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KN: “Memel”, der Tausendsassa im DHB-Pokal

DHB-Pokal

KN: "Memel", der Tausendsassa im DHB-Pokal

Kiel/Hamburg. Am Wochenende treten die Handballer des THW Kiel an, um in Hamburg ihren elften Sieg im DHB-Pokal zu feiern. In ihren Reihen haben die Zebras mit Michael Menzel einen echten Pokal-Tausendsassa. Der 50-Jährige erlebte das Final Four bereits neunmal - als Spieler, Co-Trainer und Betreuer. Siebenmal hat „Memel“, wie er mannschaftsintern genannt wird, den Pokal als Spieler oder Co-Trainer gewonnen. "Gute Quote, oder?", sagt er lachend. Öfter konnte kein Handballer diesen Titel feiern. Nur Christian Zeitz liegt mit ebenfalls sieben Pokalsiegen gleichauf.

Betreuer Michael Menzel erlebt sein zehntes Final Four

"Mein eindrücklichstes Pokal-Erlebnis ist natürlich der erste Sieg. Der ist immer etwas Besonderes", sagt Menzel, der von 1994 bis 2000 als Rechtsaußen für den THW Kiel auf Torejagd ging. Nach dem durch eine Knie-OP erzwungenen Ende seiner Spielerkarriere war er bis 2003 Co-Trainer von Noka Serdarusic. Seit 2010 ist er Betreuer der Zebraherde – und auch in dieser Funktion ist das Pokalwochenende in Hamburg etwas Besonderes.

Schon am Mittwoch vor seiner zehnten Final-Four-Teilnahme machte Menzel sich daran, die Trikotsätze in seine großen Alukisten zu verpacken, damit Logistiker Harald Stenzel sie nach Hamburg fahren kann. "Es werden ja hoffentlich zwei Spiele", sagt Menzel, der für alle Eventualitäten vorsorgen muss. Für den Finaltag sind also auch Trikots im Gepäck - eine Heim- und eine Auswärtsvariante für jedes Zebra. "Man merkt, dass die Anspannung bei den Spielern etwas höher ist als im normalen Bundesliga-Betrieb. Das muss auch so sein", sagt Menzel, der selbst dabei war, als der THW Kiel den ersten Pokalsieg seiner Geschichte feierte: 30:15 siegten die Zebras um THW-Kapitän Magnus Wislander damals im Finale über den TV Niederwürzbach. Menzel steuerte zwei Treffer bei. An ihrer Seite kämpfte auch Klaus-Dieter Petersen, der später auch als Co-Trainer noch zwei Pokalsiege feierte. In der Stadt Kiel stempelte die Post einen Tag lang Briefe mit dem Sonderstempel "THW - Deutscher Pokalsieger 1998" ab.

"Viele Erinnerungen an die Pokalsiege habe ich gar nicht", sagt Menzel. "Dadurch, dass es ziemlich schnell mit den Spielen um die Meisterschaft weiter ging, hatten wir nie Zeit, es richtig zu verarbeiten und zu genießen." Eines weiß der Linkshänder aber doch noch von seinem ersten Pokal-Triumph: "Den Pokal habe ich damals über Nacht mit nach Hause genommen."

Nach diesem ersten Pokalsieg, damals noch in der Alsterdorfer Sporthalle, legte der THW Kiel auch in den beiden folgenden Jahren nach. 2000 war "Memel" allerdings zum Zusehen verdammt. Zwei Monate vor dem Final Four hatte er an seinem 32. Geburtstag sein letztes Spiel als Profi bestritten - anschließend zwang ihn ein Knorpelschaden im Knie zum Karriereende. "Trotzdem bin ich mit nach Hamburg gefahren. Als Zuschauer erlebt man so ein Spiel anders. Da kann ich mich noch an einzelne Szenen erinnern, zum Beispiel daran, dass ein Tor nicht gegeben wurde."

Nur als Co-Trainer erlebte Menzel, wie sich ein Halbfinal-Aus im Pokal anfühlt: 2002 waren die Kieler dem TBV Lemgo mit 28:34 unterlegen. Seit über zehn Jahren indes gilt: Qualifiziert sich der THW für das Final Four, gewinnt er es auch. Seit 2010 ist Menzel als Betreuer dabei, kümmert sich um den Zeitplan für die Mannschaft und stimmt unter anderem alle Details mit den Trainern und dem Hotel ab. "Wenn für 13 Uhr Essen geplant war, ist es wichtig, dass es auch um 13 Uhr auf dem Tisch steht. Es gibt nichts Schlimmeres, als eine hungrige Meute da sitzen zu haben, die eigentlich schnell wieder zurück aufs Zimmer will", sagt er.

Noch etwas darf auf keinen Fall fehlen: Menzels Glücks-Kugelschreiber. Mit ihm führt Menzel bei jedem Spiel die Statistik, auf die die Trainer während der Partie zurückgreifen. "Ich habe immer einen ganzen Haufen Stifte mit dabei. Die kann auch jeder nehmen. Aber mit diesem einen führe ich die Statistik. Und den gebe ich auch nicht aus der Hand. Selbst wenn Alfred (Gislason, THW-Trainer, d. Red.) oder Viktor (Szilagyi, Sportlicher Leiter, d. Red.) mir das Brett entreißen."

Mit der Vorbereitung stellt sich bei Menzel auch die Vorfreude auf Hamburg ein. "Inzwischen ist das ja ein Riesen-Event geworden", sagt er. Er habe mit Blick auf die Endrunde, in der der THW Kiel am Sonnabend (18.30 Uhr) im Halbfinale auf die Füchse Berlin trifft, ein "super Gefühl". "Ich merke ja, wie alle drauf sind. Und ich wünsche mir für Alfred, dass wir ihn mit einem Titel verabschieden - am besten mit allen drei."

(Von Merle Schaack, aus den Kieler Nachrichten vom 04.04.2019, Foto: Sascha Klahn)