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KN: Zebras haben Appetit auf mehr

DHB-Pokal

KN: Zebras haben Appetit auf mehr

Kiel/Berlin. Der Tag danach: moderate Katerstimmung beim THW Kiel. Die Feier nach dem Pokalsieg beim Final Four war intensiv, schwappte aus der Hamburger Barclaycard Arena in den Mannschaftsbus und aus dem Bus ins Kieler Restaurant "Toni’s". Doch gegen Mitternacht lag der Großteil der Zebraherde bereits in den Federn. Die einen rief die Pflicht in ihren Nationalmannschaften, für die in dieser Woche die Qualifikation für die Europameisterschaft 2020 ansteht. Andere können es sich ein paar Tage im Urlaub gutgehen lassen.

Nach einer kurzen, aber intensiven Pokalfeier gilt der Fokus dem nächsten Titel

Der alte Handball-Rekordpokalsieger ist auch der neue Pokalsieger. Der elfte "Pott" ist in trockenen Tüchern. Das wollten die Kieler Helden am Sonntag erst einmal genießen, konnten aber zwischen Sektfontänen, Bierduschen und Prost-Marathon ihren Durst nach mehr nicht verbergen. "Jetzt genießen wir den ersten Titel der Saison. Aber der EHF-Cup als zweiter Titel wäre schon schön", sagte Kapitän Domagoj Duvnjak. Am 17. und 18. Mai steht der THW vor eigenem Publikum im Final Four um den EHF-Cup. In der Meisterschaft liegen die Zebras vier Punkte hinter der SG Flensburg-Handewitt auf Rang zwei, haben es nicht mehr selbst in der Hand.

Hendrik Pekeler hatte seine Pokal-Medaille sorgsam in der Socke verstaut, wo sich ansonsten das Reserve-Kaugummi des Kieler Kreisläufers befindet. Auch Pekeler genoss den Moment: "Alfreds Hamburg-Serie hat gehalten, und jetzt wollen wir gerne auch in den anderen beiden Wettbewerben am Ende der strahlende Sieger sein." Während Final-Teufelskerl Harald Reinkind, der erst beim Videostudium vor der Partie von seinem Startsieben-Einsatz erfahren hatte, schon nach dem 28:24-Sieg gegen den SC Magdeburg keine Stimme mehr hatte und einen feuchtfröhlichen Abend ankündigte ("Heute ist Vollgas erlaubt"), endete für Pekeler und die anderen deutschen Nationalspieler Steffen Weinhold, Andreas Wolff und Patrick Wiencek die Nacht früh.

Um 8 Uhr setzte sich das Quartett mit dem Zug in Bewegung in Richtung Berlin. Zweimal trifft die deutsche Nationalmannschaft in dieser Woche auf Polen, am Mittwoch in Gleiwitz und am Sonnabend in Halle/Westfalen. Am Montag um 15 Uhr stand zudem ein Besuch bei Kanzlerin Angela Merkel auf dem Programm. Auch Duvnjak, Miha Zarabec, Niklas und Magnus Landin sowie Nikola Bilyk sind für ihre Länder auf internationaler Bühne gefragt, andere Akteure verabschiedeten sich in einen Kurzurlaub. Rune Dahmke beispielsweise reiste nach Wien zu Freundin Stine Oftedal. 

Wieder einmal hatte es Alfred Gislason der Konkurrenz mit einer taktischen Glanzleistung gezeigt. Vor zwei Jahren hatte der Isländer Rune Dahmke im Finale als Mittelmann aus dem Hut gezaubert. Am Wochenende wechselte er zwischen Halbfinale und Endspiel seinen kompletten Rückraum aus und wurde nicht enttäuscht. "Für mich war das Risiko weniger groß, im Finale mit einer frischen Rückraumlinie anzufangen, denn Duvnjak, Zarabec, Weinhold hatten im Halbfinale durchgespielt. Ich hätte sie sowieso irgendwann auswechseln müssen." Es sei schön, "in meiner letzten Saison beim THW nicht leer auszugehen", so Gislason. Zurücklehnen werde sich der 59-Jährige jetzt allerdings nicht: "Wir haben noch jede Menge Appetit auf mehr Titel. An mir soll es nicht liegen."

Und an Kanzlerin Merkel auch nicht. Die machte den THW Kiel in ihrem Grußwort beim Empfang der Nationalmannschaft im Kanzleramt am Montag kurzerhand schon mal zum deutschen Meister.

(Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 09.04.2019, Foto: Sascha Klahn)