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Unglaubliche Zebras stürmen an die Spitze

Champions League

Unglaubliche Zebras stürmen an die Spitze

Der THW Kiel hat am vierten Spieltag der VELUX EHF Champions League erneut ein Ausrufezeichen gesetzt: Beim bisher verlustpunktfreien Titelverteidiger HC Vardar gewannen die Zebras nach einer vor allem im ersten Durchgang nahezu perfekten Vorstellung mit 31:20 (16:4). Nur 45 Stunden nach dem Bundesliga-Heimsieg gegen Nordhorn entfachten die Kieler vor 6500 frenetischen Fans in den ersten 30 Minuten ein Abwehr-Feuerwerk, auch eine kurze Schwächephase im zweiten Durchgang überstand der THW Kiel unbeschadet. Am Ende feierten die mitgereisten Kieler Fans 16 Paraden von Niklas Landin, die beiden besten Torschützen Domagoj Duvnjak und Hendrik Pekeler (je 6 Treffer) und einen deutlichen Sieg, der die Zebras an die Tabellenspitze der Gruppe B stürmen ließ. 

Die Hölle angefeuert

Mit vereinten Kräften stellten sich die Zebras Kristopans in den Weg

Mit einem ohrenbetäubenden Pfeifkonzert wurde jeder einzelne Kieler Spieler im rappelvollen „Sport Center Jane Sandanski“ begrüßt - die Hölle von Skopje, sie war in diesem Moment spür- und erlebbar. Auch für die 25 Kieler Fans, die wacker applaudierten, sich aber zunächst nicht durchsetzen konnten. Die Zebras indes begannen unbeeindruckt von der atemberaubenden Kulisse: Magnus Landin war als vorgezogener Abwehrspieler dazu auserkoren, die Laufwege unter anderem von 2,15-Meter-Riese Dainis Kristopans einzuengen, auf der anderen Seite ging Pavel Horak auf schnellen Beinen immer dann vor, wenn der wieselflinke Mittelmann Stas Skube zum Solo ansetzte. Eine von Filip Jicha ausgetüftelte Variante, die Vardar, die elf Tage Zeit zur Vorbereitung auf dieses Duell mit den Zebras hatte, offenbar überraschte.

Erstes Gegentor nach elf Minuten

Denn die Kieler verteidigten in dieser Formation mit großer Leidenschaft, stellten Räume zu, ackerten für jeden Ballgewinn. Dahinter hatte Niklas Landin wieder einen seiner großen Tage: Ball um Ball parierte der dänische Olympiasieger und verunsicherte die gegnerische Offensive mit jeder Minute mehr. Vor allem Timur Dibirov hatte gegen Landin einen rabenschwarzen Halbzeit-Tag erwischt. Und so setzten sich die Zebras nach dem schnellen 1:0 durch Patrick Wiencek und Hendrik Pekelers gedankenschnell verarbeiteten Abpraller zum 2:0 bis auf 4:0 ab. Wenn man den Zebras in dieser Phase überhaupt einen Vorwurf machen konnte, waren die eigenen Fehler im Angriff. Satte fünf Minuten konnten sie aus weiteren Vardar-Fehlern kein Kapital schlagen, ehe Ivan Cupic mit einem verwandelten Siebenmeter nach 10:58 Minuten das erste Tor der Gastgeber überhaupt gelang.

16:4 zur Pause - unglaublich

Körpersprache pur - selbst auf der Bank!

Doch dies beeindruckte die Zebras, deren Fans mittlerweile gut zu hören waren im geschockten Rund, wenig. In Unterzahl drosch Reinkind einen Ball zum 5:1 in die Maschen, Atman feuerte die Schnelle Mitte an die Latte, der Ball kam direkt zu dem gestarteten Ole Rahmel: 6:1. Und als Geburtstagskind Miha Zarabec dann ein Schlagwurf-Geschoss abfeuerte, Pekeler nachsetzte, Reinkind auch in der 2. Welle traf und Zarabec Domagoj Duvnjak sah, waren die Kieler nach 18 Minuten mit 10:1 in Führung. Vardar nahm seine zweite Auszeit - an den Kräfteverhältnissen änderte sich wenig: Die Zebras spielten eine nahezu perfekte erste Hälfte konzentriert zu Ende, kassierten insgesamt nur zwei Feldtore in 30 Minuten und gingen mit einem 16:4 in die Pause. Unglaublich.

Gastgeber verkürzt

Die starke Abwehr war der Schlüssel zum Sieg

Nach dem Wechsel ging es dann rasant in die Vollen: Vardar versuchte es mit einer 4-2-Deckung und viel Schwung, die Kieler hielten mit dem siebten Feldspieler und konsequentem Tempo dagegen. Es entwickelte sich das intensive Match, dass Beobacher vor der Begegnung über 60 Minuten erwartet hatten. Die Gastgeber knabberten nun am Vorsprung des THW Kiel, bestrafen Kieler Unkonzentiertheiten im Angriff mit schnellen Gegentoren. Und das "Sportcenter Jane Sandanski" explodierte mit jedem Tor, das Vardar dichter an den THW Kiel heranführte. Die Zebras hielten mit Pekelers Bauerntrick in Unterzahl oder Wienceks Kraftakt gegen Kristopans dagegen. Aber der Titelverteidiger war nun am Zug, bei Kristopnas Dreher zum 18:23 (49.) hofften die Fans wieder auf ein Wunder. Doch diese Hoffungen beendeten die Chefs höchstpersönlich: Niklas Landin schraubte sein Paraden-Konto auf 16, Duvnjaks jagte einen Schlagwurf zum 24:18 in die Maschen, Wiencek klaute einen Ball, den Ekberg zum 25:18 verwandelte. Drei Tore in nicht einmal 120 Sekunden - sie trafen Vardar ins Mark. 

Ausrufezeichen in Skopje

Emotionen auf und neben dem Platz

Nach Kristopans 20:27 wurde es gegen Ende noch einmal richtig deutlich: Landin ließ keinen Wurf mehr an sich vorbei, die Schwarz-Weißen feierten sich für jede gelungene Aktion, und mit einem 4:0-Lauf schraubten die Zebras das Ergebnis auf 31:20 - ein Resultat, das tatsächlich auch in der Höhe verdient war. Tatsächlich hatte der THW Kiel in einer der schwersten Auswärts-Arenen der Welt ein echtes Ausrufezeichen gesetzt - wie übrigens auch die singenden Fans von Vardar, die nicht das Bengalo-Feuer auf der Tribüne entfacht hatten: Sie bauten ihre Mannschaft nach einer elf-Tore-Niederlage minutenlang mit Gesängen wieder auf. Trotzdem schlichen Christian Dissinger & Co. mit hängenden Köpfen vom Feld, während sich die Kieler bei ihren Fans bedankten und direkt auf den Weg zum Flughafen machten. 

Erneuter Doppelpack in der kommenden Woche

Denn für die Kieler ging es direkt nach der beeindruckenden Vorstellung via Sonderborg wieder zurück in die Landeshauptstadt, denn in der kommenden Woche steht für sie wieder ein Liga-Königsklassen-Doppelpack der 45-Stunden-Art an. Am Donnerstag (19 Uhr, live bei Sky) sind sie bei der HSG Wetzlar gefordert, am Samstag (17:15 Uhr, live bei Sky) dann bei Montpellier HB. Weiter geht's, Kiel!

Fotos: RK VArdar/Denis Dukovski

VELUX EHF Champions League, 4. Spieltag: HC Vardar (MKD) - THW Kiel: 20:31 (4:16)

HC Vardar: Ghedbane (1.-18., 35.-, 7 Paraden, 2 Tore), Kugis (18.-35., 3 Paraden); Stoilov (n.e.), Dimitrioski, Kristopans (4), Sikosek, Dissinger (2), Atman, Skube, Kalarash (2), Cupic (2/1), Dibirov (5/2), Gorbok, Shishkarev (3), Gorpishin; Trainer: Pisonero Nieto
THW Kiel: N. Landin (1.-60., 16 Paraden), Quenstedt (n.e.); Duvnjak (6), Reinkind (2), M. Landin (2), Kristjánsson, Wiencek (5), Ekberg (3), Rahmel (1), Dahmke (n.e.), Zarabec (4), Horak, Bilyk, Pekeler (6), Nilsson (2); Trainer: Jicha

Schiedsrichter: Arthur Brunner / Morad Salah
Zeitstrafen: Vardar: 1 (Shishkarev (30.)) / THW: 3 (2x Ekberg (11., 40.), Horak (59.))
Siebenmeter: Vardar: 4/2 (Dibirov (8.) und Cupic (15.) vorbei) / THW:
Spielfilm: 0:4 (6.), 1:4 (11.), 1:11 (20.), 2:13 (22.), 4:13 (26.), 4:16;
4:17 (31.), 7:17 (33.), 9:19, 11:21 (40.), 11:22, 15:22 (46.), 15:23, 18:23 (49.), 18:25 (50.), 19:25, 19:27 (53.), 20:27, 20:30 (58.), 20:31.
Zuschauer: 6500 (ausverkauft) (Sport Center Jane Sandanski, Skopje (MKD))

Stimmen zum Spiel

THW-Regisseur Miha Zarabec: Das Spiel heute werde ich nie vergessen. Es war ein unglaubliches Spiel in dieser Atmosphäre. Wir haben es von Anfang an richtig stark gemacht. Einfach weiter so.

THW-Trainer Filip Jicha: Keiner hat erwartet, dass wir in Skopje mit so vielen Toren gewinnen. Der Grund dafür waren unsere 5:1-Abwehr und Niklas Landin im Tor. Die erste war eine der schönsten Halbzeiten, die ich mit den Jungs bisher erlebt habe. Ich bin unglaublich stolz auf sie.