fbpx

KN: Von der Ferieninsel in die WM-Arena

Weitere

KN: Von der Ferieninsel in die WM-Arena

Herning. Kurz nach Weihnachten sortierte Norwegens Nationaltrainer Christian Berge Harald Reinkind aus. Statt sich mit der Nationalmannschaft auf die Handball-WM vorzubereiten, buchte der enttäuschte Linkshänder vom THW Kiel einen Urlaub auf Gran Canaria - doch der war noch am Tag der Ankunft wieder beendet.

THW-Profi Harald Reinkind ließ für Norwegen einen Traumurlaub sausen

"Wir waren gerade gelandet und saßen beim Mittagessen, da klingelte das Telefon", erzählt der 26-Jährige. Auf dem Display leuchtete der Name "Christian Berge". "Da war schon klar, dass er nicht nachträglich frohe Weihnachten wünschen wollte. Ich wusste sofort, dass sich jemand verletzt haben musste", sagt Reinkind. Kent Robin Tønnesen (Telekom Veszprem) hatte sich eine Woche vor Turnierbeginn im Training die Hand gebrochen. Anstatt auf der Trauminsel mit Freundin Lise ihren Geburtstag zu feiern, packte die Familie ihre Koffer gar nicht erst richtig aus, sondern flog mit Söhnchen Tobias wieder nach Norwegen.

Dort stieß Reinkind als dritter Rückraum-Linkshänder neben Magnus Rød und Eivind Tangen zum Nationalteam. Welche Rolle er im Turnier spielen soll, darüber hat Trainer Christian Berge mit ihm nicht gesprochen. Bei den deutlichen Siegen über Tunesien (34:24) und Saudi-Arabien (40:21) war der Kieler nur dritte Wahl auf seiner Position. "Christian hat nur gesagt, wenn ich spiele, soll ich so spielen wie für den THW gegen die Rhein-Neckar Löwen." Im letzten Bundesliga-Spiel vor der WM-Pause hatte Reinkind beim 31:28-Sieg des THW über die Löwen als siebenfacher Torschütze geglänzt. Beim 34:24 über Österreich gestern durfte er über 35 Minuten ran, holte dabei vier Siebenmeter raus und bereitete weitere vier Tore vor.

Dem Urlaub trauert Reinkind nicht nach - immerhin ist es seine erste WM-Teilnahme. 2017 in Frankreich stand er zwar im erweiterten Kader. Wegen einer Bauchmuskelverletzung konnte er aber nur als Zuschauer verfolgen, wie Norwegen zum ersten Mal in seiner Handball-Geschichte bis ins Finale kam und Silber holte. "Nein, es war keine Frage, ob ich zurück fliege. Viel eher eine positive Ãœberraschung", sagt Reinkind. "Ich war schon sehr enttäuscht, als ich nicht nominiert wurde. Ich finde, dass ich in diese Truppe gehöre."

(Von Merle Schaack, aus den Kieler Nachrichten vom 15.11.2019, Foto: Archiv/Sascha Klahn)