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KN: “Der THW hat momentan viel Wut”

Bundesliga

KN: "Der THW hat momentan viel Wut"

Kiel/Melsungen. Verfolgerduell am 23. Spieltag der Handball-Bundesliga. Anders kann man es nicht sagen. Der THW Kiel (Platz sechs/29:15 Punkte) empfängt heute Abend (19 Uhr, Sparkassen-Arena) die MT Melsungen (7./29:15). Beide schielen noch auf das internationale Geschäft. Das ist weit weg. Schon wieder ein Schlüsselspiel.

Einsatz von Finn Lemke fraglich

Finn Lemke war im Januar während der Europameisterschaft in Kroatien eine Schlüsselfigur. Zuerst nicht, dann nachnominiert, dann mit den Bad Boys untergegangen. Der Mann hat Größe. 2,10 Meter Körpergröße sowieso. Aber der kluge Abwehrstratege der MT Melsungen ist auch reflektiert, denkt in der Sache, nimmt sich zurück. Nach der EM und all den Querelen um Bundestrainer Christian Prokop ist der 25-Jährige nicht nachtragend, sondern sagt: "Der Blick zurück bringt nichts. Ich war auch nicht überrascht über die Entscheidung, mit dem Bundestrainer weiterzumachen. Ich freue mich."

Die Enttäuschung flugs abgeschüttelt, fokussierte sich Lemke nach der EM sofort wieder auf die MT. "Ich wollte auch gleich angreifen, um meine Ziele für die Rückrunde zu verwirklichen." Ziele: Für die Nordhessen und Trainer Michael Roth ist das der Sprung nach Europa. Ein 33:33-Remis am Sonntag verhinderte, dass Melsungen an den Zebras vorbeiziehen konnte. Lemke saß - von einer Oberschenkelzerrung gehandicapt - auf der Bank. "Ich hoffe, dass sich die Abwehr im Vergleich zum Lemgo-Spiel mit 33 Gegentoren in eigener Halle stabilisiert oder mit mir - wenn ich spielen kann - noch besser agiert." Wenn ich spielen kann: Für ein kurzes Gespräch ist Lemke am Mittwoch zwischen Ergometer-Training und Reha-Maßnahme zu erreichen. In den Mannschaftsbus nach Kiel ist er mittags nicht gestiegen. Ob er heute nachreist, ist noch offen. Zu gerne würde er wie beim 29:25-Sieg gegen den Rekordmeister im Hinspiel dabei sein. "Das wird ein Schlüsselspiel der direkten Verfolger auf Augenhöhe. Ein sehr gefährliches Spiel, denn einerseits hat man das Gefühl, dass man in Kiel momentan die zwei Punkte holen kann, aber andererseits hat der THW ja eine große Qualität und momentan auch viel Wut über die zuletzt gezeigten Leistungen."

Der Weltklasse-Innenblockspieler und Europameister 2016 will sich selbst noch weiter verbessern. "Ich will aus der Abwehr heraus explosiver in die zweite Welle kommen und gerne mehr im Angriff spielen. Aber ganz ehrlich: So unglaublich, wie Julius Kühn momentan die Dinger reinwirft, bin ich realistisch genug, um zu wissen, dass ich ihn allenfalls ein bisschen entlasten kann." Nationalmannschaftskollege Julius Kühn ist derzeit ein Phänomen. In den zurückliegenden drei Begegnungen gegen Lemgo (12), Flensburg (11) und Leipzig (10) traf der Rückraumlinke 33-mal, liegt mit 152 Toren aktuell auf Rang zwei der Bundesliga-Torjägerliste (Platz eins: Casper Mortensen/Hannover; 157 Tore), hat aber mit Abstand die meisten Feldtore in der Liga erzielt (151). Neben Lemkes Einsatz ist auch der von Timm Schneider (Schambeinentzündung) fraglich. Fehlen wird definitiv Torwart Nebosja Simic (Muskelbündelriss), für den Mathias Lenz aus dem Handball-Ruhestand reaktiviert wurde.

Beim THW rückt Altenholz-Perspektivspieler Lucas Firnhaber (20) für den verletzten Steffen Weinhold (Muskelfaserriss Oberschenkel) und den aussortierten Christian Zeitz im rechten Rückraum in den Kieler Kader. Fehlen werden darüber hinaus weiterhin René Toft Hansen (Adduktorenprobleme) und der offenbar doch noch nicht wieder einsatzbereite Domagoj Duvnjak. "Da müssen wir jetzt durch. Wir kapieren natürlich, wo wir stehen. Jetzt müssen alle Verantwortung übernehmen, die da sind", sagt THW-Coach Alfred Gislason. "Gute Ansätze" habe der Isländer zuletzt bei Christian Dissinger gesehen. Im rechten Rückraum steht Marko Vujin in der Pflicht. Als Alternative kommt Rechtsaußen Niclas Ekberg - wie schon am Sonnabend gegen Kielce - infrage.

(Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 01.03.2018, Foto: Archiv/Sascha Klahn)