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KN: Kielcer Klatsche

Champions League

KN: Kielcer Klatsche

Kielce. Der THW Kiel kommt einfach nicht raus aus der Krise: Beim polnischen Top-Klub Vive Kielce setzte es am Sonntagabend in der Handball-Champions-League die nächste empfindliche Pleite. Das klare 21:32 (11:18) war ein Sinnbild für die Verunsicherung der Zebras.

THW Kiel unterliegt bei Vive Kielce

Der THW begann im gelben Hexenkessel mit Nikola Bilyk, Miha Zarabec und Marko Vujin im Rückraum, die ersten Akzente aber setzte Rune Dahmke. Der Kieler Linksaußen erzielte drei der ersten vier Kieler Tore und verhinderte so zunächst, dass Kielce nach dem schnellen 5:2 (8.) noch weiter davonzog. Beim 5:6 aus Kieler Sicht waren die Zebras wieder dran, Lukas Nilsson versenkte vom Kreis per Kempa auf Anspiel von Niclas Ekberg.

Doch dann war es erst mal vorbei mit einem ausgeglichenen Match: Die Kieler Verunsicherung schlug mit voller Wucht zu, die Zebras vergaben Chancen, verdaddelten Bälle, spielten Fehlpässe. Kielce dagegen konnte sich auf seine bewegliche Offensive um Spielmacher Dean Bombac und einen in der ersten Halbzeit überragenden Karol Bielecki verlassen, bis auf 11:5 (16.) zogen die Polen davon, der THW blieb fast acht Minuten ohne Tor. Christian Sprenger, für den nach Bandscheiben-OP nicht mit nach Kielce gereisten Alfred Gislason als hauptverantwortlicher Coach eingesprungen, brachte Christian Dissinger und Steffen Weinhold für Bilyk und Vujin. Auch Kielce tauschte sein Personal durch, brachte unter anderem Alex Dujshebaev in die Partie. Während bei den Gastgebern auch danach ein Rädchen ins andere griff, ging bei den Kielern nur wenig.

Sie fanden erneut nicht zu Sicherheit und gutem Spiel. Dabei war den kriselnden Zebras in puncto Einsatz, Wille und Leidenschaft kein Vorwurf zu machen. Die Zebras kämpften, aber es mochte ihnen einfach zu wenig gelingen. Zudem haderten sie mit einigen Entscheidungen der Schiedsrichter, die in vielen 50/50-Situationen den Pfiff für Kielce übrig hatten. Aber das war, wenn überhaupt, nur eine Randnotiz: Denn bis zur Pause sammelte der THW zehn technische Fehler, und Kielce nutzte das gnadenlos aus. Als Nilsson kurz vor der Pause zwei Mal nacheinander den Ball direkt zu seinem Gegenspieler passte, konnten sich die THW-Fans nur noch die Haare raufen. Schon zur Pause war das Spiel beim 11:18 verloren.

Nach dem Seitenwechsel blieb das mittlerweile gewohnte Bild eines THW als Schatten seiner selbst. Immerhin zeigte Kielce mit einigen Ballverlusten, dass auch ein von frenetischen Fans angepeitschtes Team solch ein Niveau nicht über 60 Minuten lang halten kann, doch die Zebras versäumten es, daraus Kapital zu schlagen. Wäre all das nicht schon Schrecken genug gewesen, blieb Niclas Ekberg nach 40 Minuten nach einem Zusammenprall bewusstlos am Boden liegen. Da hielten auch die unermüdlich singenden und schreienden Fans für einige Sekunden den Atem an. Ekberg konnte das Feld jedoch auf den eigenen Füßen verlassen, saß zehn Minuten später schon wieder auf der Bank. Entwarnung nach Spielende: "Er war kurz bewusstlos, ist aber von selbst zu sich gekommen", sagte Rune Dahmke. "Es geht ihm soweit gut."

Ekbergs Teamkameraden indes wehrten sich gegen die nächste Katastrophe - vergeblich. Ein Schritt vor, drei zurück: Nachdem in Persona Andreas Wolff ab der 40. Minute endlich ein Kieler Keeper einen Zugang zum Spiel gefunden hatte, rückte der THW wenigstens auf 17:23 (48.) heran. Doch zwei Minuten später stand es plötzlich 26:17. Die Zebras verwarfen, verpassten, verzweifelten, Kielce blieb solide. Auch Sprenger und Domagoj Duvnjak, die das Spiel mit großem Einsatz auf der Kieler Bank begonnen hatten, waren am Ende sichtbar ratlos, Miha Zarabec’ Zeitstrafe wegen Meckerns (55.) verdeutlichte das dünne Nervenkostüm der Kieler. Am Ende schlichen sie wie geprügelte Hunde vom Feld. Elf Tore Differenz - das nächste Kapitel der Kieler Krise.

(Von Niklas Schomburg, aus den Kieler Nachrichten vom 25.09.2017, Foto: Archiv/Sascha Klahn)