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Raus mit Applaus: THW verliert klar in Barcelona

Champions League

Raus mit Applaus: THW verliert klar in Barcelona

Der THW Kiel hat den erneuten Einzug ins "VELUX EHF Final4" verpasst. Nach dem überragenden 28:26 im Viertelfinal-Hinspiel fehlten den "Zebras" im Rückspiel beim Titel-Favoriten FC Barcelona Durchschlagskraft, ein bisschen mehr Mut und auch das berühmte Quäntchen Glück. Am Ende verloren sie die Partie, in der beide Mannschaften in der Abwehr Beton anrührten und Barcas Keeper Perez de Vargas mit 23 Paraden die so genannten Big Points machte, mit 18:23 (9:13). Beste Torschützen auf Kieler Seite waren Marko Vujin und Niclas Ekberg mit je vier Treffern. Durch das Ausscheiden von Flensburg und der "Zebras" findet das Finalturnier in Köln erstmals seit seiner Einführung ohne deutsche Beteiligung statt.

Kein Traumstart der Kieler

Der THW startete mit zwei Linkshändern im Rückraum: Marko Vujin und Steffen Weinhold sollten mit Nikola Bilyk Druck machen. Doch der Start in die Partie gelang nicht: Schnell führten die Gastgeber 2:0, satte 4:20 Minuten dauerte es, bis Vujin mit einem Hammer in den Winkel das erste Kieler Tor erzielen konnte - gefeiert von den 150 Kieler Fans, die sich im Hexenkessel Palau Blaugrana immer wieder lautstark bemerkbar machten und ihre "Zebras" unterstützen. Doch die hatten Probleme - mit der offensiven wie aggressiven Barca-Abwehr, den ausbleibenden Pfiffen wie bei den Fouls an Rune Dahmke, Bilyk oder dem Offensivfoul von Sorhaindo an Rene Toft Hansen, der vom französischen Weltmeister vor Entrerrios' 4:2 mit einem Bodycheck aus dem Weg geräumt wurde. 

THW kämpft sich heran

Vor allem aber haderte der THW mit seiner eigenen hohen Fehlerquote. Patrick Wiencek setzte einen Abpraller an den Pfosten, Dahmke verzog, Ekberg und Vujin scheiterten an Perez de Vargas. Trotzdem war die Kieler Welt nach 17 Minuten in Ordnung: Ilija Brozovic traf zum 5:7, Niklas Landin parierte einen Lazarov-Siebenmeter, und Blazenko Lackovic netzte mit etwas Glück zum 6:7-Anschluss ein. Als Brozovic dann den Ball stahl, hatte der THW sogar die Chance auf den Ausgleich - doch Perez de Vargas lenkte Vujins Wurf an den Pfosten, beim Kampf um den Abpraller kassierte Brozovic zudem eine Zeitstrafe. Zwei Minuten in Unterzahl, die dem THW weh taten: Der überragende Valero Rivera warf das 8:6, und auch das Glück trug an diesem Abend Blau-Rot: Lazarovs Wurf prallte von beiden Innenpfosten an Landins Rücken und von dort zum 9:6 ins Tor.

Vujin trifft mit dem Halbzeitpfiff

Zwar gelang Brozovic im Nachfassen das 7:9, aber irgendwie hatte Barcelona sich das Momentum auf seine Seite gezogen. Auch, weil Brozovic wieder für zwei Minuten auf die Bank geschickt wurde, wenngleich seine Abwehraktion alles andere als zeitstrafenwürdig erschien. Den Gastgebern, bei denen Coach Xavier Pascual und Victor Tomas permanent das Publikum anpeitschten, war dies natürlich egal: Rivera netzte zum 10:7 ein, was Wiencek noch einmal konterte. Aber Tomas' Heber und Bengoecheas Gegenstoß trafen die Kieler ins Mark: Urplötzlich lag Barca mit 13:8 vorn (27.) und hatte noch die Gelegenheit, weiter aufzustocken. Gut, dass Landin hielt und Marko Vujin mit dem Halbzeitpfiff noch einmal ein Erfolgserlebnis hatte, trotzdem lagen die Kieler zur Pause mit 9:13 zurück.

Glück fehlt

Doch es blieb dabei: Den "Zebras" war an diesem Abend das Glück nicht hold. Patrick Wiencek traf mit einem Rückhandwurf nur den Pfosten, Tomas dagegen ins Netz zum 18:13. Bilyk netzte zum 14:18 ein, de Vargas lenkte einen Vujin-Wurf an den Pfosten, wovon Lazarov im Gegenzug beim 19:14 profitierte. Ekberg verkürzte nach tollem Nilsson-Anspiel, Lazarov verwandelte einen Siebenmeter mit Hilfe der Latten-Unterkante. Wieder ging Nilsson mit dem Mute der Verzweiflung voran und traf - acht Minuten vor dem Ende war für die Kieler, denen allerdings die schwindenden Kräfte angesichts des schweren Bundesliga-Spiels am Mittwoch Abend anzusehen waren, angesichts eines 16:20-Rückstandes noch alles drin. Sie schafften es allerdings nicht, Barcelona noch mehr unter Druck zu setzen - was vor allem an Perez de Vargas lag: Er entschärfte einen Nilsson-Wurf, dann fand Vujin erneut seinen Meister im Torhüter der Gastgeber. Weil aber Santos fünf Minuten vor dem Ende zum 17:21 traf, gab es noch immer Hoffnung für den THW.

Nationalmannschafts-"Pause"

Nach dem Spiel in der Mittelmeer-Metropole trennten sich die Wege der "Zebras": Zum Teil flogen diese direkt aus Barcelona zu den Treffpunkten der jeweiligen Nationalmannschaften. Die EM-Qualifikationsspiele stehen an - und bis auf Christian Sprenger, Christian Dissinger, die verletzten Christian Zeitz und Domagoj Duvnjak sowie den an den Folgen einer Schambein-Entzündung leidenden Rene Toft Hansen sind alle THW-Spieler auch für ihre Heimatländer im Einsatz. Für die Kieler geht es am 14. Mai dann gleich wieder mit einem Top-Spiel weiter: In der DKB Handball-Bundesliga treffen sie im Kampf um die erneute Königsklassen-Qualifikation auf ihren direkten Verfolger, die Füchse Berlin. Weiter geht's, Kiel!

THW robbt sich heran

Mit Schwung kam der THW aus der Kabine zurück: Landin entschärfte gleich einen Tomas-Wurf, und Steffen Weinhold setzte bei angezeigtem Zeitspiel den Ball durch die Beine von de Vargas zum 10:13 in die Maschen. Raul Santos stahl im nächsten Angriff den Ball, allerdings behielt jetzt der Barca-Keeper gegen Weinhold die Oberhand. Egal, was der THW auch anstellte: Es fehlte der letzte Druck, der letzte entscheidende Moment, um den Titelfavoriten noch mehr in Bedrängnis zu bringen. Der stellte weiter eine starke Abwehr, doch auch die Kieler sorgten mit der extrem offensiven Defensiv-Variante für Verwirrung beim Gegner. Doch irgendwie fand der Gastgeber immer wieder eine Lücke, zog erneut auf fünf Tore weg. Die große Aufholjagd des THW blieb auch in den folgenden Minuten aus, weil Perez de Vargas Santos' Gegenstoß und danach den Wurf von der Linksaußenposition durch Santos glänzend parierte. Trotzdem robbte sich der THW durch Nilssons Schlagwurf und Vujins verwandelten Siebenmeter auf 13:16 heran. 

Kleinigkeiten entschieden das Viertelfinale

Gislason beorderte seine Abwehr noch weiter vor den eigenen Kasten, im Angriff brachte er nun sogar den siebten Feldspieler. Allein: Eine Lücke fanden die "Zebras" in der massiven Barca-Deckung trotzdem erst nach langen Angriffen, die Zeit lief ihnen davon. Ekberg traf drei Minuten vor dem Ende zum 18:21, der folgende Nöddesbo-Treffer und die Parade von de Vargas gegen den freien Ilija Brozovic bedeutete dann aber endgültig das Ende aller THW-Träume vom "VELUX EHF Final4" - der Rest waren blau-rote Jubelsprünge und enttäuschte Kieler Gesichter. Kleinigkeiten hatten verhindert, dass die Schwarz-Weißen nach 120 spannenden Viertelfinal-Minuten dem großen, ausgeruhten Favoriten ein Bein stellen konnten. Kleinigkeiten, an denen die "Zebras" wachsen werden - auch wenn das Ausscheiden aus der Königsklasse weh tat.