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KN: Brisanter Auftakt der Handball-EM

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KN: Brisanter Auftakt der Handball-EM

Zagreb. Die Stimmung ist schon vor diesem besonderen Handball-Auftakt angespannt. Heute (20.30 Uhr) startet Kroatien in seine Europameisterschaft - mit einem Spiel gegen Serbien. Brisanter könnte eine Konstellation zu Beginn eines sportlichen Großturnieres auf dem Balkan eigentlich nicht sein. Sorgenvoller auch nicht. "Wir tun immer so, als sei das irgendein Spiel. Aber das ist es nicht", sagt der frühere kroatische Nationalcoach Slavko Goluza. "Wir werden sie sicher nicht mit Applaus empfangen."

"Die Halle wird überkochen"

Kroatien gegen Serbien: Zumindest vordergründig spielt es keine größere Rolle, in welcher Sportart beide Nationen aufeinandertreffen, sondern, dass sie es tun. Vergangene Duelle der Nachbarländer waren nicht selten begleitet von teils heftigen Auseinandersetzungen. Bei der Handball-EM 2012 in Serbien hatten heimische Fans ihre kroatischen Gäste attackiert. Dass Handball in Kroatien nach Fußball die beliebteste Sportart ist und die Kroaten zu Hause unbedingt den Titel holen wollen, macht die Situation nicht unbedingt entspannter.

"Unser ganzes Land wünscht sich den Sieg, erwartet aber zumindest eine Medaille", sagte Kroatiens Superstar, THW-Kapitän Domagoj Duvnjak. "Der Druck wird riesig sein." Auch auf die Sicherheitsbehörden in Split. Gut 500 Kilometer trennen Serbiens Hauptstadt Belgrad von der kroatischen Küstenstadt. Etliche Serben werden zum Spiel erwartet. Die Polizei in Split warnte bereits davor, feindliche Banner aufzuhängen oder nationalistische Lieder anzustimmen.

Auch sportlich birgt die Partie Brisanz, vor allem für Kroatien. Nach dem WM-Titel 2003 und dem Olympiasieg 2004 sehnt sich nicht nur das Team von Trainerfuchs Lino Cervar nach dem nächsten sportlichen Großerfolg. Der 67-Jährige hatte das Team schon zu WM- und Olympia-Gold geführt, 2017 holten die Kroaten ihn zurück, damit er sie auch zum EM-Sieg im eigenen Land führt.

"Das ist der Trainer, mit dem Kroatien all seine Titel gewonnen hat", sagte Duvnjak. "Ihn als Coach zu haben, ist ein ganz großes Plus." Duvnjak, Welthandballer 2013, ist Cervars verlängerter Arm auf der Platte. Der Kieler Rückraumspieler ist nach einer Patellasehnen-OP erst seit kurzem wieder einigermaßen fit, THW-Coach Alfred Gislason hatte ihm daher sogar von der EM-Teilnahme abgeraten. Für "Dule" war das nie eine Option.

Mit ihm steht und fällt das Spiel der Kroaten. "Wenn sie es schaffen, sich in einen Rausch zu spielen, sind sie sehr hoch zu handeln", meint Bundestrainer Christian Prokop. Schon heute werde die Halle überkochen, sagt Duvnjak. Damit rechnen auch die Sicherheitsbehörden.

(Aus den Kieler Nachrichten vom 12.01.2017, Foto: Sascha Klahn)