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Erstes Geister-Heimspiel in der Geschichte: Sonntag ist Minden zu Gast

Bundesliga

Erstes Geister-Heimspiel in der Geschichte: Sonntag ist Minden zu Gast

Das fünfte Spiel innerhalb von 14 Tagen wird das vielleicht schwerste für die Zebras: Wenn der THW Kiel am Sonntag um 16 Uhr im Traditionsduell der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga auf GWD Minden trifft, sind erstmals in der 116 Jahre alten Vereinsgeschichte keine Fans in der Wunderino Arena (siehe Extra-Artikel). "Das macht uns sehr traurig", sagt THW-Kapitän Domagoj Duvnjak, "aber in diesen Zeiten sind Gesundheit und der Schutz unserer Fans das allerwichtigste." Dabei könnten die Kieler die Unterstützung ihrer Anhänger gegen Minden gut gebrauchen, reist die Mannschaft um die beiden Weltmeister Carsten Lichtlein und Christian Zeitz sowie dem erst 20-jährigen Nationalspieler Juri Knorr doch mit breiter Brust an die Förde: Am vergangenen Wochenende schlug Minden den Meisterschafts-Geheimfavoriten Füchse Berlin mit 31:26. "Das wird auch sportlich ein ganz harter Nachmittag", prophezeit "Dule" ein spannendes Rennen über 60 Minuten. Eingestimmt werden die THW-Fans in ihren Wohnzimmern am Sonntag bereits ab 15 Uhr mit dem kostenlosen "Heimspiel-TV", das unter www.facebook.com/thwhandball und bei Vimeo zu sehen ist. Sky überträgt die Begegnung dann ab 16 Uhr live.

Traditionsduell vor leeren Rängen

Die einzigen Fans in der Arena: Mehr als 200-Papp-Bilder zeigen wenigstens einen Teil der "weißen Wand"

Das Aufeinandertreffen des THW Kiel mit GWD Minden ist ein Klassiker in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga. Zum ersten Mal begegnet sind sich die beiden Urgesteine vor knapp 53 Jahren - so etwas, wie am Sonntag, gab es aber noch nie: In der Wunderino Arena werden neben den Spielern und Trainern beider Teams nur Mitarbeiter, die für die Organisation des Spiels notwendig sind, TV-Crews, Fotografen und Journalisten die spannenden 60 Minuten verfolgen. Ganz leer werden die Ränge trotzdem nicht sein: Mehr als 200 Fans haben sich bereits einen Platz für ihr Papp-Ebenbild gebucht (so kommt auch dein Fan-Foto in die Arena), sodass zumindest optisch ein Teil der berühmten "weißen Wand" den Zebras den Rücken stärken wird. Das erste Geisterspiel in der Geschichte der Arena und in der langen, erfolgreichen Historie des THW Kiel wird das Spiel Nummer 79 seit dem 22. November 1967 der beiden Kontrahenten im Handball-Oberhaus sein. Hatte der Altmeister GWD vor allem in den 1970er Jahren die Nase vorn, so ist jetzt der THW tonangebend (siehe Gegnerstatistik im ausführlichen THW-Archiv). Die Kieler sind in der ewigen Bundesligatabelle Spitzenreiter, Minden liegt auf Platz neun und kann in dieser Saison sogar die 1.000-Punkte-Marke durchbrechen. Zu den 974 Zählern vor Saisonbeginn sind inzwischen bereits drei Punkte für die Mannschaft von Trainer Frank Carstens hinzugekommen

Berlin-Bezwinger hat Lust auf mehr

Neuzugang aus Kielce: Doruk Pehlivan

Den ersten Zähler holte GWD beim 25:25 in Melsungen, die beiden vielleicht überraschendsten am vergangenen Wochenende: Mit 31:26 fegten die Mindener die Füchse Berlin aus der Halle. "Wir haben eine stetige Entwicklung gehabt und sind jetzt auch punktemäßig dafür belohnt worden", freute sich Frank Carstens über den Coup gegen die Hauptstädter. Und forderte seine Mannschaft auf, an die Leistung auch in Kiel anzuknüpfen: "Wir haben mit dem THW die größte Aufgabe im deutschen Handball vor uns, taktisch ist der THW ähnlich ausgerichtet wie Berlin. Das Stören des Kreisspiels wird für uns eine große Rolle spielen. Wir müssen mindestens so einen Tag wie in Berlin erwischen um für Punkte in Frage zu kommen." Dass die Berlin-Partie gewiss keine Eintagsfliege war, zeigt sich auch beim Blick auf die weiteren Ergebnisse der Mindener, die in Hannover unglücklich mit 25:26 verloren und auch gegen Wetzlar (24:29) und in Flensburg (24:29) Möglichkeiten zu Punktgewinnen hatten. "Für uns gilt es, die Entwicklung fortzuführen, zu stabilisieren und den einen oder anderen Punkt zu verbessern", gab Carstens die Marschroute nach dem ersten Saisonsieg aus.

Vier namhafte Neuzugänge

Liga-Rekordmann Carsten Lichtlein

Das übergeordnete Ziel heißt bei GWD Minden wie in den Vorjahren "Klassenerhalt". Mit Torhüter Espen Christensen (IFK Kristianstad), Kreisläufer Magnus Gullerud (SC Magdeburg) und Rückraumspieler Marian Michalczik (Füchse Berlin) wechselten drei Leistungsträger zur Konkurrenz. Sorgen, dass dies das Ziel in Gefahr bringen könnte, muss man sich an der Weser aber kaum machen: Immer wieder hat es Trainer Frank Carstens in seiner bisher über fünfeinhalbjährigen Tätigkeit geschafft, eine Mannschaft zu formen und entwickeln, die die Klasse gehalten hat. Dafür bekam Carstens von Geschäftsführer Frank von Behren auch namhafte Verstärkungen: Vom Champions-League-Teilnehmer aus Kielce wechselte der Halblinke Doruk Pehlivan zu den Grün-Weißen. Mit 16 Toren steht Pehlivan aktuell auf Platz drei der vereinsinternen Wertung. Der derzeit noch verletzte Joshua Thiele (Syndesmoseband-Abriss) zog einfach aus Hannover ein paar Kilometer westlich.Die meiste Aufmerksamkeit erlangte GWD Minden aber mit zwei weiteren Transfers: Von Behren gelang es, mit Carsten Lichtlein und Christian Zeitz zwei Weltmeister aus Erlangen beziehungsweise Stuttgart nach Nordrhein-Westfalen zu lotsen. Lichtlein, mit 641 absolvierten Partien Rekordspieler der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga, wird am Mittwoch genauso 40 Jahre alt wird wie Zeitz zwei Wochen später - doch mit den beiden holte sich Minden neben einer Menge Klasse auch viel Erfahrung ins Haus.

Shootingstar Juri Knorr

Alfred Gislason nominierte Juri Knorr für die Nationalmannschaft

Der ehemalige Kieler Zeitz, 166-facher Nationalspieler, bildet derzeit mit Christoffer Rambo ein wurfgewaltiges Gespann auf der rechten Rückraumposition, weil Christoph Reißky nach einer Schulteroperation länger ausfällt. Rambo ist unterdessen wieder auf bekannten Pfaden unterwegs: Mit im Schnitt sieben Treffern pro Begegnung, was ihn mit insgesamt 35 Toren jetzt schon wieder auf Platz fünf der treffsichersten Liga-Schütze hievte, ist er die vielleicht schärfste Waffe von GWD - gefolgt von Juri Knorr. Der erst 20-jährige Mittelmann, Sohn von Ex-Zebra Thomas, ist der Shootingstar der Grün-Weißen, der bisher bereits 24 Tore erzielt hat und von Bundestrainer Alfred Gislason in den Kader für die EHF-Euro-Qualifikationsspiele in der kommenden Woche berufen wurde. "Ich will die Mannschaft führen und freue mich, dass der Trainer mir so viel Vertrauen entgegenbringt", sagte Knorr den Kieler Nachrichten. Auch der Jung-Nationalspieler glaubt - natürlich - an eine Chance am Sonntag: "Der THW hat ein hartes Programm. Ich glaube nicht, dass sie uns unterschätzen, aber es ist bestimmt etwas anderes, gegen Veszprém zu spielen als gegen einen kleinen Gegner wie Minden. Wir haben nichts zu verlieren."

Sky überträgt Geisterspiel

Alle Fans können am Sonntag die Partie gegen GWD Minden live bei Sky verfolgen. Wer kein Sky-Abo hat, kann die stärkste Liga der Welt trotzdem live erleben: Für 9,99 Euro monatlich gibt's den Live-Stream (mehr Informationen). Kostenlos ist hingegen das Heimspiel-TV, in dem der THW Kiel die Zuschauer unter www.thw-facebook.de und bei Vimeo  Sonntag 15 Uhr eine Dreiviertelstunde lang mit allen Informationen zum Spiel und zu den Zebras versorgt. Darüber hinaus hat Moderator Ulf Kahmke wieder prominente Gäste: Nikola Bilyk und Sabine Holdorf-Schust, Prokuristin der Zebras, werden mit Ulf Kahmke über aktuelle, schwarz-weiße  Themen sprechen. Anpfiff zum ersten Geisterspiel in der THW-Geschichte ist um 16 Uhr, eine Spielzusammenfassung ist am Abend auch in der ARD Sportschau und im NDR Sportclub zu sehen. Die Partie zwischen dem Rekordmeister und GWD Minden wird von den beiden Unparteiischen Steven Heine und Sascha Standke geleitet. Auf geht's, Kiel!

Fotos: GWD Minden / Sascha Klahn / Ingrid Anderson-Jensen