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THW verliert auch in Melsungen

Bundesliga

THW verliert auch in Melsungen

Der THW Kiel hat Sonntagmittag seine zweite Saison-Niederlage in der DKB Handball-Bundesliga kassiert. Bei der MT Melsungen legten die "Zebras" nie ihre anfängliche Unsicherheit ab und verloren verdient mit 25:29 (10:15). Eine Vielzahl an technischen Fehlern ließ die Kieler zwischenzeitlich mit sieben Treffern in Rückstand geraten, die Aufholjagd wurde dann von MT-Keeper Nebosja Simic gestoppt, der mit 14 Paraden ein starker Rückhalt der Gastgeber war. Bester Kieler Torschütze war erneut Niclas Ekberg mit 7/4 Toren, Lukas Nilsson traf fünf Mal. Für die MT waren Michael Allendorf (7/3) sowie die Neuzugänge Julius Kühn und Lasse Mikkelsen (je 6) am erfolgreichsten.

Melsungen dreht Partie früh

Patrick Wiencek ackerte am Kreis

Die Partie begann auf beiden Seiten hektisch - mehr als sieben Minuten sollte es dauern, bis der erste Feldtreffer fiel. Julius Kühn erzielte den Anschlusstreffer, zuvor hatte Niclas Ekberg zweimal vom Siebenmeterstrich für den THW getroffen. Dieser hatte in der Startaufstellung mit Emil Frend Öfors für Rune Dahmke und Marko Vujin für Steffen Weinhold im Vergleich zum Hannover-Spiel auf zwei Positionen verändert begonnen, richtig in Fluss kamen die "Zebras" aber auch nach dem 3:1 durch Ekberg nicht. Denn die Partie nahm richtig Fahrt auf, allein drei Tore fielen in der zwölften Minute. Allerdings nur einer für den THW: Vujin hatte zum 5:4 "gefackelt", Finn Lemke nach Schneller Mitte zum Ausgleich getroffen. 15 Sekunden später führte die MT nach einem technischen Fehler der Kieler, und als Lemke sich einen schlecht getimten Zarabec'-Pass schnappe und zum 7:5 (14.) einnetzte, war die MT im Spiel. Die Kieler schafften durch Ekberg und Nikola Bilyk noch einmal den Ausgleich, doch dann wendete sich das Blatt entgültig in Richtung der Gastgeber. 

5-Tore-Hypothek

Kein Durchkommen für Nikola Bilyk und die Zebras

Mit einer fest zupackenden Abwehr trieben die Melsunger die "Zebras" ein ums andere Mal ins Zeitspiel, und der THW machte weiterhin zu viele Fehler im Angriff. Die Folge: Ein Gegenstoß-Wirbel der Rot-Weißen, dem sich zunächst nur Lukas Nilsson mit drei Toren in Folge in den Weg stellte. Nach dem 10:11-Anschluss des Schweden brachen aber alle Dämme: Kühn traf, Simic hielt einen freien Weinhold-Wurf, Allendorf netzte vom Siebenmeter-Strich ein. Simic parierte einen freien Ekberg-Wurf vom Kreis - der starke Mikkelsen traf zum 14:10. Einen Bilyk-Fehlpass später stand es 10:15, erneut hatte Mikkelsen profitiert, der Niklas Landin mit einem Leger bezwang. Auch die letzte Möglichkeit des THW, vor der Pause noch einmal zu verkürzen, wurde von Simic zunichte gemacht: Er lenkte mit seiner fünften Parade innerhalb von vier Minuten den Wurf von Zeitz um den Posten - mit einer Fünf-Tore-Hypothek ging es in die Kabine.

THW kommt heran

Bester Torschütze: Niclas Ekberg

Die zweite Hälfte begann mit einem Weckruf: Ekberg hatte hinten den Ball geklaut, und Steffen Weinhold den Konter versenkt. Nach Kühns abgefälschtem 16:11 waren es Rune Dahmke und Ekberg, der nach tollem Weinhold-Pass traf, die die Kieler Hoffnungen auf einen Punktgewinn am Leben hielten. Allerdings machten sich die "Zebras" die Aufholjagd selbst schwer: Nilsson verlor gegen Lemke den Ball, und in Überzahl scheiterte Ekberg an Simic - die Konsequenz war nach 38 Minuten ein Sieben-Tore-Rückstand: Mit 13:20 deutete sich in Kassel ein Debakel an. Gislason reagierte mit der Auszeit, setzte fortan auf eine offensive Deckungsvariante. Und die schmeckte den Gastgebern nicht so richtig: Nilsson bediente Toft Hansen, der sein erstes Saison-Tor markierte. Dahmke schnappte sich in der Abwehr spektakulär den Ball und bediente Wiencek, der von der Mittellinie ins verwaiste Melsunger Tor traf. Und als Ekberg einen von Vujin herausgeholten Siebenmeter verwandelte, war der THW Kiel beim 16:20 zumindest wieder in Reichweite. Und blieb es auch - trotz doppelter Unterzahl, in der Nilsson zum 17:21 einwarf. Als wenig später Weinhold nach einem erneuten Dahmke-Steal das 19:22 (44.) erzielte, bekam auch die Hoffnung der gut 100 mitgereisten, lautstarken Kieler Fans wieder Nahrung.

Melsungen feiert Sieg

Genau so schnell bekam diese aber auch wieder einen Dämpfer, weil Mikkelsen sich gedankenschnell einen Abpraller schnappte und Weinhold bei einer Abwehraktion statt eines Stürmerfouls mit Ballbesitze THW einen Siebenmeter gegen sich ausgesprochen bekam. Wieder lagen die "Zebras" mit fünf Toren hinten, noch einmal kamen sie auf drei Tore heran. Doch nach Weinholds 23:26 war die Aufholjagd beendet: Golla traf vom Kreis, Weinhold warf in den Block, Reichmann sicherte sich den Abpraller und traf zum 28:23 (56.). Als Simic dann gegen Dahmke parierte, war die Partie entschieden - die verbleibenden zwei Minuten reichten nur noch für Ergebniskosmetik: Mit 25:29 verlor der THW Kiel zum ersten Mal auswärts und kassierte damit drei Tage nach der ersten Saison-Niederlage im Heimspiel gegen Hannover erneut einen doppelten Punktverlust.

Donnerstag geht's gegen Leipzig

Lukas Nilsson traf fünf Mal

Noch einmal müssen die "Zebras" in der DKB Handball-Bundesliga ran, ehe mit dem Heimspiel gegen Paris Saint-Germain (Sonntag, jetzt Tickets kaufen) auch die Königsklasse beginnt: Am kommenden Donnerstag empfangen die "Zebras" den SC DHfK Leipzig im Kampf um zwei ganz wichtige Punkte. Mit den Leipzigern, die sich vor der Saison mit dem letztjährigen Bundesliga-Torschützenkönig Philipp Weber verstärkten, haben die Kieler noch mindestens eine Rechnung offen: Im vergangenen Jahr deklassierte der SC DHfK den Rekordmeister in eigener Halle mit 34:25 (siehe Spielbericht). Für die Partie, die um 19 Uhr in der Sparkassen-Arena angepfiffen wird, gibt es noch Sitz- und Stehplätze an allen bekannten Vorverkaufsstellen und im THW-Online-Ticketshop. Weiter geht's, Kiel! 

Fotos: Angela Grewe

Statistik, 4. Spieltag, 10.09.17: MT Melsungen - THW Kiel: 29:25 (15:10)

MT Melsungen: Sjöstrand (n.e.); Simic (1.-60., 14 Paraden); Maric (2), Kühn (6), Lemke (2), Golla (2), Reichmann (2), Mikkelsen (6),Danner (n.e.) Boomhouwer, Schneider, Allendorf (7/3), Jaanimaa (1), Haenen, Langhans; Trainer: Roth

THW Kiel: Landin (24.-38., 57.-60.,  1 Parade), Wolff (1.-24., 38.-57., 4 Paraden); Firnhaber, Toft Hansen (1), Weinhold (3), Dissinger, Wiencek (3), Ekberg (7/4), Zeitz, Frend Öfors, Rahmel (n.e.), Dahmke (2), Zarabec (2), Vujin (1), Bilyk (1), Nilsson (5); Trainer: Gislason

Schiedsrichter: Hanspeter Brodbeck / Simon Reich.

Strafzeiten: MT: 5 (2x Schneider (7., 57.), Reichmann (24.), Golla (35.), Kühn (38.))/ THW: 5 (Bilyk (20.), Wiencek (24.), 2x Dissinger (42., 46.), Weinhold (42.))
Siebenmeter: MT: 3/3 / THW: 4/4
Spielfilm: 0:1 (3.), 0:2 (7.), 1:2 (8.), 1:3, 3:3 (10.), 3:4, 4:5 (12.), 7:5 (14.), 7:7 (15.), 9:7 (18.), 10:8, 11:10 (25.), 15:10;
15:11 (31.), 16:11, 16:13 (33.), 20:13 (38.), 20:16 (41.), 22:19 (44.), 23:20 (47.), 25:20 (49.), 25:22 (53.), 26:23 (54.), 28:23 (56.), 28:25 (59.), 29:25.
Zuschauer: 4.300 (ausverkauft) (Rothenbach-Halle, Kassel)

Stimmen zum Spiel:

THW-Linkshänder Steffen Weinhold:
Wir haben zu viele technische Fehler gemacht und Melsungen so zu Tempogegenstößen eingeladen. Insgesamt waren wir nicht clever genug - auch nicht, als wir alles versucht haben, um noch einmal heran zu kommen. Jetzt bleibt nicht viel Zeit, diese Fehler zu analysieren. Gegen Leipzig wollen wir gewinnen.

THW-Trainer Alfred Gislason in den Kieler Nachrichten:
Der Sieg für Melsungen ist völlig verdient. Wir haben in der ersten Halbzeit zu viele technische Fehler gemacht und insgesamt zu viel verworfen. In der Abwehr haben wir gekämpft, auch ein paar Mal umgestellt, aber wir haben Kühn nicht in den Griff bekommen und hatten nie Zugriff auf das Spiel. Es tut mir leid für unsere Fans, dass wir nicht besser gespielt haben. Melsungen war über die gesamte Spieldauer klar besser.

MT-Trainer Michael Roth in den Kieler Nachrichten:
Wenn du so ein Spiel wie heute machst, dann klappt fast alles, was du dir vorgenommen hast. Wir wussten, dass die Kieler etwas nervös werden, wenn wir sie zum Nachdenken bringen, und das war heute auch so. Wie unsere Abwehr gestanden hat, war einfach fantastisch, zusammen mit der großartigen Stimmung in der Halle war das grandios.

THW-Linksaußen Rune Dahmke in den Kieler Nachrichten:
Wir haben uns das Leben selbst schwer gemacht. In der ersten Halbzeit machen wir zu viele Fehler, in der zweiten schießen wir Simic warm. Das Angriffsspiel war viel zu statisch, und man hat die Unsicherheit deutlich gemerkt.