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THW siegt nach großem Kampf

Bundesliga

THW siegt nach großem Kampf

Der THW Kiel hat seine Sieges-Serie in der DKB Handball-Bundesliga ausgebaut: Zum neunten Mal in Folge holten die Zebras zwei Punkte. Allerdings: Der Weg zum 28:26 (14:15) gegen Frisch Auf! Göppingen war ein langer, hart umkämpfter. Immer wieder gerieten die Kieler vor 10.285 Fans in der ausverkauften Sparkassen-Arena ins Hintertreffen. Erst mit einem starken Andreas Wolff, einer sich steigernden Abwehr und einem 4:0-Lauf zum 24:21-Zwischenstand konnten die Schwarz-Weißen auf die Siegerstraße einbiegen. Die Partie blieb indes bis zur letzten Minute spannend, ehe der THW Kiel gemeinsam mit seinen Fans jubeln konnte. Bester Torschütze war Niclas Ekberg (7/2 Tore), für die Süddeutschen traf Marcel Schiller 9/4 Mal.

Göppingen zieht früh davon

Vier Tore vor, zwei nach der Pause: Patrick Wiencek

Die Kieler mussten gegen Frisch Auf Göppingen auf Nikola Bilyk verzichten, der nach seinem Außenbandriss gegen Minden nicht mitwirken konnte. Dass die 60 Minuten hart werden würden, war schon in der Anfangsphase ersichtlich: Kozina checkte den starken Patrick Wiencek beim Gegenstoß zum 3:2 und kassierte eine frühe Zeitstrafe (6.), die jedoch keine nennenswerte Auswirkung auf das Tableau und die Gangart zeigte. Die Gäste profitierten früh von ihrem exzellent aufgelegten Schlussmann Daniel Rebmann, der mit einer Doppelparade gegen Ole Rahmel und Rune Dahmke sowie mit vielen weiteren Glanztaten seiner Mannschaft nach dem 4:5 den Weg zu einer 8:5-Führung ebnete. Im Verbund mit Pfosten, Latte und ungenau zielenden Zebras war Rebmann der Garant für ganz starke erste 30 Minuten der Gäste, die durch Rentschler beim 10:6 erstmals mit vier Toren führten. Minuten zuvor hatte Alfred Gislason bereits eine Auszeit genommen und durchgewechselt: Steffen Weinhold, Niclas Ekberg und Miha Zarabec kamen in die Partie, wenig später folgte Magnus Landin. Zudem wurde die Abwehr von der 6-0-Variante auf die offensive Formation umgestellt. Doch all diese Maßnahmen fruchteten zunächst wenig: Nach Weinholds Wackler zum 8:10 sorgten Damgaard und Heymann wieder für einen Vier-Tore-Vorsprung der Grün-Weißen.

Knapper Pausen-Rückstand

Drei wichtige Tore: Steffen Weinhold

Doch urplötzlich waren die Kieler wieder da: Mit viel Leidenschaft in der Defensive und zwei Ballgewinnen in der Abwehr verkürzten sie innerhalb von nicht einmal 90 Sekunden durch Ekbergs Siebenmeter, Landins Gegenstoß und Ekbergs Konter nach Wienceks Steal auf 11:12 und waren wieder dabei. Als Wolff dann gegen Heymann parierte und Weinhold zum 13:13-Ausgleich traf, schien sich die erste Hälfte doch noch hin zu einem guten Kieler Ende zu drehen. Doch die Rechnung ging nicht auf, weil Rebmann weiter hielt und seine Vorderleute nach zum Teil extrem langen Angriffen immer wieder eine Lücke im THW-Deckungsverbund fanden. Duvnjak verkürzte noch auf 14:15, doch die letzte Aktion vor der Pause gehörte dem stärksten Akteur der ersten 30 Minuten: Rebmann entschärfte mit seiner zwölften Parade den finalen Wurf von Zarabec.

Enges Rennen

Pure Leidenschaft: Domagoj Duvnjak

Die zweite Hälfte begann mit einem Geduldsspiel: Gleich zweimal konnte Wolff gegen frei vor ihm auftauchende Göppinger halten, doch die Gäste blieben im Ballbesitz. Als Schiller dann vorbei warf, bediente Duvnjak mit einem Traumpass Wiencek zum 15:15-Ausgleich. Da waren aber schon mehr als 170 Sekunden im zweiten Durchgang gespielt. Und es blieb dabei: Wiencek verpasste mit einem Gegenstoß gegen Rebmann die Kieler Führung, Kneule legte wieder vor. Rebmann hielt gegen Weinhold - doch dieses Mal gab es keinen Gegentreffer, sondern nach tollem Duvnjak-Steal das 16:16 durch Magnus Landin. Nach 41 Minuten gelang dem THW Kiel dann doch die zweite Führung nach dem Auftakt-1:0: Lukas Nilsson hatte hinten den Ball geklaut und Wiencek das 19:18 aufgelegt. Doch die Gäste reagierten keineswegs geschockt, nutzten jeden Kieler Fehler eiskalt aus. So wie Schiller nach Zarabec' Stürmerfoul: Der überragende Göppinger Torschütze traf zum 20:19 (43.). Gislason nahm eine zweite Auszeit und beorderte Reinkind wieder in den halbrechten Rückraum - und irgendwie schien diese einminütige Pause den Kielern gut getan zu haben.

THW dreht die Partie

Starke Paraden und ein Tor: Andreas Wolff

Denn - unterstützt von den immer emotionaler mitgehenden Fans - diese Auszeit zeigte Wirkung: Duvnjak bediente den an den Kreis eingelaufenen Ekberg zum 21:21, Heymann scheiterte an der Lattenunterkante, und Andreas Wolff reagierte gedankenschnell: Mit einem Wurf über das komplette Feld in den aufgrund des zusätzlichen Feldspielers verwaisten Göppinger Kasten erzielte er die 22:21-Führung, die Halle stand Kopf, wurde zum Hexenkessel, der durch Wolffs Parade gegen Sliskovic und Ekberg anschließende Hechtsprung-Rettungstat zum Ballbesitz neue Nahrung bekam: Ekberg traf nach feinem Nilsson-Pass zum 23:21, Duvnjak klaute in einer immer besser werdenden Kieler Abwehr den Ball und bediente erneut Ekberg, der das 24:21 erzielte (51.). Gewonnen war die Partie damit aber noch nicht: Göppingen kämpfte wie der THW um jeden Zentimeter, die letzten zehn Minuten einer hart geführten Begegnung sollten es auch noch in sich haben. Reinkind traf bei drohendem Zeitspiel zum 25:22, aber Damgaards Steal nach Duvnjaks Steal hielt die Grün-Weißen im Rennen: Heymann traf, Nilsson erhielt eine umstrittene Zeitstrafe, Rebmann hielt gegen Duvnjak, und Sliskovic verwandelte mit Glück gegen Wolff zum 24:25-Anschluss (53.).

THW bringt Punkte ins Ziel

Gut nur, dass Duvnjak in Unterzahl die Übersicht behielt und sich ohne Rücksicht auf den eigenen Körper durch die FAG-Deckung tankte: Sein 26:24 und Wolffs anschließende Glanztat gegen Sliskovic sorgten für mehr Ruhe, die Zarabec mit einem überlegten Wurf zum 27:24 belohnte. Da waren noch vier Minuten zu spielen, und es wurde richtig wild auf dem Platz: Schiller traf in Unterzahl, Duvnjak bekam einen Stürmerfoul-Pfiff gegen sich und wenig später eine ebenso strittige Zeitstrafe aufgebrummt. In Unterzahl mussten die "Zebras" die zwei Punkte ins Ziel bringen - und taten das: Gegen die offene Manndeckung der Göppinger war Nilsson mit einem Wurf in die lange Ecke erfolgreich, das 28:25 beseitigte 82 Sekunden vor Schluss letzte Zweifel am neunten Sieg in Folge. Allerdings war den Kielern nach 60 atemraubend harten und umkämpften Minuten die Anstrengung deutlich anzumerken, die diesen Erfolg möglich gemacht hatte.

Donnerstag beim Bergischen HC

Bester Torschütze: Niclas Ekberg

Mit dem heißen Fight gegen Göppingen startete für die Zebras der Monat der Superlative: Insgesamt sechs Partien haben die Kieler in 16 Tagen zu absolvieren. Die nächste Begegnung wird eine besondere Herausforderung: Am Donnerstag empfängt der extrem heimstarke Aufsteiger Bergischer HC die Kieler im Düsseldorfer ISS Dome zum Duell. Der BHC ist die Überraschungsmannschaft der Saison und erster Verfolger des Spitzenquartetts. Fünf der sechs Heimspiele entschied die Mannschaft von Sebastian Hinze für sich, lediglich gegen die Rhein-Neckar Löwen gab es nach hartem Kampf eine Niederlage. Und auch auswärts zeigte die Mannschaft um ihren erfolgreichsten Werfer Arnor Thor Gunnarsson, mit 73 Treffern aktuell Zweiter der Liga-Torschützenliste, bisher ganz starke Leistungen, auch wenn der BHC in Hannover, Magdeburg und Melsungen jeweils knapp den Kürzeren zog. "Das Spiel wird eine richtige Herausforderung", sagt THW-Kapitän Domagoj Duvnjak. "Wir müssen alles in diese 60 Minuten reinlegen, um beim BHC zu gewinnen. Aber wir wollen diese zwei Punkte unbedingt wieder mit nach Kiel nehmen." Dort wartet dann am Sonntag die erste EHF-Pokal-Partie seit dem dritten Titelgewinn vor 14 Jahren auf die Zebras. Zu Gast ist der norwegische Pokalsieger Drammen HK. Für diese Begegung gibt es noch Tickets (ab 10 Euro) an allen bekannten Vorverkaufsstellen - unter anderem bei CITTI, in den famila-Märkten, bei den Kieler Nachrichten und im Ticketcenter der Sparkassen-Arena-, im Online-Ticketshop des THW Kiel unter www.thw-handball.de/tickets  sowie unter der telefonischen Hotline 01806 / 300 234 (gebührenpflichtig: 0,20 Euro/Anruf aus dem dt. Festnetz, max. 0,60 Euro/Anruf aus dem dt. Mobilfunknetz). Weiter geht's, Kiel!

Statistik: DKB Handball-Bundesliga, 12. Spieltag, 11.11.18: THW Kiel - Frisch Auf! Göppingen: 28:26 (14:15)

THW Kiel: N. Landin (1 Siebenmeter, keine Parade), Wolff (1.-60., 15/1 Paraden, 1 Tor); Duvnjak (4), Reinkind (1), M. Landin (2), Firnhaber (n.e.), Kristjánsson (n.e.), Weinhold (3), Wiencek (6), Ekberg (7/2), Rahmel, Dahmke, Zarabec (1), Vujin (n.e.), Pekeler (1), Nilsson (2); Trainer: Gislason

Frisch Auf! Göppingen: Rebmann (1.-60., 17 Paraden), Prost (n.e.); Kneule (2), Damgaard (4), Heymann (3), Weisser, Bagersted (1), Peric, Sliskovic (2), Schiller (9/4), Rentschler (4), Goller, Schöngarth, Kozina; Trainer: Mayerhoffer

Schiedsrichter: Robert Schulze / Tobias Tönnies
Strafzeiten: THW: 4 (Pekeler (9.), 2x Nilsson (37., 53.), Duvnjak (59.)) / FAG: 4 (Kozina (6.), Sliskovic (38., 45.), Bagersted (55.))
Siebenmeter: THW: 2/2 / FAG: 5/4 (Wolff hält Schiller (31.))
Spielfilm: 1:0, 1:2 (4.), 3:2, 5:4 (21.), 5:8 (14.), 6:8, 6:10 (18.), 8:10. 8:12 (21.), 11:12 (24.), 11:13, 13:13 (26.), 13:15 (28.), 14:15;
15:16, 17:18 (40.), 19:18 (41.), 19:20 (43.), 20:21 (45.), 24:21 (51.), 25:22, 25:24 (43.), 27:24 (56.), 28:25 (59.), 28:26. 
Zuschauer: 10.285 (ausverkauft) (Sparkassen-Arena, Kiel)

Stimmen zum Spiel:

THW-Assistenz-Trainer Filip Jicha: In der ersten Halbzeit haben wir uns gute Chancen erarbeitet, waren aber gegen eine starke Göppinger Abwehr und einen starken Torhüter nicht konsequent genug im Abschluss. Außerdem wurden wir ins Positionsspiel gezwungen, wir hätten uns einfachere Tore gewünscht. Für die zweite Hälfte hatten wir uns einen besseren Abschluss vorgenommen, und das ist uns teilweise gelungen. Riesen-Respekt vor unserer Mannschaft, sie wollte die zwei Punkte gegen ganz starke Göppinger unbedingt holen und hat sehr viel dafür investiert. Es war sehr viel Härte in der Partie, deshalb bin ich sehr glücklich über die zwei Punkte.

FAG-Trainer Hartmut Mayerhoffer: Meine Mannschaft hat dem THW Kiel einen großartigen Kampf geliefert. Wir haben für alle Aufgaben, die der THW uns mit der 6-0 oder der 3-2-1 gestellt hat, Lösungen gefunden. Wenn die Spieler nach dem Schlusspfiff enttäuscht in der Kabine sitzen, weil wir nichts mitnehmen konnten, muss man in Kiel aber sehr viel richtig gemacht haben. In der zweiten Halbzeit hatten wir in einer Phase aber zuviele technische Fehler und haben dadurch dem THW Kiel die Möglichkeit zu Kontern gegeben und ihn so zurück ins Spiel geholt. Aber: Wir haben super gekämpft und super dagegen gehalten. 

Viktor Szilagyi, Sportlicher Leiter THW Kiel: Erst einmal muss ich unseren Trainer Alfred Gislason entschuldigen. Er hatte in den vergangenen Tagen schon mit einem Infekt zu kämpfen und konnte wegen Kreislaufproblemen nicht zur Pressekonferenz kommen. Er, Filip und ich sind aber unglaublich froh, dass wir heute die beiden Punkte hierbehalten haben. Phasenweise sah es dafür nicht so gut aus, uns ist alles abverlangt worden. Aber: Wir haben an unserem Konzept festgehalten und uns dann gesteigert. Auch, weil Andi Wolff wichtige Bälle gehalten hat. Das war heute ein sehr, sehr harter Kampf, der auch für die HBL spricht: Hier ist jede Begegnung gegen jeden Gegner beinhart. Unsere Jungs mussten und haben heute alles für den Sieg gegeben.

Christian Schöne, Sportlicher Leiter FAG: Wir waren bis zum Schluss auf Augenhöhe mit dem THW Kiel, hatten zwischendurch sogar Chancen, uns weiter abzusetzen. Insgesamt können wir mit unserem heutigen Auftreten zufrieden sein. Wir haben geduldig gespielt gegen die 6-0 und die 3-2-1-Deckung und konnten so das Spiel lange offen halten. Am Ende steht eine unglückliche Niederlage, wir fahren mit einem weinenden Auge und einem positiven Gefühl nach Hause.