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KN: Nächster Gegner: MT Deutschland

Bundesliga

KN: Nächster Gegner: MT Deutschland

Kiel/Melsungen. Der eine (Trainer Alfred Gislason) hatte keine Lust mehr, seinen 58. Geburtstag feierlich ausklingen zu lassen. Die anderen (die Spieler des Handball-Rekordmeisters THW Kiel) verkrochen sich schnell in ihrer Kabine. Der Schock nach dem nicht erwarteten 29:31 gegen die TSV Hannover-Burgdorf saß tief bei den Zebras. "Wir sind total enttäuscht", sagte Rechtsaußen Niclas Ekberg. Nach Magdeburg und Hannover wartet nun schon am Sonntag (12.30 Uhr) ein ähnliches Kaliber auf den THW, der in Kassel gegen die MT Melsungen antritt.

THW Kiel am Sonntag in Kassel gegen Melsungen

"Wir haben einfach zu viele freie Bälle verworfen", analysierte Abwehr-Spezialist René Toft Hansen am Freitag. Der Däne hatte nach seinem Comeback nach mehr als viermonatiger Pause außer einem Muskelkater keine größeren Probleme zu verzeichnen und soll nun, geht es nach Alfred Gislason und den Teamärzten, weiter "dosiert" eingesetzt werden. Das ist auch gut so. Denn trotz der insgesamt 20 Fehlwürfe im Spiel gegen den neuen Tabellenführer Hannover sieht Gislason "die größeren Probleme in der Abwehr". Sebastian Firnhabers Leistung stufte der Chefcoach einerseits als "Katastrophe" ein, relativierte dann allerdings sofort: "Man darf nicht zu viel erwarten. Er zahlt noch Lehrgeld, ich muss Geduld mit ihm haben."

Defensiv überraschend schwach auf der halblinken Deckungsposition agierte auch Nikola Bilyk. Auf die Option, den elfmal erfolgreichen Kai Häfner in Manndeckung zu nehmen, verzichtete Gislason dennoch: "Das hätte größere Räume für Morten Olsen und die Kreisläufer geschaffen." In jedem Fall fühlten sich die Zebras auch am Tag danach noch vom Schiedsrichtergespann benachteiligt, das beispielsweise beim Stand von 29:30 in der Schlussphase ein zweifelhaftes Stürmerfoul gegen Lukas Nilsson geahndet, ein vorausgegangenes Foul gegen Steffen Weinhold allerdings nicht gepfiffen hatte. "Natürlich haben wir viele Bälle verworfen, aber die Schiedsrichter sollen trotzdem unparteiisch bleiben", so Gislason. Auch THW-Geschäftsführer Thorsten Storm zeigte sich nach dem Studium der Szene auf Video "genervt".

Am Sonntag wartet nun in Kassel die MT Melsungen. Die Hessen müssen kurzfristig auf die Müller-Brüder Philipp (Schultereckgelenkssprengung) und Michael (Knöchelbruch nach Roller-Unfall) verzichten und mühen sich bisher schwerfälliger als erwartet durch die Saison. Denn der "MT Deutschland" wurde nach der Verpflichtung der drei EM-Helden Tobias Reichmann (KS Vive Kielce), Finn Lemke (SC Magdeburg) und Julius Kühn (VfL Gummersbach) die Rolle des Geheimfavoriten zugesprochen. Ein Stempel, der am ersten Spieltag mit dem 27:29 in Stuttgart gleich verblasste. Nur Shooter Kühn ist bei der MT mit 21 Toren bisher voll eingeschlagen, während Lemke in der Abwehr noch fremdelt und Star-Rechtsaußen Reichmann keine Akzente setzte.

Chronische Ladehemmung griff auch bei den knappen Siegen gegen Gummersbach (25:23) und beim Aufsteiger Hüttenberg (28:27) um sich. Im rechten Rückraum muss jetzt Ex-Zebra Dener Jaanimaa für Michael Müller in die Bresche springen. "Und Melsungen hat einen überragenden Kühn. Vielleicht ist durch die Verletzungen nicht mehr die Breite da, aber eine super Qualität", sagt Gislason. Vergleiche zur Vorsaison, die ebenfalls mit einer Niederlage in den ersten drei Partien begann, sieht er nicht. "Die Gegner waren einfach auch sehr gut und wir haben zu viele leichte Fehler in der Abwehr gemacht. Es gab aber auch viel Positives. Gegen Hannover haben nach der Pause beispielsweise zwei 20-Jährige einen guten Job im Angriff gemacht." Von einer veränderten Drucksituation nach der ersten Saisonniederlage will Gislason nichts wissen: "Wir sind es gewohnt, immer gewinnen zu müssen."

(Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 09.09.2017, Foto: Sascha Klahn)