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Herber Rückschlag: THW Kiel mit klarer Heimspiel-Niederlage

Bundesliga

Herber Rückschlag: THW Kiel mit klarer Heimspiel-Niederlage

Der THW Kiel hat nach saisonübergreifenden 15 Bundesliga-Heimsiegen in Folge zum Rückrunden-Auftakt einen herben Rückschlag erlitten: Am vierten Advent waren die Zebras gegen die HSG Wetzlar chancenlos und unterlagen auch in der Höhe verdient mit 20:27 (9:13). Vor 10285 Zuschauern war Wetzlars Torhüter Tibor Ivanisevic mit 18/2 Paraden das große Stoppschild für den Kieler Angriff, der allerdings auch zu keinem Zeitpunkt der Partie Normalform erreichte. Bester Torschütze der Partie war Niclas Ekberg mit 8/5 Toren, für die Gäste traf Stefan Cavor sieben Mal.

THW Kiel von Beginn an im Hintertreffen

Erzielte acht Tore: Niclas Ekberg

Dass es ein anstrengender Nachmittag mit zahlreichen Gelegenheiten zum Haareraufen werden könnte, war eigentlich schon nach 2:26 Minuten klar: Nach 36 Sekunden war Harald Reinkind freistehend an Ivanisevic gescheiert, die Mittelhessen spielten ihren Angriff fast zwei Minuten lang herunter und trafen letztlich durch Cavor zum 0:1. Satte drei Minuten später fiel das 0:2 durch Björnsen, ehe Ekberg vom Kreis nach 5:48 Minuten endlich das erste Kieler Tor erzielen konnte. Dieses war allerdings keine Initialzündung, da der THW gegen die aggressive HSG-Deckung Probleme hatte und Fehler produzierte. Die Folge: Über 4:1 und 7:4 hielten die Mittelhessen bis zum 9:6 eine Drei-Tore-Führung.

Wetzlar kontert Kieler Aufbegehren

Dann hätten die Zebras die Partie kippen können: Steffen Weinhold tankte sich zum 7:9 durch, nach Hendrik Pekelers Block bediente Rune Dahmke den startenden Niclas Ekberg mit einem weiten Pass zum 8:9. Es schien, als sei der THW nun im Spiel. Zwar erhöhte Holst per Siebenmeter auf 10:8 für die Gäste, doch nun konnte sich die Kieler Defensive Bälle erarbeiten. Doch weder Weinhold noch Nikola Bilyk brachten ihre Gegenstöße an Ivanisevic vorbei, im Gegenzug trafen der starke ehemalige Kieler Emil Frend Öfors und Björnsen jeweils sicher. Und als Cavor bei drohendem Zeitspiel auch noch das 13:8 erzielte, war das Momentum wieder auf Seiten der Gäste. Und das auch, weil sie sich zur Überlegenheit auf dem Feld auch noch das Glück erarbeiteten: Während Holst zweimal mit einem Strafwurf an die Lattenunterkante traf, sprang der Ball nach Domagoj Duvnjaks wuchtigem Wurf eben von dieser wieder ins Feld zurück. So blieb es beim 9:13-Rückstand der Kieler zur Pause.

Fehlerquote zu hoch

Kein Durchkommen: Die HSG-Abwehr machte es dem THW Kiel schwer

Auch Durchgang zwei startete für die Kieler trotz einer Parade von Quenstedt suboptimal: Ivanisevic parierte Duvnjaks Wurf, Holst verwandelte im Gegenzug einen Siebenmeter - nach einem erneut gut zweiminütigen Angriff. Filip Jicha probierte alles, wechselte durch, setzte auf den siebten Feldspieler. Doch es half nichts. Weil selbst der sonst so treffsichere Magnus Landin zweimal in Folge an Ivanisevic scheiterte, weil den Gästen in ihren clever quälend lang vorgetragenen Angriffen kaum Fehler unterliefen. Beim 19:12 waren die Mittelhessen erstmals mit sieben Toren in Führung (40.). Immer dann, wenn man das Gefühl hatte, die Zebras und ihre emotional extrem mitgehenden Fans könnten  der Begegnung eine andere Richtung geben, kamen die Nackenschläge. Wie nach Ekbergs Steal zum 19:14, als Cavor traf. Wie nach Zarabec' 15:20, als der Wurf vom Pfosten direkt in Frend Öfors' Arme sprang, der zum 21:16 für die Gäste verwandelte.

Ivanisevic macht den Deckel drauf

Tibor Ivanisevic wurde mit 18 Paraden zum Matchwinner der HSG

Trotzdem gaben die Zebras natürlich nicht auf, kämpften um den Anschluss. Und hatten mir ihren Fans weiter Hoffnung. Beim 18:22 (51.) waren die Gäste zumindest wieder in Sichtweite des THW. Das Spiel drehen konnten die Kieler aber nicht: Ivanisevic hielt gegen Dahmke und Weinhold, Frend Öfors und Lindskog bedankten sich mit zwei Kontern zum 25:19 (54.). Und selbst die offene Deckung vermochte die Gäste an diesem Tag nicht aus ihrem Konzept zu bringen: Mit einer weiteren Parade gegen Dahmke machte Ivanisevic beim Stand von 25:20 für die HSG den Deckel drauf, die nach weiteren Paraden das Ergebnis sogar noch höher schrauben konnte. Bezeichnend: Kurz vor der Schlusssirene hielt Suljakovic einen Siebenmeter von Ekberg, der Rest war grün-weißer Jubel. 

Schwere Auswärtshürde an Weihnachten

Durch die verdiente Niederlage ist die Tabellenspitze in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga noch enger zusammengerückt. Die Zebras verteidigten zwar die Führung, büßten aber ihren Punkte-Vorsprung auf die TSV Hannover-Burgdorf ein, die mit ebenfalls 28:8 Zählern dem THW Kiel im Nacken sitzt. Schon in wenigen Tagen haben die Kieler aber die Möglichkeit, mit einer besseren Leistung zwei wichtige Auswärtspunkte einzufahren. Denn nach einer kurzen Pause an Heiligabend versammelt THW-Trainer Filip Jicha bereits am ersten Weihnachtsfeiertag seine Mannschaft vormittags wieder um sich. Auf dem Plan: Das Abschlusstraining und die Reise zum weitesten Auswärtsspiel der Bundesliga-Saison bei Frisch Auf! Göppingen. Anwurf ist dort um 18 Uhr, Sky überträgt die hohe Auswärtshürde für die Kieler live. Das letzte Spiel 2019 steigt dann am 29. Dezember in der seit Wochen ausverkauften Sparkassen-Arena: Um 16 Uhr empfängt der THW Kiel im Traditionsduell den TBV Lemgo Lippe zum 38. Pflichtspiel der aktuellen Saison. Weiter geht's, Kiel!

LIQUI MOLY HBL, 18. Spieltag, 22.12.2019: THW Kiel - HSG Wetzlar: 20:27 (9:13)

THW Kiel: N. Landin (38.-45., 1/1 Parade), Schröder (n.e.), Quenstedt (1.-38., 45.-60., 7 Paraden); Duvnjak (1), Reinkind, M. Landin, Weinhold (2), Wiencek, Ekberg (8/5), Rahmel (n.e.), Dahmke (3), Zarabec (2), Horak, Bilyk (2), Pekeler (2), Nilsson; Trainer: Jicha
HSG Wetzlar: Suljakovic (2 Siebenmeter, 1/1 Parade), Ivanisevic (1.-60., 18/2 Paraden); Feld, Björnsen (5), Mirkulovski (1), Torbrügge (1), Frend Öfors (6), Holst (4/4), Waldgenbach, Forsell Schefvert, Rubin, Lindskog (3), Kristjansson, Cavor (7); Trainer: Wandschneider

Schiedsrichter: Christian vom Dorff / Fabian vom Dorff
Strafzeiten: THW: 2x (Weinhold (43.), Pekeler (52.)) / HSG: 2 (Lindskog (14.), Forsell Schefvert (28.))
Siebenmeter: THW: 7/5 (Ivnaisevic hält Ekberg (13.), Suljakovic hält Ekberg (60.)) / HSG: 6/4 (Holst an den Pfosten (51.), Landin hält Holst (56.))
Spielfilm: 0:2 (6.), 1:2 (6.), 1:4 (11.), 2:5, 4:7 (18.), 6:9 (22.), 8:9 (24.), 8:13 (27.), 9:13 (28.);
9:14, 11:15 (36.), 11:17 (38.), 13:19, 14:20 (43.), 15:21, 17:21 (49.), 18:22 (52.), 18:25 (54.), 20:25 (56.), 20:27.
Zuschauer:  10285 (ausverkauft) (Sparkassen-Arena, Kiel)

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Filip Jicha: Glückwunsch an die HSG Wetzlar zum verdienten Sieg. Für uns war das ein sehr bitterer Nachmittag, ein Schlag ins Gesicht. Die außergewöhnliche Torwart-Leistung von Ivanisevic hat uns mit der Zeit den Mut genommen, und wir waren nicht mehr in der Lage, Tore zu werfen - selbst nach gut vorbereiteten Angriffen. Daraus resultierte dann noch mehr Unsicherheit bei den Schützen - Ivanisevic war in den Köpfen, und das ist dann schon die halbe Miete. Vor allem, wenn es derart wenige Angriffe gibt. Ich habe den Jungs in der Kabine gesagt, dass wir in guten wie in schlechten Zeiten zusammenstehen. Heute hatten wir ein fatales Versagen unserer Schützen, jetzt müssen wir den Mund abputzen, morgen früh aufstehen und alles in die letzten zwei Spiele reinhauen. 

HSG-Trainer Kai Wandschneider: Eine Riesen-Sensation für uns am Ende einer englischen Woche mit drei Auswärtsspielen. Wir hatten eine überragende Torwart- und Deckungsleistung, haben den Kreisläufer gut verteidigt und sind in der ersten Hälfte super Konter gelaufen. Ivanisevic hatte heute einen absoluten Ausnahmetag. In der zweiten Halbzeit hatte ich Sorgen, dass die Kräfte noch reichen. Das haben sie getan, wir haben vorne klug gespielt und die Angriffe so lange wie möglich bis an den Rand des Zeitspiels ausgespielt. Der Rückzug war weiterhin gut, der Torwart war weiter gut - ein vorgezogenes Weihnachtsfest für uns. Die Liga spielt verrückt, die Außenseiter gewinnen viele Spiele gegen die Top-Mannschaften. Jetzt gehören wir auch zu diesem Kreis. Für uns ist es der absolute Hammer, hier zu gewinnen.

THW-Geschäftsführer Viktor Szilagyi: Wir hätten heute noch einmal 60 Minuten spielen können und das Spiel trotzdem nicht gedreht. Irgendwie war der erste Angriff ein Zeichen, wie das ganze Spiel laufen wird. Wir scheitern freistehend an Ivanisevic, der überragend war. Immer wenn wir das Momentum hatten, die Halle da war und wir am Drücker schienen, war er der Stimmungstöter. Große Kritik aber auch an unsere Mannschaft: Niemand hatte heute annähernd Normalform, so konnten wir uns nicht rausziehen. Wir haben zwar gekämpft, aber Wetzlar hat das clever gemacht und die Zeitspielregel bis aufs äußerste genutzt. Wir waren hingegen zu ungeduldig. Dieses Spiel war ein Rückschlag, der auch so nicht vorhersehbar war. Wir haben jetzt aber die Chance, in ein paar Tagen alles deutlich besser zu machen.