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KN: Gislasons sechster Streich

DHB-Pokal

KN: Gislasons sechster Streich

Hamburg. Domagoj Duvnjak hat ein Gespür für große Momente. Als der THW Kiel am Sonntag durch ein 28:24 (14:13, siehe THW-Spielbericht) über den SC Magdeburg den DHB-Pokal gewinnt, überlässt es der Kapitän Trainer Alfred Gislason, die Trophäe als erster in die Luft zu recken. Gislason, der den THW Kiel nach elf Jahren als Trainer im Sommer verlassen wird, holt bei seiner sechsten Final-Four-Teilnahme mit dem THW Kiel seinen sechsten Pokalsieg - und insgesamt den 19. Titel mit den Zebras.

Der THW-Trainer bleibt mit den Zebras im Final Four ungeschlagen

Dass das Finale gegen seinen Ex-Klub aus Magdeburg im Titelgewinn mündet, hat auch mit einem personellen Kniff des 59-Jährigen zu tun: Statt seiner Halbfinal-Startsieben mit Miha Zarabec, Domagoj Duvnjak und Steffen Weinhold im Rückraum schickt er die frischen Lukas Nilsson als Regisseur, Nikola Bilyk und Harald Reinkind (6 Tore) ins Rennen. Sie alle fügen sich nahtlos ein ins Kieler Weltklasse-Kollektiv. Nach drei Minuten ist Torwart Niklas Landin warm, hat dreimal pariert. Im Rückraum geballte Power, Tempo, starke Anspiele von Bilyk und Reinkind. Da ist alles drin: gehaltene Siebenmeter, ruppiger Nahkampf, Kieler Führung (7:5/13.), Magdeburger Führung (13:10/25.). Hendrik Pekeler und Reinkind stören effektiv die Kreise des Magdeburger Teufelskerls Michael Damgaard. Zwischendurch muss Gislason justieren. Offensiv endet zu oft alle Kieler Bemühung in den Fängen von Jannick Green. Oder in denen des SCM-Mittelblocks mit Zeljko Musa und Piotr Chrapkowski, die Pekeler am Kreis geschickt abschirmen. Ein gefundenes Gegenstoß-Fressen für die konterstarken Magdeburger, die schon in der ersten Halbzeit eine ihrer Rückraum-Stammkräfte verlieren, als Linkshänder Albin Lagergren mit Verdacht auf Mittelfuß-Bruch ausscheidet.

Kurz vor der Pause erobern sich die Kieler die Führung zurück. Nach dem Seitenwechsel gibt es dann kein Halten mehr. Nur dreimal binnen 15 Minuten kommen die Magdeburger an der Abwehr und an Landin vorbei. Eine Phase, die der THW nutzt, um Konter um Konter die Vorentscheidung zu erzwingen. Ekberg, Reinkind, Dahmke - beim 24:16 (45.) haben die Zebras schon mehr als einen Finger am Pokal. Da macht es nichts, dass Magdeburg in der Schlussphase mit einer offensiven Abwehr noch einmal etwas Chaos im Kieler Angriff stiftet. Der Vorsprung reicht, schon die letzten 30 Spielsekunden sind schwarz-weißer Jubel. Mittendrin: Alfred Gislason. "Dule hat mir den Pokal einfach gegeben und wollte, dass ich das mache", berichtet er später, nachdem er sich sektgetränkt aus der Jubeltraube gelöst hat. "Das ist eine große Geste."

Für eine weitere sorgen die THW-Fans. Die "weiße Wand" feiert den Trainer mit "Alfred! Alfred!"-Sprechchören. "Das war sehr emotional. Leider war ich da gerade im Fernsehinterview und konnte es nicht ganz genießen", sagt Gislason. Anschließend stürzt er sich ins Getümmel, ist dabei, als die Mannschaft um "Vorsänger" Rune Dahmke "Humba täterä!" zelebrierte.

"Wir waren alle heiß auf diesen Titel", sagt Niklas Landin. "Wenn man will, kann man sagen, dass wir ihn auch ein bisschen für Alfred geholt haben. Aber ich hoffe, das war noch nicht der letzte..."

Nach einer Woche, in der die Nationalspieler um die Qualifikation für die Europameisterschaft spielen, geht es für die Zebras am Gründonnerstag in der Liga bei den Füchsen Berlin weiter. Was das für die Pokalfeier der Kieler am Abend, für die traditionell die Räumlichkeiten des italienischen Restaurants "Toni's" in der Hafenstraße gemietet wurden, bedeutet? Gislason: "Die können feiern, wie sie wollen. Wenn sie mit Kater zur Nationalmannschaft kommen, geht mich das ja nichts an." Und mit einem Augenzwinkern fügt er hinzu. "Die übertreiben sowieso nicht - anders als meine Generation damals."

(Von Tamo Schwarz und Merle Schaack, aus den Kieler Nachrichten vom 08.04.2019, Foto: Sascha Klahn)

Stimmen zum Finale in den Kieler Nachrichten:

Alfred Gislason, THW-Trainer, in den KN: Der Titel und auch die Geste von Dule bedeuten mir extrem viel. Jetzt ist sicher, dass ich nicht ohne Titel aus Kiel weggehen werde. Aber auch die Art und Weise, wie wir ihn geholt haben, macht mich glücklich. Das gibt der Mannschaft einen riesigen Schub. Wir haben gezeigt, wie breit unser Kader ist. Die jungen Leute haben das überragend gemacht.

Bennet Wiegert, SCM-Trainer, in den KN: Es fühlt sich momentan so an, als sei die Saison vorbei. Wir haben enorm viel investiert und müssen dann mit ansehen, wie der Pokal einem anderen überreicht wird. Aber ich freue mich auch für Alfred. Der THW war die beste Mannschaft in Hamburg.

Domagoj Duvnjak, THW-Kapitän, in den KN: Alles lief perfekt, ich habe noch nie so ein Spiel von einem Torhüter gesehen wie heute von Niklas Landin. Den Pokal habe ich spontan Alfred gegeben. Er hat es verdient, er ist ein unglaublicher Trainer.

Michael Damgaard, SCM-Rückraumspieler, in den KN: Ich würde die Auszeichnungen als bester Torschütze und bester Spieler sofort gegen den Pokal eintauschen. Die sind mir scheißegal. Ich wollte diesen Titel.