfors wurde ein angebliches Stürmerfoul angekreidet, auf der Gegenseite hielt Landin mehrfach grandios gegen Pevnov. Allein: Die Belohnung dafür blieb aus, weil vom Schiedsrichter-Gespann Geipel/Helbig jeweils siebenmeterwürdige Vergehen der Kieler Abwehr gesehen wurden: Mortensen bedankte sich mit dem 29:28 und 30:29 (59.). Auf der Gegenseite wurde Weinhold gefoult - der Pfiff blieb aus. In der direkt folgenden Situation soll Wiencek dann ein Stürmerfoul begangen haben - der erwartbare Siebenmeterpfiff blieb ebenfalls aus. Ballbesitz für Hannover, Pevnovs finaler Treffer per Heber 30 Sekunden vor Schluss zum 31:29. Die Entscheidung war gefallen.

Nächste Top-Partie am Sonntag

Enttäuschung pur: Patrick Wiencek

Enttäuscht bedankten sich die "Zebras" bei ihren Fans, während die TSV mit "Spitzenreiter"-Rufen den ersten Erfolg überhaupt gegen den THW Kiel feierten. Die Schwarz-Weißen müssen allerdings ihre Enttäuschung schnell in Motivation umwandeln, denn der Reigen der harten Aufgaben geht für den THW Kiel weiter: Am kommenden Sonntag (12:30 Uhr, live auf Sky Sport) steht mit der Auswärtspartie bei der MT Melsungen die nächste Hammer-Begegnung auf dem Spielplan der "Zebras". Die Melsunger, die sich vor dem Saisonstart mit den drei Europameistern Tobias Reichmann, Finn Lemke und Julius Kühn verstärkt haben, gelten als einer der Favoriten auf den Titel in der DKB Handball-Bundesliga. Nach dem Fehlstart mit einer Niederlage in Stuttgart hat sich die MT gefangen und Kontakt zur Spitze aufgenommen. Allerdings hat das Verletzungspech die Mannschaft von Trainer Michael Roth innerhalb kürzester Zeit gleich zweimal heimgesucht: Nach Philipp (Schultereckgelenks-Sprengung) erwischte es nun auch Michael Müller, der nach dem Hessen-Duell-Sieg beim TV Hüttenberg auf dem Nachhauseweg unglücklich mit seinem Motorroller stürzte und sich den Außenknöchel brach: Die Zwillingsbrüder werden mindestens sechs Wochen fehlen. "Uns erwartet in Kassel eine der schwersten Auswärts-Aufgaben der Saison", sagt THW-Rückraumspieler Christian Dissinger. Die Kasseler Rothenbach-Halle ist seit Wochen ausverkauft. Weiter geht's, Zebras!

Statistik, 1. Spieltag, 07.09.17: THW Kiel - TSV Hannover-Burgdorf: 29:31 (14:16)

THW Kiel: Landin (1.-22., 41.-60., 9/2 Paraden), Wolff (22.-41., 3 Paraden); Firnhaber, Toft Hansen, Weinhold (6), Dissinger, Wiencek (2), Ekberg (7/3), Zeitz (2), Frend Öfors (2), Rahmel (n.e.), Dahmke (2), Zarabec (1), Vujin, Bilyk (3), Nilsson (4); Trainer: Gislason

TSV Hannover-Burgdorf: Ziemer (n.e.), Semisch (1.-60., 15 Paraden); Johannsen, Mortensen (8/5), Patrail (1), Pevnov (3), Häfner (11), Atman, Böhm (1), Karason, Olsen (5), Brozovic (1), Kalafut, Christophersen, Kastening, Büchner; Trainer: Ortega

Schiedsrichter: Lars Geipel / Markus Helbig 

Strafzeiten: THW: 3 (Wiencek (25.), Weinhold (28.), Frend Öfors (48.)) / TSV: 3 (Brozovic (7.), Pevnov (18.), Christophersen (54.)) 

Siebenmeter: THW: 3/3 / TSV: 7/5 (Landin hält Mortensen (13.) und Karason (25.)) 

Spielfilm: 1:0, 2:1 (4.), 2:3 (8.), 4:5, 6:5 (12.), 8:7, 9:8, 9:10 (19.), 11:11, 11:13 (26.), 12:13, 12:15 (28.), 14:15 (30.), 14:16;
14:17 (31.), 16:17 (32.), 18:18 (34.), 19:20 (37.), 21:20 (38.), 21:22, 22:22 (41.), 22:24 (46.), 24:26 (50.), 26:26 (51.), 26:27, 28:27 (53.), 28:29 (57.), 29:29 (58.), 29:30 (59.), 29:31.

Zuschauer: 10.285 (ausverkauft) (Sparkassen-Arena, Kiel)

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Alfred Gislason: Es war das erwartet schwierige Spiel für uns - und ich bin natürlich nicht zufrieden. Wir hatten Probleme in der Abwehr wie gegen Magdeburg, sind einfach nicht in die Bewegung gekommen und konnten so unseren Torhütern nicht helfen. Dann kommen wir besser in die Partie, aber Hannover spielt das dann sehr schlau und taktisch clever. Trotzdem hatten wir die Chance, mit zwei wegzuziehen. In so einem engen Spiel entscheiden dann Kleinigkeiten, und ich war mit einigen Siebenmeter- und Stürmerfoul-Entscheidung nicht einverstanden. Es tut mir leid für meine Mannschaft, so verloren zu haben. Mein Glückwunsch geht an Carlos und seine Mannschaft für diesen starken Auftritt. 

TSV-Coach Carlos Ortega: Das war ein großes Spiel für alle Fans und Handball-Liebhaber. Ich bin sehr glücklich über den Sieg, wir haben richtig gut gespielt. Ich hatte ein bisschen Angst vor den letzten Minuten und den Druck, den die Fans in dieser Halle machen. Dann hatten wir auch ein paar Mal Glück. Das war ein sehr wichtiger Sieg für uns.

THW-Geschäftsführer Thorsten Storm: Meine Anerkennung für die tolle Leistung der Hannoveraner. Wir haben gegen einen sehr starken Gegner ein Spiel auf Augenhöhe verloren. Ich hätte mir gewünscht, dass wenigstens einige der 50:50-Entscheidungen zu unseren Gunsten ausgefallen wären. Dieses Glück hatten wir nicht. Schade.

TSV-Manager Benjamin Chatton: Es ist etwas Besonderes, in Kiel zu gewinnen. Heute hat sich unsere Mannschaft belohnt. Auch wenn unser Auftakt sehr erfolgreich war, können wir das gut einschätzen. Wir haben die vergangenen Monate nicht vergessen - aber es ist schön zu sehen, dass unsere Idee aufgeht.

THW-Spielmacher Miha Zarabec: Wir haben in der Abwehr schlecht gespielt und vorne zu viele Chancen ausgelassen. Jetzt werden wir das Spiel analysieren und nach Melsungen fahren, um dort die zwei Punkte zu holen.