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KN: Drittes Duell, dritter Sieg

Bundesliga

KN: Drittes Duell, dritter Sieg

Kiel. Nach zehn Tagen Pause ist der Re-Start des THW Kiel in der Handball-Bundesliga geglückt. Am Donnerstagabend bezwangen die Zebras in der Sparkassen-Arena den SC DHfK Leipzig mit 27:22 (siehe THW-Spielbericht).

Der THW Kiel besiegt den SC DHfK Leipzig mit 27:22

Drittes Duell in dieser Saison, das Hinspiel in der Bundesliga und das Achtelfinale im DHB-Pokal hatte der THW für sich entschieden. Der Ex-Kieler Raul Santos ist verletzt (Meniskus-OP) in Sachsen geblieben. Nicht allein: Ãœberraschend fehlen auch Rückraum-Linkshänder und Nationalspieler Franz Semper und Linksaußen Lukas Binder. Beide wurden aus disziplinarischen Gründen von DHfK-Coach André Haber aus dem Kader gestrichen - offenbar aufgrund von mangelnder Spieltagsvorbereitung. Später sagt DHfK-Geschäftsführer Karsten Günther: "Gespielt haben die, die sich professionell auf das Spiel vorbereitet haben. Die anderen sind zu Hause geblieben." Für das suspendierte Duo rücken die Youngsters Nicolas Neumann und Julius Meyer-Siebert (beide Jahrgang 2000) in das grün-weiße Aufgebot der Gäste. Auf Linksaußen beginnt Marc Esche (20), der normalerweise bei der SG Leipzig II in der Dritten Liga seiner Tätigkeit nachgeht. 

Anpfiff: Kiel setzt den Erste-Halbzeit-Trend fort. Die "Zähbras" tun sich im Positionsangriff schwer gegen Leipziger, die ein gutes Rückzugsverhalten an den Tag legen. Lange Angriffe auf beiden Seiten, nicht immer ansehnlich. Zwischen dem 4:3 (8.) und dem 4:7 (19.) gelingt dem THW lange nichts - Aufsetzer Domagoj Duvnjak über das Tor (16.), Fehlpass Niclas Ekberg (17.), Fehlpass Lukas Nilsson (19.), SC-Keeper Milos Putera trifft das leere Kieler Tor (4:7/19.). Alfred Gislason ("Das war behäbig von uns") stellt seine Defensive auf eine 3:2:1-Formation um. War bis hierhin im Torwart-Duell nur Andreas Wolff mit starken Eins-gegen-eins-Paraden ein Faktor, kommt jetzt auch Putera besser ins Spiel. Der Slowake nervt Hendrik Pekeler (frei vom Kreis/21.), Steffen Weinhold (23.), zudem treffen Weinhold und Nikola Bilyk Pfosten und Latte, ehe Wolff einen Tempogegenstoß von Niclas Pieczkowski cool pariert (29.). Zähe 30 Minuten enden mit einem 10:10-Remis.

Für die nächsten zehn Tore brauchen die Zebras nur die Hälfte der Zeit. Die 3:2:1 steht nach der Pause gut, die Mannschaft von Trainer Alfred Gislason hält das Tempo hoch, geht beim 12:10 (32.) zum ersten Mal mit zwei Treffern in Führung, liegt beim 19:15 (41.) sogar mit vier Toren vorn. Bliebe die Chancenverwertung nicht der wunde Kieler Punkt, diese zwei Punkte könnte der Rekordmeister viel schneller auf der Habenseite verbuchen. Magnus Landin und Nikola Bilyk (43.) finden ihren Meister erneut in Putera, Miha Zarabec zieht am Tor vorbei (44.), und die Deutsche Hochschule für Körperkultur ist beim 19:18 (45.) wieder dran, spielt geduldig, diszipliniert, reizt das Zeitspiel-Vorwarnzeichen bis an den Rand des Ertragbaren aus. 

Aber der THW hat Miha Zarabec. Seit der 20. Minute macht der Slowene das Kieler Spiel schnell(er), sorgt in Halbzeit zwei für wichtige Tore, glänzt mit Einzelleistungen ebenso wie als kluger Assist-Geber mit einem langen Diagonalpass auf Magnus Landin (23:20/51.). Ausgerechnet eine echte Slapstick-Szene sorgt dann für die Entscheidung: Für einen Strafwurf kommt SC-Keeper René Villadsen aufs Feld, pariert gegen Ekberg, schaufelt sich im Fallen den Ball aber selbst ins Netz (24:20/55.). Vier Tore statt möglicherweise zwei, noch einmal Zarabec im direkten Gegenzug (25:20/56.) - das war’s. Zuerst: zähflüssiger Verkehr; am Ende kann Leipzig der Kieler Wucht nicht standhalten.

(Von Tamo Schwarz und Merle Schaack, aus den Kieler Nachrichten vom 15.03.2019, Foto: Sonja Paar/Sascha Klahn)

Stimmen zum Spiel aus den Kieler Nachrichten:

Alfred Gislason, THW-Trainer: "Wir haben uns besonders in der ersten Halbzeit extrem schwergetan. Leipzig hat lange, geduldige Angriffe gespielt, und wir haben nicht die richtige Aggressivität in unserer Abwehr hingekriegt. In den ersten 20 Minuten machen wir dann auch noch drei, vier technische Fehler bei Gegenstößen oder verlieren den Ball auf dem Weg. Unser Tempospiel war schlecht. Miha Zarabec hat dann für Spielfluss gesorgt und eine sehr starke Partie gemacht."

André Haber, DHfK-Trainer: "Wir hatten uns vorgenommen, den Fokus auf uns selbst zu legen, hatten uns Etappenziele gesetzt. Eines haben wir mit dem Unentschieden zur Pause erreicht. Und wenn wir besser werfen, führen wir sogar. Dann kommen wir nicht gut aus der Kabine, stabilisieren uns dann aber wieder. Am Ende reicht es gegen den THW und die Halle nicht. Ich hoffe, dass dieses Spiel für meine Mannschaft eine Motivationsspritze ist."

Karsten Günther, DHfK-Geschäftsführer: "Die Vorzeichen waren nicht besonders gut, und dann ist in der ersten Halbzeit auch noch Niclas Pieczkowski mit Rückenproblemen ausgefallen. Aber auch mit zwei A-Jugendlichen und einem U 23-Akteur spielen wir 50 Minuten lang auf Augenhöhe. Aber man muss auch sagen: Wir wechseln Spieler wie Weber und Janke hin und her, und es kommen keine Impulse. Dann reicht es in Kiel nicht. Ich fahre trotzdem mit einem guten Gefühl."

Lukas Nilsson, THW-Rückraumspieler: "Wir wussten, dass Leipzig ein starker Gegner ist. Wir haben in der ersten Halbzeit viel verworfen. Die Abwehr war in Ordnung. In der Pause hat Alfred gesagt, wir müssen nur die Bälle reinmachen. Das hat dann auch besser geklappt, auch die zweite Welle lief besser. Wir hatten lange nicht gespielt, außerdem war es eine Überraschung, dass Semper und Binder nicht dabei waren. Den jungen Linksaußen hatte ich noch nie gesehen."

Niclas Ekberg, THW-Rechtsaußen: "Wir wollen so viel und verkrampfen dann irgendwie. Wir spielen nicht entspannt, geraten in Stress, da war dann der Spielfluss nicht da. So wird es schwer gegen alle Teams in der Bundesliga. Aber wir bewahren dann auch Ruhe, kommen in unser Tempospiel und gewinnen am Ende verdient. Ich sehe zwar, was Flensburg macht. Wir müssen aber erst einmal unsere Arbeit machen und dann sehen, was dabei herauskommt."