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KN: Gut gelaunt in die WM-Vorbereitung

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KN: Gut gelaunt in die WM-Vorbereitung

Kamen. Die Spieler fielen sich bei der Begrüßung herzlich in die Arme, der scheidende Bundestrainer Dagur Sigurdsson lächelte die Verletzungssorgen einfach weg. Die Stimmung bei den deutschen Handballern zu Beginn der heißen Phase der WM-Vorbereitung hätte besser kaum sein können, das Selbstvertrauen ist nach dem Gewinn des EM-Titels und Olympia-Bronze gewaltig gewachsen.

"Diese Mannschaft hat das Potenzial, Weltmeister zu werden", sagte Andreas Wolff, Nationaltorhüter des THW Kiel: "Mein Ziel ist Platz eins." Tobias Reichmann geht ebenfalls mit hohen Erwartungen in die WM in Frankreich (11. bis 29. Januar). "Wenn wir daran anknüpfen, wo wir aufgehört haben, können wir um die Medaillen mitspielen. Wir sind hungrig", sagte der Rechtsaußen. Angesichts der kurzen Vorbereitungszeit hat Sigurdsson seine Spieler noch vor dem Jahreswechsel zu einem dreitägigen Trainingslager im SportCentrum Kamen-Kaiserau zusammengezogen. Abwehrchef Finn Lemke konnte aufgrund von Rückenproblemen am Mittwoch allerdings noch nicht trainieren. Von besinnlichen Tagen kurz vor Silvester kann in Kamen keine Rede sein. "Wir werden unser Spielsystem auffrischen und etwas Richtung Athletik machen. Da bleibt Anfang Januar nicht mehr viel Zeit für", sagte Sigurdsson, der nach der WM nach Japan wechseln wird. "Es ist die kürzeste Turnier-Vorbereitung überhaupt. Wir haben nicht viel Zeit, also werden wir in den nächsten Tagen Gas geben." Statt geruhsame Weihnachtsfeiertage mit ihren Familien zu verbringen, waren fast alle Nationalspieler noch am Montag und Dienstag in der Bundesliga im Einsatz. "Wir sind alle froh, wenn wir mal zwei, drei Tage abschalten können", sagte Andreas Wolff. Und selbst Sigurdsson räumte im Vorfeld ein, dass "die Belastung gerade im November und Dezember extrem ist". Rücksicht könne er darauf aber nicht nehmen. "Alle Spieler brauchen Regeneration, darum kriegen sie ja auch über Silvester zwei Tage frei", sagte der Isländer schmunzelnd. Seine letzte Aufgabe beim Deutschen Handballbund (DHB) geht er gewohnt optimistisch und gut gelaunt an, auch wenn er im Rückraum auf die Kieler Steffen Weinhold und Christian Dissinger sowie auf Fabian Wiede (Berlin) und Martin Strobel (Balingen) verzichten muss. Auch Hendrik Pekeler steht am Kreis nicht zur Verfügung. Sigurdsson sieht in seinem vorläufigen 18er-Kader, den er noch auf 16 Spieler reduzieren muss, genug Qualität: "Oft waren wir schlechter besetzt. Deswegen mache ich mir keine großen Sorgen. Die Ausfälle sind kein Neuland für uns, das ist Realität." Mit der gestiegenen Erwartungshaltung an sein Team geht der 43-Jährige locker um. "Wir machen uns keinen großen Kopf. Wir sind natürlich mehr in die Favoritenrolle reingerutscht. Das ist auch gut so", sagte Sigurdsson, der die gute Stimmung bei den "Bad Boys" hervorhob: "Wir sind gut drauf, die Jungs haben Spaß." Beim Turnier in Frankreich wird es wohl verstärkt auf die taktische Brillanz und die Motivationskünste des Isländers ankommen. Auch deshalb verzichtet der Coach zunächst auf besondere Teambuilding-Maßnahmen. Anstatt erneut mit dem Team nach Island zu fahren oder zum Boxtraining zu gehen, bräuchten die Spieler jetzt vor allem "viel reines Handballtraining", sagte er. Nach einer kurzen Pause über den Jahreswechsel wird sich die DHB-Auswahl am 2. Januar erneut in Kamen treffen. In den Länderspielen gegen Rumänien (3. Januar) in Krefeld und gegen Österreich (9. Januar) in Kassel wollen sich die deutschen Handballer dann endgültig in WM-Form bringen. In Frankreich trifft der Weltmeister von 2007 in der Vorrunde auf Ungarn (13. Januar), Chile (15. Januar), Saudi-Arabien (17. Januar), Weißrussland (18. Januar) und Kroatien (20. Januar). "Da muss man erst einmal durchkommen. Da dürfen wir uns keine Aussetzer erlauben", sagte Sigurdsson. Die besten vier Teams erreichen das Achtelfinale, aber der Europameister will mehr. (Von Nils Bastek und Kaspar Kamp, aus den Kieler Nachrichten vom 30.12.2016, Foto: Archiv/Sascha Klahn)