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KN: Als wäre nichts gewesen

Bundesliga

KN: Als wäre nichts gewesen

Stuttgart. Die Serie des THW Kiel hält. Die Zebras sind in der Handball-Bundesliga weiter im Aufwind, seit Donnerstagabend nun schon seit fünf Begegnungen ungeschlagen. Das 36:24 (16:9, siehe THW-Spielbericht) beim TV Bittenfeld in Stuttgart gerät zu keinem Zeitpunkt in Gefahr.

Zarabec: "Die schweren Zeiten sind vorbei"

Die Verantwortlichen des TVB schauen etwas zu weit nach vorn, haben die Pressekonferenz auch mit einer Platzkarte "Viktor Szilagyi / Sportlicher Leiter THW" ausgestattet. Das dauert aber noch sieben Wochen. Noch ist der Österreicher nicht da. Und sein künftiger Arbeitgeber denkt im Hier und Jetzt der abebbenden Krise nur ganz pragmatisch von Spiel zu Spiel.

Das gegen die Wild Boys in der nicht annähernd ausverkauften Porsche Arena muss kurzfristig um zehn Minuten verschoben werden. Der Stuttgarter Hauptbahnhof ist ein einziger Krater, der Verkehr versinkt im Chaos, die Blechlawine quält sich vorbei am Zirkus Krone entlang des Cannstatter Wasen.

Die Lateintänzer des 1. TC Ludwigsburg bereiten dann endlich feurig das Feld. Die Gäste zünden danach dort zumindest phasenweise ein Feuerwerk, als hätte es die Krise nie gegeben. Hätte nicht der überragende THW-Keeper Niklas Landin sein Zielwasser im Umschaltspiel kurzerhand weggelassen, der Kieler Vorsprung fiele nach 30 Minuten noch eklatanter aus als mit 16:9.

Wo das Tempospiel noch hakt (Landin: "Die Pässe waren einfach schlecht von mir"), überzeugt der THW im Positionsangriff und leistet damit dem Harmoniezugewinn zwischen Miha Zarabec in der Mitte und Marko Vujin auf Halbrechts Vorschub (bisher bitter nötig). Jedoch prägen andere Protagonisten diesen Abend: Niklas Landin (10 Paraden bis zur Pause) allen voran, der traumwandlerisch sicher treffende Nikola Bilyk und Linksaußen Rune Dahmke, dem gegen Stuttgarts guten Jogi Bitter auch die schönen Dreher gelingen (9:5/19.). Nach Halbzeit eins liegt nur der Ausfall von Steffen Weinhold (Wadenzerrung) schwer im Magen.

Für Alfred Gislason jedenfalls gibt es keinen Grund, etwas zu verändern. Einzig Ole Rahmel muss nach der Pause für Weinhold auf Halb decken. Vujin bleibt auch in der Deckung auf Außen auf dem Feld und ist irgendwann mitverantwortlich dafür, dass ein gutes Spiel ein gutes bleibt. Hinter dem starken Bilyk (7 Tore) treffen Niclas Ekberg und Rune Dahmke je sechsmal, Vujin fünfmal. Zwar klagt René Toft Hansen schließlich auf hohem Niveau: "Das war nach der Pause unkonzentriert und nicht beweglich genug." Beim 28:18 durch Marko Vujin (48.) wird jedoch ein Klassenunterschied erkennbar. Hier der flüssig mit dem quirligen Zarabec kombinierende, druckvolle THW mit einer kompromisslosen Deckung und einem "überragenden Landin" (Gislason), der erst in der 46. Minute für Andreas Wolff Platz macht. Da zuweilen auch konditionell einbrechende Stuttgarter, bei denen Unsicherheit mit zunehmender Spieldauer Raum greift. "Wenn der THW so ein gutes Spiel macht, haben wir keine Chance", resümiert TVB-Trainer Markus Baur. "Mich ärgert nur, dass wir es den Kielern nicht noch schwerer gemacht haben."

Am Ende ist's für die Zebras auch ein Schaulaufen für Gemüt und Auge: Wolff aufs leere Tor (30:20/52.), der eingewechselte Lukas Nilsson zweimal mit Wucht (34:22/58.), der zuletzt so selten berücksichtigte Sebastian Firnhaber zum finalen 36:24 (60.). "Das war richtig gut. Die schweren Zeiten sind vorbei", sagt ein strahlender Regisseur Miha Zarabec. "Die Brest-Reise war für die Jungs die Hölle", so Alfred Gislason. "Gut, dass wir bald wieder zu Hause sind." Nach einer Nacht in Stuttgart geht es heute um 9.30 Uhr mit dem Flieger via Hamburg nach Kiel zurück.

(Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 10.11.2017, Foto: Archiv/Sascha Klahn)