fbpx

KN: Vier Derby-Oldies und ihre Geschichten

Bundesliga

KN: Vier Derby-Oldies und ihre Geschichten

Kiel. Spitzenhandball, Prestige, Emotionen: Wenn der THW Kiel am Sonnabend (18.10 Uhr, ARD und Sky, siehe THW-Vorbericht)in der Handball-Bundesliga auf die SG-Flensburg-Handewitt trifft, ist es die 98. Auflage dieses Schleswig-Holstein-Duells. "Das sind Spiele, die einem alle in Erinnerung bleiben", sagt der Sportliche Leiter des THW, Viktor Szilagyi, der das Duell sowohl im Kieler als auch im Flensburger Trikot erlebte. Auch wenn die Teams zuletzt in allen Wettbewerben bis zu sechsmal pro Saison aufeinandertrafen - Abnutzungserscheinungen gibt es nicht. Dafür viele Geschichten.

Spieler und Ehemalige über ihre Highlights

Mattias Andersson muss nicht lange überlegen, wenn es um seine schönsten Derbys geht. "Das sind viele - auf beiden Seiten", sagt der Ex-Torwart, der für THW (2001 - 2008) und SG (2011 - 2018) fast 50 Derbys gespielt hat und nun als Torwarttrainer unter anderem für den THW arbeitet. An sein erstes Derby denkt er besonders gerne: Im Mai 2002 holte der THW mit einem Zwei-Tore-Sieg in Flensburg zum zehnten Mal die deutsche Meisterschaft. Andersson kam für die entscheidenden letzten Minuten ins Tor. "Auch die Schlägerei war legendär", nennt Andersson einen weiteren denkwürdigen Momant. In der Saison 2004/05 gerieten Spieler beider Teams aneinander, nachdem der THW Sekunden vor Schluss den Ausgleich geschafft hatte und THW-Kapitän Stefan Lövgren den Flensburger Johnny Jensen mit einem Foul daran hinderte, den Ball ins leere Kieler Tor zu werfen. "Früher ging es hitziger zu", sagt Andersson aber auch. "Vielleicht liegt es daran, dass die Spieler damals noch länger an einen Verein gebunden waren. Oder daran, dass es inzwischen mehr von diesen Spielen gibt." Mit Prognosen für Sonnabend will er sich zurückhalten. In der Flens-Arena wird er drei Monate nach seinem Karriereende nicht sein, sondern das Duell im TV verfolgen.

Auch Viktor Szilagyi erlebt das 98. Derby in einer neuen Rolle. Der Österreicher spielte drei Jahre für den THW, später zwei für die SG, ist nun Sportlicher Leiter in Kiel. "Schon bei der Anfahrt zur Halle spürt man dieses spezielle Derby-Kribbeln", sagt er. "Beim Derby spielt auch keine Rolle, welche der beiden Mannschaften gerade einen Lauf hat und welche einen Umbruch. Da zählt nur, wer in zweimal 30 Minuten die bessere Mannschaft ist." Am meisten Eindruck hat bei ihm das Champions-League-Finale 2007 gemacht. Szilagyi sah damals als einer von fünf Verletzten nur zu, wie der THW im Rückspiel mit zwei Toren Vorsprung die begehrte Trophäe errang. Mit Blick auf den kommenden Sonnabend sagt er: "Wir sind absolut bereit für das Spiel."

Das gilt auch für die SG, bei der Kapitän Tobias Karlsson sein letztes Heim-Derby vor dem Karriereende bestreiten wird. "Umso mehr hoffe ich auf ein tolles Spiel", sagt der 37-Jährige, der 2006 für eineinhalb Monate als Aushilfe das Zebra-Trikot trug, im Derby aber nur auf der Bank saß. "Aber auch das war schon besonders. Ich wusste vorher ja gar nichts über diese Spiele." Am liebsten erinnert er sich an das Weihnachts-Spiel 2012, das damals erste siegreiche für die SG seit fünf Jahren. "Das war auch für mich der erste Sieg gegen Kiel." Umso bitterer empfand er die 14-Tore-Niederlage in Kiel am ersten Spieltag der Saison 2011/12. "Da habe ich nach einer Schaufel gesucht und wollte mich in der Halle vergraben." Dass die SG derzeit sechs Neuzugänge ohne jegliche Derby-Erfahrung in ihren Reihen hat, sieht er nicht als Nachteil. "Manchmal ist es am besten, wenn man den Neuen vorher gar nicht so viel darüber erzählt. Dann erleben sie die Stimmung als absolutes Highlight und machen das Spiel ihres Lebens."

Der Mann mit der größten Derby-Erfahrung unter den aktiven Spielern ist Lasse Svan. Der Rechtsaußen kommt auf 35 Landesduelle. Sein Highlight? "Auf jeden Fall das Champions-League-Finale 2014, das wir gegen den THW gewonnen haben." Svan, der über eine zehnjährige Derby-Erfahrung verfügt, hat auch eine Entwicklung in der Intensität der Spiele ausgemacht. "Eine Zeit lang war es auf dem Feld etwas lockerer. Da war der THW das bessere Team und hat immer gewonnen. Aber seit etwa zwei Jahren spürt man wieder mehr Aggressivität und dass alle um keinen Preis verlieren wollen." Auch am Wochenende wollen beide Teams ihre bis dato weiße Bundesliga-Weste wahren. "Es wird hammer-spannend", prophezeit Svan.

(Von Merle Schaack, aus den Kieler Nachrichten vom 07.09.2018, Foto: Sascha Klahn)