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Nach der Quarantäne: Starker THW Kiel holt zwei wichtige Auswärtspunkte

Bundesliga

Nach der Quarantäne: Starker THW Kiel holt zwei wichtige Auswärtspunkte

Der Neustart nach der zehntägigen Corona-Quarantäne ist geglückt: 14 Tage nach dem bisher letzten Spiel gewannen die Zebras beim TVB Stuttgart klar mit 34:27 (19:14). Angeführt von einem starken Sander Sagosen und dem überragenden Kreisläufer-Duo aus Patrick Wiencek (6 Treffer) und Hendrik Pekeler (5) dominierten die geschlossen und konzentriert auftretenden Kieler ab der zehnten Minute die Partie und fügten den Gastgebern die erste Heim-Niederlage der Saison zu. Bester Torschütze war Niclas Ekberg mit 7/4 Toren.

THW ohne Vier in Stuttgart

Strippenzieher: Sander Sagosen

Die große Frage in der Porsche-Arena: Wie würde der THW Kiel nach nur drei Trainingseinheiten und ohne Nikola Bilyk, Domagoj Duvnjak, Pavel Horak und Magnus Landin ins Spiel kommen? Die Antwort gaben die Zebras nach einer turbulenten Anfangsphase mit wechselnden Führungen spätestens ab der zehnten Minute: Geburtstagskind Niklas Landin, der am Samstag 32 Jahre alt wurde, stempelte sich mit starken Paraden in den Hinterkopf der Gastgeber, während vorne Sander Sagosen die Strippen zog. Der Norweger riss Lücken, fand seine Nebenleute, ging voran: Sagosen auf Wiencek - 7:6, Sagosen frei durch, Siebenmeter. Diesen verwandelte Ekberg sicher zur ersten Zwei-Tore-Führung der Zebras (12.).

Frühe Verschnaufpausen

Starker Rückhalt: Geburtstagskind Niklas Landin

Früh hatte THW-Trainer Filip Jicha begonnen, seinen Stammkräften kurze Verschnaufpausen zu gönnen. So kam Oskar Sunnefeldt - und fügte sich nahtlos ein: Er traf zum 9:7, Landin hielt gegen Lönn, Sagosen und Wiencek legten nach. Nach Pekelers Monsterblock gegen Lönn war es Ekberg, der zum 12:8 einnetzte. Und als kurz darauf Steffen Weinhold auch noch das 13:8 nachlegte, war der THW auf einem richtig guten Weg. Doch wie stark die Stuttgarter sein können, stellten sie in den folgenden 70 Sekunden unter Beweis: Drei schnelle TVB-Ballgewinne oder technische Fehler der Schwarz-Weißen reichten den Gastgebern, um mit einem Dreierpack durch Pfattheicher auf 11:13 zu verkürzen. Das Blatt schien sich zu wenden, zumal nun auch noch Rune Dahmke angeschlagen vom Feld musste. So kam der 27-jährige Malte Voigt, gerade erst vom TSV Altenholz bis Jahresende verpflichtet, früher als wahrscheinlich erhofft zu seinem ersten Einsatz im Trikot des Rekordmeisters.

Kieler cool und geschlossen

Insgesamt zehn Treffer: Patrick Wiencek (6) und Sander Sagosen (4)

Insgesamt spielte der THW auch in dieser schwierigen Phase seine größten Stärken an diesem Abend aus: Geschlossenheit und Coolness. Da bediente Sunnefeldt den extrem präsenten Wiencek zum 15:12, da schnappte sich Voigt in Überzahl den Ball und traf in Überzahl aus der eigenen Hälfte ins verwaiste TVB-Tor zum 16:12, da spielte Sagosen einen Traumpass zum kaltschnäuzigen Pekeler, der das 17:13 erzielte, ehe Sagosen nach dem zweiten verworfenen Siebenmeter der Baden-Württemberger den Vorsprung wieder auf fünf Treffer stellte. Dieser hatte auch noch zur Pause bestand, weil Pekeler drei Sekunden vor Ultimo zum 19:14 traf - und noch eine Zeitstrafe für den TVB herausholte.  

Es wird noch mal knapp

Selten kam der TVB so frei zum Zug.

Die Zebras machten auch nach dem Wechsel dort weiter, wo sie zuvor aufgehört hatten: Zarabec und Sander Sagosen markierten beim 22:16 (36.) die erste Sechs-Tore-Führung, und doch wurde es noch einmal richtig knifflig: Jogi Bitter wurde urplötzlich zum Faktor, entschärfte unter anderem zwei Ekberg-Siebenmeter und gab mit seinen Paraden den Vorderleuten Sicherheit. Die Folge: Tor um Tor robbte sich Stuttgart heran, traf sogar in doppelter Unterzahl - neun Minuten vor dem Ende drohte die Begegnungen beim 25:24 für die Kieler zu kippen. Gut, dass Voigt in dieser Phase Bitter keine Chance ließ. Gut, dass Landin einen Wurf von Kristjansson entschärfte. Gut, dass Ekberg nach einem geblockten Sagosen-Wurf den Abpraller sicherte und zum 27:24 ins Netz drosch.

Bundesliga-Debüt für zwei 18-Jährige

Dreimal Bundesliga-Debüt in dieser Saison: Jesper Schmidt, Leon Ciudad & Philipp Wäger (v.l.)

Stuttgarts Trainer Schweickardt setzte jetzt alles auf eine Karte, brachte den siebten Feldspieler. Und das hatte Konsequenzen: Harald Reinkind sicherte einen Ball, Wiencek traf ins leere Tor. Dann spritze Sunnefeldt in einen Gegenstoß-Pass und traf zum 29:24 (53.). Spätestens nach Pekelers 31:25 und 32:26 war die Messe gelesen. Zeit für Filip Jicha, sich bei den jüngsten Mitgereisten für ihren großen Einsatz im Sinne der Zebras zu bedanken: Er brachte die beiden 18-jährigen Kieler Eigengewächse Jesper Schmidt und Leon Ciudad, beide feierten in Stuttgart ihr Bundesliga-Debüt und durften am Ende mit den gestandenen Profis eine starke Auswärtsleistung und zwei ganz wichtige Zähler in der "stärksten Liga der Welt" feiern.

Spitzenspiel am Mittwoch

Für die Zebras steht noch vor Heiligabend ein echter Kracher an: Am kommenden Mittwoch empfangen die Kieler die Rhein-Neckar Löwen zum Spitzenspiel der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga in der Wunderino Arena. Das letzte Liga-Spiel des Jahres für die Zebras wird live von Sky übertragen, unter www.radiobob.de/thw-kiel bieten der THW Kiel und RADIO BOB! wieder einen kostenlosen Audio-Livestream der 60 Spitzenspiel-Minuten an. Weiter geht's zu Hause, Kiel!

Fotos: Bildermacher-Sport Jens Koerner

LIQUI MOLY HBL, 14. Spieltag: TVB Stuttgart - THW Kiel: 27:34 (14:19)

TVB Stuttgart: Bitter (1.-60., 10/2 Paraden), Prost (n.e.); Häfner (4), Asgeirsson, Weiss, Faluvegi, Lönn (2), Schulze (2), Röthlisberger (1), Nicolaus, Zieker (5), Müller (3), Pfattheicher (4), Peshevski, Kristjansson (6/3), Wieling; Trainer: Schweikardt
THW Kiel: N. Landin (1.-60., 11/2 Paraden), Quenstedt (n.e.); Ehrig, Sagosen (4), Reinkind (3), Sunnefeldt (3), Weinhold (2), Wiencek (6), Ekberg (7/4), Ciudad, Wäger (n.e.), Dahmke (1), Zarabec (1), Schmidt, Voigt (2), Pekeler (5); Trainer: Jicha

Schiedsrichter: Sebastian Grobe / Adrian Kinzel
Zeitstrafen: TVB: 4 (Müller (25.), Weiss (30.), Röthlisberger (47.), Peshevski (48.)) / THW: 3 (Wiencek (35.), Voigt (36.). Sunnefeldt (54.))
Siebenmeter: TVB: 6/3 (Landin hält Kristjansson (13.) und Zieker (36.), Kristjansson an den Pfosten (29.)) / THW: 6/4 (Bitter hält 2x Ekberg (37., 48.))
Spielfilm: 1:0, 1:2 (3.), 3:2 (5.), 3:4 (6.), 6:6 (10.), 6:8 (12.), 7:8, 7:11 (17.), 8:11, 8:13 (21.), 11:13 (22.), 12:14, 12:16 (27.), 13:16, 13:18 (30.), 14:19;
14:20 (31.), 16:20 (33.), 16:22 (36.), 17:23, 20:23 (42.), 22:25 (47.), 24:25 (49.), 24:29 (53.), 25:29, 25:31 (56.), 26:33 (58.), 27:34.
Zuschauer: keine (Porsche-Arena, Stuttgart)

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Filip Jicha: Riesen-Respekt und ein großes Lob für meine Mannschaft. Ich hatte persönlich sehr, sehr großen Respekt vor diesem Spiel. Nach der Quarantäne wussten wir überhaupt nicht, wo wir stehen. Beim gestrigen Abschlusstraining haben wir so viele Fehler gemacht, dass es wirkte, als sei der Ball ein Störfaktor. Und wir wussten auch, dass wir hier auf einem ganz hohen Niveau performen müssen. Meine Jungs haben einen sehr guten Job gemacht, nur als Jogi vier, fünf Bälle gehalten hat, sind wir ein bisschen ins Überlegen gekommen. Wir haben dann gut vorbereitete Angriffe gespielt und unsere Abwehr besser zusammengehalten - das war der Schlüssel. Bei unseren drei Jungs, die heute gefehlt haben, werden wir null Risiko eingehen. Erst, wenn mir unsere medizinische Abteilung nach den ganzen Untersuchungen, die anstehen, komplett grünes Licht gibt, werden wir sie wieder aufbauen. Meine persönliche, wenn auch nicht fundierte Meinung: Das Löwen-Spiel ist zu früh für sie, ich plane nicht mit ihnen.

THW-Rückraumspieler Steffen Weinhold: Ich habe Mittwochmittag erfahren, dass ich wieder aus der Quarantäne darf, und dann gab es direkt drei Trainingseinheiten. Mit dieser Vorbereitung haben wir ein gutes Spiel gemacht. Man hat gemerkt: Wir hatten wieder Lust darauf, uns zu bewegen und wieder Handball zu spielen. Ein paar Kleinigkeiten haben gefehlt, aber wir haben über 60 Minuten gut gearbeitet. Wichtig war, dass wir in Phasen, in denen wir Fehler gemacht haben oder Jogi ein, zwei Bälle gehalten hat, sehr unaufgeregt weitergespielt haben und cool geblieben sind. So konnten wir uns immer wieder ein Polster herauspielen. Wenn ich direkt gefragt werde: Die Schiedsrichter waren heute nicht entscheidend für das Ergebnis.

TVB-Trainer Jürgen Schweickardt: Ich hatte das ganze Spiel über das Gefühl, dass wir näher dran sind, als es das Ergebnis ausgesagt hat. Am Ende verlieren wir dann mit sieben, und alles ist Standard. Doch das Resultat regt mich aus vielerlei Hinsicht auf: Zum einen, weil wir viele freie Chancen liegenlassen. Zum anderen, weil es viele kleine Pfiffe gegen uns gab. auch in den entscheidenden Phasen, wo wir noch einmal und noch einmal bestraft werden - immer dann, wenn wir am Schnuppern waren... Da wird am Kreis ein Stürmerfoul abgepfiffen, wo wir in den 60 Minuten nicht eines gepfiffen bekommen, obwohl der Arm genauso ausgetreckt ist. Wir sind auf zwei Tore dran, es gibt Siebenmeter und zwei Minuten für den THW. Es war ein Riesen-Kraftakt, nach einem Sechs-Tore-Rückstand gegen den THW Kiel wieder bis auf einen Treffer heranzukommen. Das hat meine Mannschaft überragend gemacht. Aber es haben heute einfach ein paar Prozent gefehlt.

TVB-Außen Patrick Zieker: Niklas ist ein Weltklasse-Torhüter, dem es offenbar nichts ausmacht, mal zehn Tage noicht im Tor zu stehen. Insgesamt waren die Kieler nach der Quarantäne vor allem im Angriff sehr stark, sie haben uns im ersten Durchgang gut auseinandergespielt. Dann bekamen wir besseren Zugriff und kommen wieder ran, um dann ein paar Fehler zu viel zu machen. Die hat der THW Kiel dann knallhart bestraft. Am Ende lassen wir uns ein bisschen zu arg hängen, sodass das Ergebnis am Ende ein bisschen zu hoch ausfällt.